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EZB bezwingt deutsche Mittelständler

Mittelständler reagieren auf die Niedrigzinspolitik der EZB.
wutwhatfoto/Thinkstock/iStock/GettyImages

Erstmals seit 2009 ist der Anlagebedarf von Unternehmen deutlich rückläufig. Das hat eine Studie der Fachhochschule des Mittelstands ergeben. Laut der Untersuchung haben 2017 nur noch 39 Prozent von 130 befragten Unternehmen Anlagebedarf, weil sie sehr hohe liquide Mittel parken müssen. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 57 Prozent. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch im Anlagevolumen wieder. Betrug dieses 2016 durchschnittlich noch rund 4,7 Millionen Euro, sind es im Folgejahr noch etwa 3,6 Millionen.

Die steigende Zurückhaltung der Mittelständler am Markt für kurzfristige Anlageprodukte erklärt Volker Wittberg, Professor an der Fachholschule des Mittelstands, damit, dass die Unternehmen ihr Geld vermehrt in Form von Investitionen oder M&A-Aktivitäten in Umlauf bringen. Wittberg sieht darin einen Beleg dafür, dass die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank endlich ihre Wirkung entfaltet.  

Risikobereitschaft der Mittelständler steigt

Auch im Asset-Management selbst denken die Finanzchefs im Mittelstand um. Der eigentlich für seinen Hang zu sicheren Anlageprodukten bekannte Mittelstand tendiert immer häufiger zu risikoreichen Alternativen. Wie die Studie zeigt, sind aktuell 22 Prozent der Befragten bereit, eine stärkere Kursschwankung in Kauf zu nehmen, solange der Ertrag aus der Geldanlage bei über 3 Prozent liegt. 2015 belief sich dieser Wert noch auf 11 Prozent.

Die höheren Renditeziele realisieren die Mittelständler auch über eine Veränderung der Laufzeitprofile ihrer Anlagen – kurze Laufzeiten verlieren an Bedeutung. Dies fällt vor allem bei Festgeldern und Termineinlagen auf. 58 Prozent der Unternehmen gaben an, aktuell über diese Form der Anlage zu verfügen – 2016 waren es noch 73 Prozent. Ein ähnliches Bild zeichnen die Sichteinlagen, wo die Quote im Vergleich zum Vorjahr von 72 auf 54 Prozent zurückging.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

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