Das wichtigste Mittel zur Liquiditätssicherung in der Coronavirus-Krise ist für deutsche Unternehmen der klassische Bankkredit. Das zeigt das aktuelle Treasurer-Panel, für das die FINANCE-Schwesterpublikation DerTreasurer im Oktober gemeinsam mit der Deutschen Bank 62 Finanzverantwortliche in der DACH-Region befragt hat.
Demzufolge haben 29 Prozent der befragten Treasurer im Frühjahr bestehende Kreditlinien gezogen. Fast jeder vierte Befragte hat zudem neue Darlehen abgeschlossen, um das Cash-Polster während des ersten Corona-Lockdowns auszubauen. Zu den bekanntesten Fällen zählten etwa der Autobauer Daimler, der einen 12-Milliarden-Euro-Kredit abschloss, der Flugzeugbauer Airbus oder der Chemiekonzern BASF.
Jeder zweite Treasurer prüfte KfW-Kredite
Damit rangiert die klassische Bankfinanzierung deutlich vor öffentlichen Förderprogrammen wie dem KfW-Hilfskredit oder Landesbürgschaften. So hat bisher zwar fast die Hälfte der befragten Treasury-Chefs die Inanspruchnahme von Corona-Staatshilfen geprüft. Letztlich genutzt haben solche Instrumente nach eigenen Angaben jedoch lediglich 14 Prozent der Befragten.
Für diese geringe Quote kann es unterschiedliche Gründe geben: So klagten in den vergangenen Monaten bereits einige Finanzchefs über Hürden bei der Vergabe von KfW-Hilfskrediten. Manche haben wohl auch wegen des Verbots zur Dividendenzahlung Abstand von Staatshilfen genommen. In anderen Fällen mag die Prüfung eines KfW-Kredits auch schlicht eine Vorsichtsmaßnahme für das Worst-Case-Szenario gewesen sein, das dann aber nicht eintrat. Abgelehnt wurde der Antrag nur bei einem Befragten.
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Kapitalmarkt spielt nur untergeordnete Rolle
Eine eher untergeordnete Rolle bei der Cash-Beschaffung spielten auch alternative Finanzierungen wie Factoring oder Supply Chain Finance. Diese nutzten jeweils 10 beziehungsweise 8 Prozent der Befragten. Auch Kapitalmarktprodukte wie Anleihen oder Commercial Paper kamen nur bei jedem Zehnten zum Einsatz – obwohl die große Mehrheit der Befragten aus Großkonzernen kommen, die dem Kapitalmarkt tendenziell zugewandter sind als kleinere Unternehmen.
Ein Grund dafür dürfte sein, dass der Fremdkapitalmarkt im Frühjahr zeitweise verschlossen war – Unternehmen also kaum oder nur zu sehr schlechten Bedingungen Finanzierungen am Kapitalmarkt hätten aufnehmen können. Das im März aufgelegte Pandemienotfallprogramm der Europäischen Zentralbank hat die Anleihemärkte jedoch beruhigt.
„Die Risikobereitschaft der Banken nimmt ab.“
Hinzu kommt, dass einige Unternehmen überhaupt nicht über entsprechende Programme, etwa für Factoring oder Supply Chain Finance, verfügen. Bankkredite scheinen daher für viele Unternehmen die schnellere und flexiblere Option gewesen zu sein, um die Liquidität aufzupolstern.
Umgang mit Banken wird zur Herausforderung
Allerdings legt die Umfrage auch nahe, dass sich das ändern könnte. So klagen einige Treasury-Chefs über zunehmend schwierigere Gespräche mit den Banken. So berichtet ein Befragter von einer „abnehmenden Risikobereitschaft der Banken“. Ein anderer klagt, einzelne Häuser würden „schlechter prognostizierbar, was das Verhalten bei Kreditverlängerungen angeht“.
Insgesamt nennen 45 Prozent der Befragten den „Umgang mit Banken“ als eine der Top-3-Herausforderung im Treasury. Damit liegt diese Herausforderung auf Rang 2 hinter Cash Management & Liquiditätssteuerung (65 Prozent sehen sie in den Top-3), aber deutlich vor dem Risikomanagement (35 Prozent).
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Desirée Buchholz ist Redakteurin bei FINANCE und Leitende Redakteurin der Schwesterpublikation DerTreasurer. Seit 2014 moderiert sie beim Web-TV-Sender FINANCE-TV. Desirée Buchholz hat einen Masterabschluss im Fach International Business and Economics und schrieb während des Studiums als freie Journalistin unter anderem für das Handelsblatt sowie die Wirtschaftsmedien von Gruner + Jahr.