Was lange währt, wird endlich gut: Ab morgen geht im Euro-Zahlungsverkehr nichts mehr ohne Sepa, die Frist für die Umstellung läuft mit dem heutigen Tag ab. Unternehmen dürfen Zahlungsdateien dann nur noch im Sepa-Format bei ihren Banken einreichen – alte, nationale Formate dürfen die Institute nicht mehr akzeptieren. Im schlimmsten Fall müssten Zahlungen abgewiesen werden.
Mit größeren Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr rechnet jedoch kaum jemand, wie eine Blitzumfrage der FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer unter sieben Banken, vier Treasury-Systemanbietern und einem Beratungshaus ergeben hat. Denn die überwältigende Mehrheit der Unternehmen hat ihre Umstellung abgeschlossen: Laut aktuellen Zahlen der Bundesbank wurden im Juni 92,7 Prozent aller Überweisungen im Sepa-Format getätigt, bei Lastschriften waren es 84 Prozent. Hier liegt der Zielwert aufgrund einer Ausnahmeregel für das elektronische Lastschriftverfahren (ELV) allerdings unter 100 Prozent.
Für die Minderheit, die es mit der Umstellung im eigenen Haus nicht mehr geschafft hat, stehen Konvertierungslösungen bereit. Die Commerzbank, die HypoVereinsbank und Barclays etwa bieten ihren Kunden diese Lösungen an. Andere Banken wie die BNP Paribas oder die Deutsche Bank haben zwar keine eigenen Lösungen im Einsatz, helfen ihren Kunden aber auch noch kurzfristig bei der Suche. Hier springen in der Regel Systemanbieter ein.
Verlängerung der Sepa-Übergangsfrist im Rückblick richtig
Dass die Sepa-Umstellung nun doch glimpflich über die Bühne geht, ist auch dem Einschreiten der EU-Kommission im Januar zu verdanken: Kurz vor dem ursprünglich angedachten Ablauf der Sepa-Frist am 1. Februar, kündigte sie überraschend eine sechsmonatige Verlängerung an. Die Nutzungsdaten von Sepa-Zahlungen lagen damals in einigen Euro-Ländern sogar unter 50 Prozent, die EU befürchtete ein Chaos im Zahlungsverkehr.
Der Aufschrei unter den Banken war damals trotzdem groß: Die Deutsche Kreditwirtschaft, ein Zusammenschluss der Spitzenverbände der deutschen Kreditinstitute, bezeichnete den Schritt als „nicht notwendig“. Sie befürchtete, dass Unternehmen die – vielfach ungeliebte – Umstellung auf den neuen Euro-Zahlungsverkehr nun wieder aufschieben würden.
Nicht zuletzt auch aus eigenem Interesse war man gegen die Verlängerung: Die Banken mussten die nationalen Altsysteme sechs weitere Monate betreiben – und wer wie die Commerzbank auf Konvertierungslösungen gesetzt hat, sah nun die Nachfrage nach den extra entwickelten neuen Produkten schwinden.
Im Rückblick fällt die Beurteilung der Verlängerung dann aber doch weitestgehend positiv aus: „Unsere Kunden haben die letzten Monate intensiv genutzt“, sagt Franz Zahn, Leiter Transaction Banking der HypoVereinsbank. Wer die Umstellung nicht rechtzeitig zur ursprünglichen Deadline am 1. Februar beendet hat, konnte diese nun in Ruhe abschließen. Auch Unternehmen, die bereits fertig waren, haben von zusätzlichen Tests profitiert: „Die Fristverlängerung hat sicherlich zu einer insgesamt reibungsloseren Umstellung geführt“, sagt Andrej Ankerst, Leiter Cash Management für Deutschland und Österreich bei der BNP Paribas.
Jetzt beginnt Phase 2 im Sepa-Zahlungsverkehr
Die Mehrheit der Banken und Unternehmen ist nun dennoch froh, die leidige Umstellung hinter sich zu haben – auch wenn das Sepa-Projekt für die meisten Unternehmen noch nicht beendet ist. Im Gegenteil: Nun da die regulatorischen Mindestanforderungen erfüllt sind, wollen Treasurer endlich die vielfach versprochenen Vorteile des neuen Euro-Zahlungsverkehrs erzielen. „Unsere Kunden haben massiv in die Umstellung investiert und manche fragen zu Recht, ob es das jetzt schon gewesen ist“, sagt Lothar Meenen, Leiter Cash Management und Trade Finance Deutschland bei der Deutschen Bank.
Für viele Unternehmen soll es das noch nicht gewesen sein: Laut dem FINANCE Treasurer-Panel aus dem Mai lassen 30 Prozent der Befragten das Sepa-Projekt weiter laufen, um im zweiten Schritt durch Konsolidierung oder Zentralisierung des Zahlungsverkehrs Vorteile zu erzielen. So können Unternehmen etwa ihren gesamten Euro-Zahlungsverkehr künftig aus einem Land tätigen – zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis stehen dem noch zahlreiche regulatorische Hürden im Weg. Spannend bleibt es also auch nach dem 1. August.
Info
Wie geht es nach der Umstellung auf Sepa weiter? An welchen Stellen justieren die Regulierer noch nach und wie nutzen Unternehmen die Vorteile von Sepa im nächsten Schritt? Auf unserer Themenseite Sepa halten wir Sie auf dem Laufenden, weitergehende Informationen finden Sie auch bei der FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer.