Die Konjunkturerwartungen von KfW-Chefvolkswirt Dr. Jörg Zeuner für 2013 sind verhalten. Grund dafür ist unter anderem das niedrige Investitionsniveau in Deutschland. Besonders problematisch stehe es um die Unternehmensinvestitionen. Während Zeuner im privaten Wohnungsbau und bei den staatlichen Investitionen für das kommende Jahr einen Anstieg erwartet, rechnet er bei den Unternehmen für 2013 wie schon 2012 mit einem nochmaligen Rückgang der Investitionen und insofern auch der Kreditnachfrage um circa 2 Prozent. Zudem nähmen die Produktinnovationen mit Marktneuheit ab, während gleichzeitig eine Schwerpunktverlagerung auf Prozessinnovationen zu beobachten sei. Durch das Signal der Kostensenkung verringern sich die Konjunkturerwartungen nochmals. Grund für die Zurückhaltung seien in erster Linie Absatzeinbrüche in den europäischen Krisenländern, aber auch ein gedämpftes Wachstum in Asien und Osteuropa.
Die düstere Prognose der KfW fällt zusammen mit Befürchtungen vieler CFOs, dass die anstehenden Finanzmarktregulierungen ihre Finanzierungsbedingungen sowohl direkt als auch indirekt beeinträchtigen könnten. Sollten sich die Befürchtungen bestätigen, könnte dies den Abwärtstrend noch verstärken.
Unbegründete Ängste vor Kreditverteuerung
Die Angst vor einer Verteuerung der Unternehmensfinanzierung durch die Regulierungsmaßnahmen ist für Chefvolkswirt Zeuner jedoch nur bedingt begründet. „Es gibt momentan keine Studie, die belegt, dass die Unternehmensfinanzierung durch die Bankenregulierung schwieriger wird“, sagte Zeuner gegenüber FINANCE. Zu beobachten sei jedoch, dass Unternehmen aufgrund der Regulierung ihr Eigenkapital aufstockten, um sich ein gutes Bonitätsranking zu sichern. Das sei grundsätzlich aber eine positive Entwicklung. Außerdem entspanne sich die Lage insgesamt eher. „Die Finanzierungssituation der Unternehmen war während der Finanz- und Wirtschaftskrise sehr angespannt. Derzeit haben wir aber trotz Eurokrise gute Bedingungen für die Kreditaufnahme.“
Energiewende: KfW steht für Mittelstands-CFOs bereit
In den vergangenen Jahren hatte sich die KfW insbesondere darauf konzentriert, die Finanzierung mittelständischer Unternehmen zu fördern. Die anstehenden Regulierungen auf den Finanzmärkten führen aus Zeuners Sicht zu keinem zusätzlichen Handlungsbedarf. Die KfW-Programme zur Gründungsförderung und die allgemeinen Unternehmensförderkredite stünden auch weiterhin in unveränderter Weise zur Verfügung. „Das Förderfenster ist nach wie vor offen und richtet sich an der Nachfrage aus. Die KfW stößt bei der Mittelstandsförderung an keine Kapazitätsgrenze.“ In konjunkturellen Krisen, wie der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2009 und 2010, vergab die Förderbank auch Darlehen an krisenbedingt in Schwierigkeiten geratene Unternehmen. Um hier kurzfristig schnelle Liquidität sichern zu können, wurden bis 2010 Globaldarlehen an inländische Geschäfts- und Landesbanken mit dem Zweck der Mittelstandsfinanzierung vergeben. Allein der Deutschen Bank hatte das Förderinstitut im Rahmen des KfW-Sonderprogramms ein Globaldarlehen in Höhe von 1 Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, aus dem die Bank dann Kredite an ihre Kunden weitergab. „Heute vergeben wir Globaldarlehen vor allem an Landesförderinstitute“, sagt Zeuner. „Dabei steht die zweckgebundene Refinanzierung im Fokus, die insbesondere für Energiewende-relevante Kooperationen weiter intensiviert werden soll.“ Ein besonderer Vorteil der Zusammenarbeit mit den Landesförderinstituten liege in der Bündelung von Fördervorteilen von Bund und Ländern.