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Rubel-Hedging wird für CFOs bald einfacher

Der schwache Rubel bereitete einigen deutschen CFOs Kopfschmerzen. Die russische Zentralbank könnte das Rubel-Hedging nun vereinfachen.
Thinkstock / Getty Images

Deutsche CFOs können erst einmal durchatmen: Russland sendet zaghafte Zeichen der Entspannung in Richtung Ukraine. Das schlägt sich auch im Euro-Rubel-Wechselkurs nieder, der sich wie eine Fieberkurve des Konflikts liest: Seit dem Höchststand Mitte März als ein Euro fast 51 Rubel wert war, ist die russische Währung wieder deutlich aufgewertet. Heute ist ein Euro nur noch rund 47 Rubel wert. Damit liegt der Rubel zwar noch rund 7 Prozent unter seinem Wert aus dem vergangenen Herbst, doch die Erholung ist deutlich erkennbar.

Für Finanzvorstände wie Metro-CFO Mark Frese, Ekosem-Agrar-Finanzchef Wolfgang Bläsi und Stada-CFO Helmut Kraft sind das gute Nachrichten. Die Rubel-Schwäche hatte ihre Unternehmen zuletzt in Bedrängnis gebracht und Bremsspuren in der Bilanz hinterlassen: Metro verschob den geplanten Börsengang seiner Tochter Cash & Carry Russland, weil der Wechselkurs die Preise verdarb. Bei Stada, die in Russland ein Fünftel ihres Umsatzes machen, brachen die Russland-Erlöse im ersten Quartal um 13 Prozent ein – ohne Währungseffekte hätte dagegen ein Plus von 4 Prozent zu Buche gestanden. Der Konzernjahresüberschuss des in der russischen Milchwirtschaft aktiven Konzern Ekosem Agrar wäre 2013 ohne Währungseffekte von 4,2 Millionen auf 5,3 Millionen Euro gestiegen.

Rubel-Liberalisierung: CFOs müssen sich auf mehr Volatilität einstellen

Doch die Erholung des Wechselkurses hat noch einen zweiten Effekt für die CFOs: Die russische Zentralbank kehrt auf den Pfad der Rubel-Liberalisierung zurück. Das bedeutet, dass sich die Unternehmen künftig dauerhaft auf mehr Volatilität bei der russischen Währung einstellen müssen – und entsprechend ein größeres Augenmerk auf die Absicherung legen sollten.

Anfang 2014 hatte die Zentralbank unter der neuen Chefin Elwira Nabiullina angekündigt, den Wechselkurs der russischen Währung 2015 freizugeben, um sich voll auf die Steuerung der ausufernden Inflation konzentrieren zu können. Im Moment hält die Zentralbank den Rubelkurs mit Devisenmarkteingriffen in einem festgelegten Korridor zu einem Korb aus US-Dollar (55 Prozent) und Euro (45 Prozent).

Im März hatte die Notenbank den Weg der Öffnung temporär verlassen: Als Präsident Putin sich vom Parlament einen Militäreinsatz in der Ukraine hatte autorisieren lassen, war der Rubel eingebrochen – und die Zentralbank hatte wieder stärker interveniert und Euro- und Dollar-Reserven in Milliardenhöhe verkauft.

Commerzbank-Expertin: Wechselkursfreigabe vielleicht nicht 2015

Den selbstgesetzten Spielraum für die Eingriffe hat sie nun wieder zurückgefahren – zu Recht wie Thu Lan Nguyen, Rubel-Expertin der Commerzbank findet: „Das Worst-Case-Szenario – harte Wirtschaftssanktionen gegen Russland – ist im Moment in weite Ferne gerückt.“ Außerdem sei der Risikoappetit der Investoren in Schwellenländer zurückgekommen, nachdem sich abzeichne, dass die großen Zentralbanken ihre expansive Geldpolitik zunächst fortsetzen werden: „Beide Faktoren stärken den Rubel“, sagt Nguyen. Wegen der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung erwartet die Commerzbank-Expertin jedoch, dass sich der Rubel zunächst seitwärts bewegt.

Nguyen geht davon aus, dass die russische Zentralbank ihren Ankündigungen Taten folgen lassen und den Wechselkurs freigeben wird – auch wenn es etwas später als 2015 werden könnte: „Das Datum hat auch Symbolcharakter, aber der Wille ist eindeutig da.“ Langfristig müssen sich CFOs daher wohl in jedem Fall auf mehr Volatilität beim Rubel-Wechselkurs vorbereiten.

Rubel-Hedging gewinnt an Bedeutung – und wird leichter

Damit dürfte die Währungsabsicherung im Russland-Geschäft künftig stärker in den Fokus der CFOs rücken. Stada beobachtet die Entwicklung in Russland derzeit genau, sagt Markus Metzger, Vice President Investor Relations. Das Pharmaunternehmen hat einen Vorteil: Es produziert in Russland vor Ort für den lokalen Markt und profitiert so auch von der Rubel-Schwäche, da die Kosten sinken: „Wir versuchen über diese Natural Hedges den Einsatz von Finanzinstrumenten gering zu halten“, so Metzger.

Ekosem Agrar betreibt dagegen gar kein Rubel-Hedging – allerdings nicht ganz freiwillig, wie CFO Wolfgang Bläsi im März im Interview mit FINANCE verriet: „Der Rubelmarkt ist nicht so liquide. Es gibt nicht so viele Gegenpositionen für größere Positionen mit längeren Verträgen und das macht selbst ein einfaches Hedging recht teuer. Dies ist die Antwort, die man standardmäßig erhält, mit der ich mich allerdings nicht mehr zufrieden gebe.“ Man sei deshalb dabei, Lösungen mit verschiedenen Banken zu erarbeiten.

Durch die Freigabe des Wechselkurses könnte das nun einfacher werden: Denn sie erfordert nicht nur mehr Absicherung, sie erleichtert sie auch, weil der Rubelmarkt liquider wird. „Der Markt für klassische Rubel-Termingeschäfte wird immer größer“, sagt die Rubel-Expertin Nguyen. CFOs haben daher eine immer größere Auswahl bei den Absicherungsinstrumenten. Auf das Russland-Geschäft sollten sie derweil also in jedem Fall ein besonderes Auge haben.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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