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Sepa: Verzweiflung bei Onlinelastschriften

Onlinehändler wollen nicht auf die Lastschrift verzichten. Doch Sepa macht es ihnen schwer.
Thinkstock / Getty Images

Für große Lastschrifteinzieher wie die Energieversorger ist die Sepa-Umstellung eine erhebliche Belastung, für Onlinehändler war sie monatelang nahezu unmöglich. Die Sepa-Rulebooks des europäischen Bankengremiums (EPC) sehen vor, dass Firmen ein handschriftlich unterzeichnetes Mandat ihrer Lastschriftkunden benötigen. Das ist für Onlinehändler aber kaum möglich. Die Alternative – ein E-Mandat, das eine eindeutige Identifizierung des Kunden zulässt – gibt es bisher nicht.

Viele Onlinehändler sind deshalb verunsichert, wie sie die Lastschrift im Einklang mit den Sepa-Regularien anbieten sollen. Ohne gültiges Mandat laufen sie Gefahr, dass eine Transaktion noch bis zu 13 Monate später zurückgebucht wird. Zwar hat der Sepa-Rat, ein Zusammenschluss des Bundesfinanzministeriums und der Bundesbank, jüngst erklärt, dass Onlinelastschriften nach der deutschen Gesetzeslage weiterhin möglich sind. An der bisher gängigen Praxis müsse sich demnach nichts ändern. Doch die Banken bewerten das zurückhaltend. Sie verweisen auf die Sepa-Rulebooks, die ihnen andere Vorgaben machen. Der EPC hat sich nun ebenfalls bewegt und klargestellt, dass auch andere rechtlich bindende Unterschriften bei den Lastschrift-Mandaten denkbar sind. Doch wie genau diese aussehen könnten, ist unklar.

Rewe kritisiert späte Einigung bei Sepa-Onlinelastschriften

Der Lebensmittelhändler Rewe, der mit seinem Onlinebestell- und Lieferservice künftig weiter wachsen will, wird deshalb voraussichtlich die Sepa-Lastschrift nicht anbieten – zumindest so lange, bis eine befriedigende Lösung gefunden ist. Der Versandhändler Otto stellt ähnliche Überlegungen an. Vor einigen Monaten hatte Rewe noch nach einer Lösung gesucht. Ursprünglich wollte das Unternehmen unbedingt Lastschriften anbieten, weil dies das beliebteste Zahlungsmittel im Internet ist. Außerdem erlauben Lastschriften ein besseres Liquiditätsmanagement. Nun scheint der Lebensmittelhändler die Hoffnung aber aufgegeben zu haben. „Was auch immer final kommt, es kommt definitiv zu spät“, kritisiert Thomas Clemens, Geschäftsführer der Rewe International Finance. „Bei allen betroffenen Corporates oder Providern ist die Zeit für die Etablierung passgenauer Zahlprozesse für die Lastschrift, die Sepa-compliant sind, im Onlinehandel kaum mehr möglich.“

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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