Bluebay Asset Management hat bei Investoren 3 Milliarden Euro für einen neuen Private-Debt-Fonds eingesammelt. Das Londoner Investmenthaus nutzte dabei den großen Appetit von institutionellen Investoren auf die Assetklasse Private Debt. Viele Anleger sind laut einem Report des Analysehauses Preqin davon überzeugt, dass Private-Debt-Anbieter 2017 noch mehr Rendite erzielen können als im Vorjahr.
Bluebay will das eingesammelte Kapital für die Finanzierung von Leveraged Buy-outs, M&A-Deals und Unternehmens- sowie Wachstumsfinanzierungen einsetzen. Nach eigenen Angaben hat der Asset Manager bereits sechs Investments vorgenommen. Der Leiter des Bereichs, Antony Fobel, sieht laut einer Pressemeldung von Bluebay vor allem im Bereich M&A Möglichkeiten, weil Unternehmen hier für alternative Finanzierer besonders offen seien.
Bluebay investiert bereits seit 2011 in Private Debt
Bluebay gehört zu den Top-Adressen im Bereich Private Debt. Der Fonds kann auch größere Finanzierungen von 100 Millionen Euro und mehr bereitstellen. In Deutschland ist Bluebay im Mai an der Unitranche-Finanzierung der Deutschen Fachpflege beteiligt gewesen, einem Portfoliounternehmen des Finanzinvestors Chequers Capital. Die Private-Debt-Plattform von Bluebay exisitert seit 2011. Damals reagierte der Asset Manager mit seinem Angebot auf den Rückzug der Banken aus dem Kreditgeschäft („Deleveraging“).
Bluebay hat als Investor in Deutschland mit anderen Vehikeln eine längere Historie. Mitte der 2000er-Jahre fielen die Briten hierzulande vor allem durch Distressed-Debt-Investments wie beim Schließsystemhersteller Kiekert oder dem Rückspiegelhersteller Schefenacker auf. Der Private-Equity-Arm von Bluebay ist an dem Dualen System beteiligt, das derzeit nach Medienberichten zum Verkauf steht.
Private Debt auf Rekordniveau
Der neueste Fonds von Bluebay unterstreicht den Rückenwind, den der Private-Debt-Markt zur Zeit weltweit hat. Im zweiten Quartal 2017 haben Fonds laut der Analyseplattform Preqin insgesamt 16 Milliarden Euro angehäuft, davon entfiel mit 2 Milliarden Euro aber nur ein kleiner Anteil auf Fonds mit europäischer Ausrichtung. Die Musik spielt derzeit vor allem in Nordamerika. In den vergangenen vier Quartalen sammelten Debt-Fonds sogar mehr als 100 Milliarden Euro ein.
In Deutschland finanzieren Private-Debt-Anbieter häufig M&A-Deals und hier besonders oft Zukäufe durch Private Equity. Dabei stehen sie in einem harten Wettbewerb mit Geschäftsbanken und institutionellen Investoren, die in bankenstrukturierte Deals investieren. „Auch die Direct–Lending-Strategien müssen Zugeständnisse machen, wenngleich nicht so stark wie CLOs und sonstige institutionelle Strategien bei liquiden platzierten Deals“, sagt Paul Kim, Managing Director bei der Frankfurter Finanzierungsberatung Herter & Co.
Die Debt-Fonds verzichten im Gegensatz zu CLOs bisher nicht in der Breite auf Covenants. Allerdings könne man beobachten, so Paul Kim weiter, dass Debt-Fonds zunehmend vorrangige Tranchen („Super Senior“) akzeptierten und damit effektiv in den Nachrang gingen, um ihre Zielrenditen zu erwirtschaften. In reinen Mittelstandsfinanzierungen sehe man die Fonds wegen ihrer Renditeerwartungen und wegen des starken Wettbewerbs durch die Banken aber relativ selten, etwa im Vergleich zum britischen Markt. Er vermutet, dass sich dies in Deutschland mit Einführung des sogenannten Leverage Cap ändern könnte. Diese strengere Regulierung von Private-Equity-Finanzierung soll für die Banken gelten, nicht aber für die Debt-Fonds.
markus.dentz[at]finance-magazin.de
Info
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Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.