Der Start-up-Investor Rocket Internet will seine hohen Geldbestände abbauen. Dafür haben die Berliner ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von bis zu 100 Millionen Euro angekündigt. Rocket kann in diesem Zuge bis zu 5 Millionen Aktien erwerben, was maximal 3,03 Prozent des ausstehenden Aktienkapitals des Investors entspricht. Das Programm läuft bis April 2018.
Wenn Rocket Internet die Wertpapiere über die Börse einsammelt, darf der gezahlte Kaufpreis maximal 10 Prozent vom Eröffnungskurs abweichen, schreibt Rocket Internet in einer Mitteilung. „Das Aktienrückkaufprogramm verdeutlicht unser Bemühen, freies Kapital bestmöglich einzusetzen“, lässt sich CEO Oliver Samwer zu dem Programm zitieren. Das bedeutet auch, dass Rocket offenbar wenig andere Möglichkeiten sieht, das freie Kapital allein durch Investitionen oder M&A-Deals strategisch sinnvoll einzusetzen.
Zudem ist das Aktienrückkaufprogramm ein Mittel, den schwächelnden Aktienkurs zu stützen. Seit Mitte Juni notiert die Aktie unter 20 Euro, ihren Tiefpunkt erreichte sie im April, als der Kurs unter 16 Euro stürzte. Zum Vergleich: Ende November 2014 hatte es die Rocket-Internet-Aktie auf Werte von mehr als 56 Euro gebracht. Das Rückkaufprogramm zeigt nun schon erste Erfolge: Am frühen Montagvormittag stieg die Aktie bereits um rund 7 Prozent von 16,66 Euro auf 17,85 Euro.
Lendico und Delivery Hero spülen Rocket Internet Geld in die Kasse
Mit dem Aktienrückkaufprogramm reagiert Rocket-CFO Peter Kimpel auf den zuletzt hohen Zufluss aus Beteiligungsverkäufen. So hatte Rocket Internet Ende Juni durch den IPO des Lieferdiensts Delivery Hero kolportierte 260 Millionen Euro eingenommen. Der Verkauf der Beteiligung an dem Online-Kreditvermittler Lendico Mitte Juli dürfte noch einmal einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag in die Kassen gespült haben. Nach dem ersten Quartal des Jahres verfügte Rocket bereits über eine Brutto-Cashposition von 1,5 Milliarden Euro, der nur Schulden im niedrigen dreistelligen Millionenbereich gegenüber standen.
Aufgrund des Negativzinsumfelds kann Rocket Internet seine Cash-Bestände auch nicht bei der Bank parken: Nahezu alle Geldhäuser verlangen von Firmenkunden inzwischen ab einem bestimmten Volumen Strafzinsen für Einlagen. Unternehmen können diese zwar teilweise durch eine geschickte Verteilung des Geldes auf verschiedene Konten vermeiden, was jedoch immer schwieriger wird.
SAP, Gea, Nestlé: Konzerne kaufen Aktien zurück
Rocket Internet ist mit seinem Problem bei weitem nicht allein: Der Softwareriese SAP hat vor wenigen Wochen ein Rückkaufprogramm über eine halbe Milliarde Euro angekündigt. Auch der Maschinenbauer Gea, der Rückversicherer Munich Re sowie der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé kaufen derzeit eigene Wertpapiere auf. Nestlé will für das Programm bis Ende Juni 2020 sogar bis zu 18 Milliarden Euro ausgeben.
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Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.