Die US-Justizbehörden erhöhen den Druck auf Daimler. Jetzt muss der Autokonzern eine Untersuchung im Hinblick auf vermeintlich zu hohe Messwerte bei Dieselmotoren vornehmen. Das teilte das Unternehmen in der Nacht zu Freitag mit. Die US-Behörden verlangen eine interne Untersuchung des Zertifizierungs- und Zulassungsprozesses in Bezug auf die Abgasemissionen in den USA. Die Überprüfung wird in Abstimmung mit dem Department of Justice erfolgen.
Daimler war bereits im Februar in den Sog des Dieselskandals geraten, als bekannt wurde, dass in den USA gegen den Konzern eine Sammelklage wegen angeblich zu hoher Dieselwerte droht. Daimler streitet die Vorwürfe vehement ab. Auch in der Mitteilung zu den nun geforderten Untersuchung betont Daimler erneut, man halte „die Sammelklage für unbegründet“ und werde sich dagegen „mit sämtlichen juristischen Mitteln zur Wehr setzen“. Das Unternehmen kündigte eine interne Untersuchung an und will mit den Behörden „vollumfänglich“ kooperieren.
Vorwürfe im Dieselskandal drücken die Daimler-Aktie
Auch wenn derzeit noch völlig unklar ist, ob Daimler-Fahrzeuge tatsächlich die Abgasgrenzwerte verletzt haben oder ob sogar ähnlich wie bei VW auch bei Daimler eine Manipulationssoftware im Einsatz sein könnte – was das Daimler-Management wiederholt vehement bestritten hat –, lastet der Vorstoß der US-Behörden auf dem Aktienkurs. Er ging zwischen Donnerstagabend und Freitagvormittag um mehr als 5 Prozent zurück. Neben dem Druck der US-Behörden haben auch schwache Geschäftszahlen den Aktienkurs gedrückt: Daimler vermeldete heute für das erste Quartal zwar einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahresquartal, das Ebit ging wegen hoher Vorlaufkosten für anstehende Modellwechsel aber um 26 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro zurück.
Dennoch befindet sich der Automobilkonzern insgesamt in finanziell in guter Verfassung. Die Nettoliquidität im Industriegeschäft betrug Ende 2015 rund 18,5 Milliarden Euro, der Free Cashflow im Jahr 2015 lag bei rund 3,9 Milliarden Euro. Während die Nettoliquidität im ersten Quartal 2016 auf ähnlichem Niveau blieb, lag der Free Cashflow im Industriegeschäft dagegen bei weniger als 300 Millionen Euro. Grund dafür waren laut Daimler unter anderem Einschüsse in die Daimler-Pensionsfons, die der Autokonzern wiederholt vornimmt.
Die hohen Cash-Überschüsse nutzte Daimler-CFO Bodo Uebber weiterhin für eine kräftige Aufstockung der Dividende von 2,45 Euro auf 3,25 Euro. Die Liquidität wurde noch zusätzlich gestärkt, indem Uebber im Januar für 3,25 Milliarden Euro Anleihen platzierte.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.