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CFOs verschmähen Bankkredite

Deutschlands Banken kämpfen bei der Kreditvergabe verbissen um die Gunst der Finanzchefs. Doch die CFOs spielen nicht mit.
ebolo1/iStock/Thinkstock/Getty Images

Deutschlands Banken kämpfen mit harten Bandagen um die Gunst der CFOs. Doch offenbar horten die ihr Geld lieber, als dass sie neue Kredite aufnehmen. Das legt zumindest eine Analyse der Kreditbank KfW nahe. Sie ergibt, dass das Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen im dritten Quartal 2015 erstmals seit anderthalb Jahren zurückgegangen ist – und zwar um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahrjahresquartal (die KfW legt in der Studie keine absoluten Zahlen offen).

Banken leiden unter niedriger Kreditnachfrage

Für Deutschlands Geldhäuser wird es dadurch ungemütlicher. Ein Abnehmen der Kreditnachfrage hätte erhebliche Folgen auf die Profitabilität – immerhin machen Kredite 73 Prozent der operativen Erträge der deutschen Geldhäuser aus. Die geringe Nachfrage kommt überraschend, immerhin sind die Kreditbedingungen für Unternehmen sehr gut. Selbst kleinere Unternehmen wie das Kölner Verlagshaus Bastei Lübbe zahlen für ihre syndizierten Kreditlinien weniger als 2 Prozent. Trotzdem lassen Finanzchefs sich nicht zu Investitionen hinreißen, die ihre Kapitalpolster angreifen und sie wieder zur Aufnahme von Bankkrediten zwingen könnten.

Bereits seit 2009 halten der KfW zufolge die Investitionsausgaben nicht mehr mit dem Wachstum der Eigenmittel der Unternehmen Schritt. Unternehmen außerhalb der Finanzbranche hätten in den zwölf Monaten seit September 2014 so 90 Milliarden Euro neues Finanzvermögen gebildet.

„Vorteilhafte Kreditkonditionen allein reichen nicht, um die Unternehmen dauerhaft zu verstärkter Kreditaufnahme zu bewegen“, kommentiert KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Ein stabiler Aufwärtstrend sei nur zu erwarten, wenn die Investitionsbereitschaft des Mittelstands „nachhaltig und in der Breite an Kraft gewinnt“.

CFOs haben aus den Krisenjahren gelernt

Wo die Bereitschaft herkommen soll, ist jedoch unklar. Die schwächelnde Weltwirtschaft, die immer öfter aufkommenden Crashs an der chinesischen Börse sowie strauchelnde Schwellenländer wie etwa Brasilien machen CFOs risikoavers. Hier zeigt sich, dass die Banken im Zuge der Finanzkrise 2009 viel Vertrauen bei ihren Firmenkunden verspielt haben, als die Geldinstitute selbst in Schieflage gerieten.

Aber selbst wenn der deutsche Mittelstand verstärkt investieren sollte, würde das nicht zwingend sofort das Kreditgeschäft der deutschen Geldhäuser ankurbeln. In der Regel brauchen Unternehmen zunächst die überschüssige Liquidität ab, bevor sie für Kredite bei ihrer Bank Zinskosten in Kauf nehmen.

Deutsche Bank stellt GTB neu auf

Daher buhlen die Banken immer stärker um ihre Unternehmenskunden. Die Deutsche Bank hat zum Jahresbeginn den Bereich Global Transaction Banking (GTB) neu strukturiert, den in Deutschland Stefan Bender verantwortet. Der Schritt ist Teil des Plans von CEO John Cryan, Deutschlands größtes Geldhaus auch international wieder konkurrenzfähig machen will.

Aber auch die Commerzbank bringt sich sich bei den Unternehmenskunden in Stellung. Nachdem sie den Jahresüberschuss 2014 deutlich steigern konnte, konzentriert sie sich darauf, die Beziehung zu ihren Unternehmenskunden im digitalen Bereich auszubauen. Die Helaba und DZ Bank verzeichneten im ersten Halbjahr 2015 zwar Zuwächse bei den Kreditvolumina, die Profitabilität ging aber vergleichsweise zurück.

Sparkassen und Landesbanken wachsen im Kreditneugeschäft

Die Landesbanken und Sparkassen scheinen indes von diesem Problem derzeit nicht all zu sehr betroffen zu sein: Kleinere Unternehmen fragen weiterhin Kredite nach. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gab vor kurzem bekannt, dass das Neugeschäft bei Unternehmenskrediten bis Ende November 2015 im Vergleich zum Vorjahr um satte 17,5 Prozent auf 72 Milliarden Euro gestiegen sei.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Das Firmenkundengeschäft ist in Deutschland hart umkämpft. Alles Wissenswerte erfahren Sie auf unserer FINANCE-Themenseite.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.