Eigentlich ist Maurice Dijols am Ziel. Nach einem Übernahmekrieg, der nur wenige Wochen dauerte, sicherte der Investor sich über sein Vehikel Joma Industrial die Mehrheit am österreichischen Ölbohrspezialisten Cat Oil.
Die alten Besitzer des Wiener Unternehmens, das einen Börsenwert von über 700 Millionen Euro hat, versuchten zwar, sich zu wehren: Das Übernahmeangebot Dijols, der eine Call-Option ausgeübt hatte, sei nicht rechtens. Aber das Gericht gab dem ehemaligen Schlumberger-Manager Dijols Recht. Schon bald ließen sich die Manager von Cat Oil mittels Change-of-Control-Klausel den goldenen Handschlag geben – darunter auch Chief Operating Officer Anna Brinkmann.
Cat Oil beschuldigt auch Edward Brinkmann
Eigentlich schien die Affäre erledigt. Doch jetzt bekommt der Fall eine neue Wendung: Cat Oil, mittlerweile im Besitz von Dijols, wirft Anna Brinkmann vor, Geld veruntreut zu haben. Sie habe „im Einkauf für den operativen Betrieb Gesellschaften zwischengeschaltet, die nicht dem Konzern angehörten und die von den Beschaffungsvorgängen in zweistelliger Millionenhöhe profitiert hatten, ohne dass eine wirtschaftliche Rechtfertigung ersichtlich ist“, heißt es in einer Mitteilung von Cat Oil. Das Unternehmen erwirbt unter anderem hochmodernes Ölförder-Equipment und Bohrflotten, um diese dann an Kunden zu vermieten, bei denen es sich in erster Linie um russische Öl- und Gaskonzerne handelt.
„Es besteht der dringende Verdacht, dass diese Gesellschaften Anna Brinkmann zuzurechnen sind und dieses Beschaffungssystem somit vorsätzlich zum Nachteil der Gesellschaft betrieben wurde“, heißt es weiter in der Mitteilung. Neben Anna Brinkmann beschuldigt Cat Oil auch deren Sohn Edward, Geld veruntreut zu haben – dieser war bis vor dem Eigentümerwechsel Prokurist des Unternehmens.
Info
Update August 2018
Die Verfahren gegen Anna Brinkmann und ihren Sohn Edward sowie gegen eine weitere ehemalige Managerin aus der Cat-Oil-Gruppe sind im Sommer 2018 eingestellt werden, berichtet die österreichische Nachrichtenplattform „Addendum“. Der Plattform liegt nach eigenen Angaben eine Einstellungsbegründung der Staatsanwaltschaft vom 29. Juli 2018 vor.