Die Unruhe am Bankenmarkt hatte Folgen für den Bondmarkt. Die Pleite der Silicon Valley Bank, gefolgt von dem Drama um die Credit Suisse, hatte die Neuemissionen am Euro-Bondmarkt zum Erliegen gebracht. „In den Tagen nach der SVB-Peite hatte sich lediglich ein Unternehmen an den Markt getraut, als es eine kurzzeitige Beruhigung zu geben schien“, erklärt LBBW-Analyst Matthias Schell gegenüber FINANCE. Das australische Transportunternehmen Brambles platzierte einen Green Bond über 500 Millionen Euro. Der Bond war etwas mehr als zweifach überzeichnet.
Seitdem lag der Markt brach. Doch jetzt tut sich wieder etwas. Die Transaktion von Volkswagen könnte dem Bondmarkt wieder Auftrieb geben. Der Automobilkonzern hat zwei Anleihen mit jeweils drei und sechs Jahren Laufzeit platziert. Die Transaktion wurde von Commerzbank, Deutsche Bank, NatWest Markets, RBC Capital Markets und Société Générale begleitet.
Wie auch Brambles setzte der Konzern dabei auf den Faktor grün, beide Papiere sind als Green Bonds deklariert. VW hatte im vergangenen November ein neues Green Finance Framework vorgestellt.
VW-Bonds deutlich überzeichnet
Die Transaktion verlief für den Autokonzern trotz schwierigem Marktumfeld erfolgreich. Das Orderbuch der dreijährigen Tranche über 1 Milliarde Euro lag bei 3,35 Milliarden Euro. Bei der sechsjährigen Tranche, die ein Volumen von 750 Millionen Euro hat, belief sich das Orderbuch auf 3,1 Milliarden Euro. „In dem derzeit unruhigen Marktumfeld ist diese Nachfrage überdurchschnittlich“, kommentiert Schell.
Im Hinblick auf das Pricing muss das Unternehmen zwar etwas mehr zahlen als das vielleicht vor ein paar Wochen möglich gewesen wäre. „Der Aufschlag gegenüber dem Sekundärmarkt lag bei 15 bis 20 Basispunkten“ so Schell. Das läge aber vor allem an den Bankturbulenzen. „In den Wochen zuvor lag der Aufschlag im Schnitt bei 0 bis 10 Basispunkten.“
Die dreijährige Tranche wird mit 3,875 Prozent verzinst, der Emissionspreis lag bei 99,756 Prozent. Beim sechsjährigen Bond liegt der Kupon bei 4,25 Prozent, der Emissionspreis bei 99,86 Prozent.
VW kommt trotz schlechter ESG-Presse an
Geholfen haben dem Konzern vermutlich mehrere Faktoren: Da VW den Markt eröffnete gab es keine anderen Emittenten am Markt. „Auch der starke Name hat sicherlich eine Rolle gespielt, ebenso wie die Tatsache, dass es sich um Green Bonds handelte“, vermutet der Analyst.
Dabei war der VW-Konzern erst Anfang des Monats negativ in die Schlagzeilen geraten. Der Asset Manager Deka erklärte, dass er VW-Aktien vor dem Hintergrund möglicher Menschenrechtsprobleme des Konzerns in China für seine Nachhaltigkeitsprodukte für nicht mehr investierbar halte. Mögliche Spekulationen, dass sich ein solcher Ausschluss auch auf die Refinanzierungsfähigkeit am Bondmarkt auswirken könnte, wurden durch die erfolgreiche Transaktion zumindest aktuell widerlegt.
Schaeffler-Holding IHO vermarktet SLB
Eine weitere nachhaltige Transaktion aus der deutschen Automobilindustrie zeichnet sich zudem schon ab. Die IHO Holding, die Familien-Holding der Familie Schaeffler, ist gerade dabei einen fünfjährigen Sustainability-linked Bond zu platzieren. Die Marge des Papiers soll an die Reduzierung der Treibhausgasemissionen der Schaeffler-Gruppe aus der eigenen Produktion (Scope 1 und 2) gekoppelt werden.
Update 24.03. 17:00 Uhr: Die IHO Verwaltungs GmbH hat Sustainability-linked Senior Secured PIK Toggle Notes über 500 Millionen Euro platziert. Der Zinssatz liegt bei 8,75 Prozent.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.