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Politische Krisen werden für Unternehmen immer mehr zum Risiko

Politische Krisen wie in der Ukraine haben auch in Deutschland die Risikowahrnehmung verändert.
jon11/iStock/Thinkstock/Getty Images

Politische Krisen sind als Risikofaktor in der Wahrnehmung deutscher Risikomanager deutlich gestiegen. Das Allianz Risk Barometer listet den Risikofaktor in diesem Jahr auf Platz neun, er ist damit erstmals in den Top Ten vertreten. 13 Prozent der Antworten der befragten Risikomanager und Experten nannten politische Krisen als eines der größten Risiken für ein Unternehmen in diesem Jahr (Details zur Methodik im Infokasten am Ende dieses Artikels).

Der Risikofaktor „Politische/soziale Unruhen und Krieg“ taucht in der EMEA-Region ebenfalls erstmals unter den größten Risiken auf und liegt auf Platz acht. Wenig überraschend findet sich dieser Faktor in Russland in den Top Drei. Allerdings sehen auch die Befragten in der Schweiz dieses Risiko als eines der größten überhaupt an.

Die Zahlen machen deutlich, dass die die Intensität der politischen Spannungen in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen hat. Mit der Ukraine-Krise scheint den Marktteilnehmern wieder klar geworden zu sein, dass auch Europa kein Ruhepol mehr ist. Auch die dramatischen Entwicklungen am Ölmarkt verstärken die Unsicherheit.

Cyberrisiken verschärfen sich

Neben den geopolitischen Unsicherheiten ist das Thema Cyberrisiken endgültig ins Blickfeld der Unternehmen gerückt. In Deutschland sehen 32 Prozent der Befragten Cyberrisiken als eine der größten Bedrohungen 2015 an. Damit rückte das Thema in Deutschland von Platz sechs auf Rang zwei der größten Risiken vor. Weltweit liegen Cyberrisiken auf Platz fünf. Ein erhöhtes Risiko durch Cyberattacken wird in allen Branchen wahrgenommen. Laut der Studie sind jedoch vor allem Finanzdienstleister, das verarbeitende Gewerbe, Energie- und Versorgungsunternehmen sowie Maschinen- und Anlagenbauer besonders besorgt.

Die Befragten fürchten vor allem den Diebstahl und die Manipulation von Daten, was zu erheblichen Reputationsrisiken führen kann. Allerdings können auch die eigenen Angestellten ein Risiko darstellen. Gerade im Bereich der Cyberrisiken haben Risikomanager noch Nachholbedarf. Nach den Ergebnissen der Studie ist es das Risiko, auf das Unternehmen noch am wenigsten vorbereitet sind.

Betriebsunterbrechung ist weiterhin größtes Risiko

Wie im Vorjahr gilt weiterhin die Betriebsunterbrechung oder die Unterbrechung der Lieferkette als größtes Unternehmensrisiko. 46 Prozent aller Befragten sehen darin weltweit die größte Gefahr für Unternehmen. Auch in Deutschland ist die Unterbrechung des Geschäfts mit 55 Prozent nach wie vor das größte wahrgenommene Risiko.

Vor allem Naturkatastrophen können nach Einschätzung der Befragten die Lieferketten stören. Aber auch politische Ursachen, wie zum Beispiel Handelssperren oder Regierungswechsel werden als Gefahr für die Stabilität des Betriebsablaufs gesehen. Die wachsenden Abhängigkeiten durch die starke globale Vernetzung der Unternehmen werden für Risikoverantwortliche weiterhin die größte Herausforderung bleiben.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Für das Allianz Risk Barometer wurden zum vierten Mal Risikomanager und Experten aus der Unternehmensversicherung der Allianz Gruppe sowie aus Unternehmen befragt, insgesamt waren es 516 Teilnehmer aus 47 Ländern. Die Befragten wurden gebeten für ein oder zwei Industriesektoren, die sie gut kennen, bis zu drei Risiken zu nennen, die ihrer Ansicht nach am wichtigsten sind. Gut die Hälfte der Antworten bezieht sich auf Großunternehmen ab einem Umsatz von 500 Millionen Euro.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.

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