Der chinesische Renminbi ist trotz der eingeschränkten Konvertierbarkeit inzwischen zur drittwichtigsten Fremdwährung deutscher Großkonzerne aufgerückt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse über die Praxis des Währungsmanagements der 30 im deutschen Aktienindex DAX vertretenen Unternehmen. Basis der Untersuchung waren die Geschäftsberichte aus dem Jahr 2011. Demnach rangiert der Renminbi nur noch hinter dem US-Dollar und dem britischen Pfund. Auf Platz vier der wichtigsten Fremdwährungen liegt der japanische Yen. Mit der sukzessiven Liberalisierung der chinesischen Währung dürfte die Bedeutung des Renminbi in den kommenden Jahren noch deutlich steigen.
Ziel des Währungsmanagements der Unternehmen ist die Begrenzung negativer finanzieller Auswirkungen auf das Ergebnis. Zur Wechselkurssicherung verwenden alle Gesellschaften derivative Finanzinstrumente. Kumuliert hatten die Unternehmen Währungsderivate im Nominalvolumen von 255 Milliarden Euro in den Büchern. Zur Anwendung kommt dabei ein Mix aus verschiedenen Derivaten: Devisentermingeschäfte dominieren in der Praxis. Neun von zehn DAX-Gesellschaften setzen diese Instrumente ein. Auch Devisenswaps sind im Baukasten der Wechselkurssicherung häufig zu finden. Dabei gehören Zins-Währungsswaps zu den beliebtesten Instrumenten. Zwei Drittel der Unternehmen nutzen zudem Devisenoptionen. Die Möglichkeit, an positiven Wechselkursentwicklungen zu partizipieren wird jedoch mit höheren Kosten erkauft.
Natural Hedging weit verbreitet
Bei den angewendeten Hedging-Methoden dominiert der Mikro-Hedge. 70 Prozent der Unternehmen, die dazu Angaben in ihren Geschäftsberichten machten, erklärten, die Wechselkursrisiken auf Einzelgeschäftsebene durch ein entsprechendes Sicherungsgeschäft glattzustellen. 40 bzw. 30 Prozent der Unternehmen nutzen auch Makro-Hedges bzw. Portfolio-Hedges. Nur jeder dritte DAX-Konzern veröffentlichte Informationen über den Umfang der Wechselkursabsicherung. 40 Prozent dieser Unternehmen gaben an, FX-Risiken komplett über Sicherungsgeschäfte zu eliminieren. 50 Prozent sichern partiell ab, wobei die Absicherungsquoten zwischen 50 und 80 Prozent liegen. Lediglich zehn Prozent der darüber berichtenden Firmen sagten aus, dass sie von Fall zu Fall entschieden, ob eine Absicherung notwendig ist.
Gut die Hälfte der DAX-Gesellschaften versucht zudem, Teile ihrer Fremdwährungsrisiken ohne den Einsatz von Derivaten im Rahmen von Natural Hedging zu managen, indem sowohl Kosten als auch Erlöse in Fremdwährungen geniert werden, um das Währungsexposure von Anfang an niedrig zu halten. „Der Anteil dieser Strategie dürfte in der Realität aber weit höher sein. Jedoch machten dazu nicht alle Unternehmen explizite Angaben“, sagt Andreas Spatzl, Autor der Studie. Die Absicherung der Währungsrisiken erfolgt überwiegend zentral im Treasury der jeweiligen Unternehmen. In einigen Gesellschaften teilen sich zentrale und lokale Treasury-Abteilungen im Ausland die Arbeit, und nur in einer AG wird das Wechselkursrisiko ausschließlich in den lokalen abgesichert.