Manfred Gentz (71) wird neuer Chef der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex. Der frühere Daimler-CFO Gentz tritt die Nachfolge des Commerzbank-Aufsichtsratschefs Klaus-Peter Müller an, der sein Amt als Vorsitzender der Kommission nach fünf Jahren abgibt. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung müssten lediglich Detailfragen zwischen Gentz und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) noch geklärt werden. Offen ist vor allem die weitere Finanzierung der Kommission. Seit Müllers Amtsantritt hatte die Commerzbank die Kosten getragen. Bei Gentz ist die Lage dagegen anders: Hinter ihm steht kein großes Unternehmen mehr, seit er im Mai 2012 seine Tätigkeit als Aufsichtsratschef der Deutschen Börse beendet hat.
BASF-CEO Kurt Bock für Auflösung der Kommission
Trotz allem ist die Ernennung von Gentz für die Kommission eine lang ersehnte positive Nachricht. Seit Müller Ende letzten Jahres mitgeteilt hatte, seinen Posten niederlegen zu wollen, war unter Hochdruck nach einem Nachfolger gesucht worden. Ursprünglich wollte Leutheusser-Schnarrenberger bereits auf der Jahreskonferenz der Kommission im Juni einen neuen Kandidaten präsentieren. Das Vorhaben schlug aber fehl, mehrere potentielle Nachfolger sollen dankend abgelehnt haben.
Die Arbeit der Kommission sieht sich seit Längerem der Kritik ausgesetzt, das vom Kabinett Schröder eingesetzte Gremium sei zu einem zahnlosen Tiger verkommen. Das Ziel, Unternehmen flächendeckend durch freiwillige Maßgaben zu guter Unternehmensführung anzuhalten und gleichzeitig die weitere gesetzliche Regulierung dieses Bereichs durch die Regierung überflüssig zu machen, habe die Kommission verfehlt, heißt es immer wieder. Erst im Juni hatte BASF-CEO Kurt Bock vor diesem Hintergrund auf die Frage, wer die Nachfolge von Müller an der Spitze der Kommission antreten solle, geantwortet: „Am besten niemand.“ Stattdessen sprach Bock sich dafür aus, die Kommission mangels vorzeigbaren Erfolgen aufzulösen.
Gentz scheut keine Konfrontationen
Mit Gentz hat die Kommission nun allerdings einen neuen Chef gefunden, der dafür bekannt ist, sich in öffentliche Debatten einzumischen und auch kontroverse Positionen zu vertreten. So hatte der Manager vor zwei Jahren unter anderem vor der Einführung einer gesetzlichen Frauenquote gewarnt und auf die Gefahr hingewiesen, dass durch den allgemeinen Aktionismus Männer in Unternehmen diskriminiert werden könnten.
Gentz, der heute neben diversen ehrenamtlichen Tätigkeiten auch Präsident der Internationalen Handelskammer Deutschland ist, begann seine Laufbahn 1970 als Management Trainee bei Daimler-Benz. Es folgte eine langjährige Karriere im Stuttgarter Autokonzern, ab 1985 wurde der promovierte Jurist schließlich zum festen Vorstandsmitglied ernannt. 1995 übernahm er die Leitung des Finanzressorts, das er auch nach dem Zusammenschluss von Daimler und Chrysler im fusionierten Konzern weiter führte.