Mit H.e.a.t. Mezzanine 2006 ist in etwa das passiert, was viele bei der Rückzahlung der Mezzanine-Programme generell befürchtet hatten: Zahlreiche Unternehmen, die sich vor sieben Jahren bei dem Standard-Mezzanine-Programm von HSBC Trinkaus bedient haben, sind nun zu einer Rückzahlung nicht mehr in der Lage. Die Insolvenzen von Emprise Management Consulting oder E-M-S New Media waren frühe Krisenfälle des Programms, weitere folgten (siehe Infobox unten).
Insgesamt hatten beim Start 47 Unternehmen Mezzanine-Kapital in Höhe von 280 Millionen Euro über das Programm aufgenommen. Lediglich 19 Unternehmen haben bis Mitte April den vollen entliehenen Betrag, zusammen 104,5 Millionen, zurückgezahlt. Ein weiteres Unternehmen, das 10 Millionen Euro erhalten hat, will im Oktober nachziehen. Glimpflich davongekommen sind die Initiatoren des Mezzanine-Programms in vier Fällen: Nach Eigentümerwechseln haben die Programmmanager eine Change-of-Control-Klausel gezogen. Vier Unternehmen haben deswegen insgesamt 20 Millionen Euro schon vorzeitig zurückgezahlt.
Zehn Schuldtitel mit einem Nominalwert von 61,5 Millionen Euro werden momentan restrukturiert. Sie haben zum Teil Waiver und Fristverlängerungen erhalten. Ein Loan über 4 Millionen Euro soll noch im Mai 2013 abgeschlossen werden. Zwölf Unternehmen – und damit 80 Millionen Euro – sind mit Zahlungen im Verzug oder sind sogar insolvent. In diesen Fällen sind allenfalls geringe Rückflüsse zu erwarten.
Mezzanine-Investoren in Class B und Junior Note gehen leer aus
Wegen der Ausfälle sind an die Class-A-Noteholders bisher lediglich rund 73 Prozent des ursprünglichen Einsatzes zurückgezahlt worden. Sie hatten mit 218,4 Millionen Euro das Gros der Transaktion finanziert. Investoren der Class B oder der nicht-gerateten Junior Note haben bisher überhaupt nichts zurückerhalten – für sie besteht nur eine sehr geringe Hoffnung auf Rückflüsse.
Damit müssen sich auch die Ratingagenturen Moody’s und Fitch erhebliche Kritik gefallen lassen: Sie hatten den erstrangigen Anleihen ein erstklassiges Aaa- bzw. AAA-Rating erteilt. Die Class B wurde bei A1/A+ eingestuft, damit ebenfalls deutlich im Investmentgrade. Die Fehlurteile der Agenturen erinnern an den US-Subprime-Markt.
Initiatioren bemühen sich um Restrukturierungen
Die H.e.a.t Mezzanine Advisory GmbH, die Anfang 2011 im Auftrag von HSBC Trinkaus die Betreuung der H.e.a.t-Mezzanine-Portfolien übernommen hat, wollte sich auf Anfrage von FINANCE nicht zu der Situation äußern. Allerdings ist klar, dass die Initiatoren momentan alle Hebel in Bewegung setzen, doch noch Rückflüsse für die Investoren herauszuschlagen. Am 28. Mai soll deswegen eine Versammlung mit den Gläubigern der Class-A-Tranche stattfinden, um dem Treuhänder einen größeren Spielraum für die Restrukturierung der Transaktion einzuräumen.
Die Lage bei H.e.a.t Mezzanine zeigt aber auch, wie unterschiedlich sich die Mezzanine-Programme schlagen. Bereits ausgelaufene Mezzanine-Programme wie Preps 2005-2 (CEG/HVB) oder Equinotes I (IKB/Deutsche Bank) haben deutlich bessere Ergebnisse für die Investoren erzielt. Einen Grund für das schwache Abschneiden von H.e.a.t Mezzanine sehen Experten in der fehlenden Relationship: Die Teilnehmer waren in aller Regel keine HSBC-Bankkunden, weswegen die fundierte Einschätzung einer Bank fehlte. In anderen Programmen ergänzte die Einschätzung der Hausbanken die quantitativen Ratings, denen sich jeder Teilnehmer unterziehen musste.
markus.dentz@finance-magazin.de
Info
Insolvenzen und Zahlungsausfälle bei H.e.a.t Mezzanine 2006
Folgende Unternehmen konnten laut einem Investorenreport nicht tilgen: Julius Boos jr., Emprise, e-m-s new media, L&S, J&A Plastics, August Bünger BobTextilwerk, Vereinigte Verlagsanstalten, Großkelterei Rötha, Chamartín Meermann Immobilien.
Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.