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Hilflose Manager: CFOs ohne Reputationsstrategien

Hoffen, dass nichts passiert: Viele CFOs und Risikomanager haben keine Strategien, um Reputationsrisiken in den Griff zu bekommen.
iStock / Thinkstock / Getty Images

Der Pferdefleischskandal wegen undurchsichtiger Lieferketten, der Einsturz einer Kleiderfabrik in Bangladesch oder „klassische“ Compliance-Skandale wie Kartelle und Korruptionsfälle: Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht große Unternehmen Schlagzeilen machen, die sie um ihren Ruf zittern lassen müssen. In Zeiten, in denen auch der durchschnittliche Mittelständler über weit verzweigte Lieferketten verfügt, sind Unternehmen aller Branchen zwar für das Thema Reputationsrisiken sensibilisiert. Praktisch ist die Mehrheit beim Umgang mit Reputationsrisiken aber offenbar völlig hilflos, wie die Untersuchung „Reputation at Risk – Ace European Risk Briefing 2013“ des Versicherers Ace Group zeigt.

Risikomanagement: Der Ruf als wertvollstes Asset

650 Risk Manager, CROs, CFOs und COOs aus europäischen Ländern und dem Mittleren Osten hat die Versicherungsgruppe befragt und der Tenor ist eindeutig: Für 81 Prozent der Studienteilnehmer gibt es kein wertvolleres Asset als den Ruf des eigenen Unternehmens – einen Weg, ihn wirksam zu schützen, suchen die meisten bislang aber vergeblich. Die überwältigende Mehrheit von 92 Prozent meint, dass kein Risiko schwieriger zu managen ist als das Reputationsrisiko.

Das größte Kopfzerbrechen bereiten den Befragten ausländische Standorte: Sei es, dass sie die schlechten Arbeitsbedingungen an ausländischen Niederlassungen für Angestellte (41 Prozent) als potentielles Risiko einstufen oder die sich darum sorgen, dass außerhalb des Heimatlandes Betrug und Korruption in Tochtergesellschaften an der Tagesordnung sind (36 Prozent). Dabei befürchten die Teilnehmer offenbar auch eine Folge der gewählten Kostensparstrategien durch Standortverlagerung in billigeren Ländern. Ähnliches gilt offenbar auch für die mittlerweile oft lange und weit verzweigte Lieferketten: Hier hat ein Viertel der Befragten Angst, den Überblick zu verlieren und so ins Zentrum eines Skandals zu geraten.

CFOs können Konsequenzen nicht beziffern

Besonders sorgen sich die Befragten darum, dass Compliance-Vorfälle bestehende Kundenbeziehungen schädigen oder dem Aufbau neuer Kundenkontakte im Weg stehen könnten. Aber auch ein möglicher Gewinnverlust und der Einbruch des Börsenwerts bei gelisteten Unternehmen machen den Risikoexperten Sorge. Erstaunlich ist aber, dass drei Viertel überhaupt keine Vorstellung davon hat, welche finanziellen Konsequenzen sich aus den verschiedenen denkbaren Risiko-Szenarien ergeben könnten.

Aber nicht nur in dieser Hinsicht stehen die Studienteilnehmer hilflos da. Auch wenn es darum geht, nach einem Skandal Schadensbegrenzung zu betreiben und den Ruf wiederherzustellen, stochern die meisten im Nebel: Gerade einmal 32 Prozent glauben, dass ihr Unternehmen über geeignete Mechanismen verfügt, um seinen Ruf nach Vorfällen zu reparieren – beispielsweise durch Kommunikationskampagnen und einer öffentlichen Aufklärung, wie sie ThyssenKrupp in letzter Zeit zu betreiben versucht. Dem Rest bleibt nichts anderes übrig, als weiter auf das Prinzip Hoffnung zu setzen und darauf zu vertrauen, dass im eigenen Haus schon nichts passieren wird, was an die Öffentlichkeit gelangt. Die unmittelbaren finanziellen Vorteile beispielsweise durch die Produktion an Billigstandorten wiegen offensichtlich die potentiellen Risiken immer noch auf. Wie ernst die Unternehmen ihren Ruf tatsächlich nehmen, erscheint unter diesen Umständen fragwürdig.

Das vollständige Papier zu den Reputationsrisiken finden Sie hier in unserer FINANCE White Paper Library zum kostenlosen Download.

sarah.nitsche[at]finance-magazin.de

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