Cheplapharm hat auf seinem Weg an den High-Yield-Markt einen weiteren wichtigen Schritt gemacht: Die Platzierung der dritten Tranche eines institutionellen Darlehens des Pharmaunternehmens („Term Loan B“) über 150 Millionen Euro am Londoner Kapitalmarkt kann als erfolgreicher Markttest gewertet werden.
Insgesamt hat der Mittelständler aus Greifswald damit nun schon nahezu 1 Milliarde Euro an Term Loans ausstehen. Hinzu kommt eine Kreditlinie über 310 Millionen Euro, die das Unternehmen zur Finanzierung von M&A-Deals nutzt. Wäre diese ausgeschöpft, würde Cheplapharm die gezogene Linie in einen weiteren Term Loan umschichten.
Cheplapharm-Kredite werden günstiger
Und die Kostenkurve zeigt nach unten: Nach FINANCE-Informationen konnte Cheplapharm-CFO Jens Rothstein mit Hilfe der dritten TLB-Tranche die Finanzierungskosten für das gesamte TLB-Programm auf 400 Basispunkte zuzüglich Euribor senken. Damit dürfte Cheplapharm inzwischen für die Term Loans in etwa so viel bezahlen wie für die alte Finanzierung aus Schuldscheinen, Bankdarlehen und Mezzanine-Kapital, die vor rund einem Jahr abgelöst wurde.
Die Umstellung der Finanzierung auf Term Loans war damals dem speziellen Geschäftsmodell von Cheplapharm geschuldet, wie Jens Rothstein im November gegenüber FINANCE berichtete. Der Mittelständler übernimmt über Asset-Deals von großen Pharmakonzernen Markenrechte für Produkte, deren Patentschutz ausgelaufen ist. Eigene Forschung und Entwicklung betreibt das Unternehmen nicht. Für die Zukäufe benötigt Cheplapharm regelmäßig viel Kapital. Der Term Loan war anfangs zwar teuer, versprach dafür aber mehr Flexibilität bei den Covenants und Dokumentationspflichten.
Cheplapharm hat sich am Kapitalmarkt etabliert
Der nun günstigere Preis für den Term Loan reflektiert nicht nur die aktuelle Marktentwicklung, sondern auch die gestiegene Sichtbarkeit des Pharmaherstellers am Kapitalmarkt. Wie das Unternehmen berichtet, hätte es von der jüngsten 150 Millionen Euro schweren Tranche sogar 800 Millionen Euro platzieren können – mehr als das fünffache Volumen. Bei der Platzierung der zweiten Tranche über 300 Millionen Euro im November vergangenen Jahres lag die Nachfrage nur beim Doppelten.
Cheplapharm selbst sieht sich nach der jüngsten Platzierungsrunde „endgültig fest am Kapitalmarkt etabliert“ – auch weil das Unternehmen inzwischen über Ratings aller drei führenden Agenturen verfügt: Als letzte im Bunde bewertete Fitch Cheplapharm Anfang Juni mit B+. Auch wenn Cheplapharm den aktuellen Status der High-Yield-Pläne auf Nachfrage hin nicht kommentieren wollte, deutet alles darauf hin, dass die Vorbereitungen für die Ausgabe des ersten High-Yield-Bonds der Firmengeschichte in die heiße Phase eingetreten sind.
„Wir haben uns endgültig fest am Kapitalmarkt etabliert.“
Mit rund 1 Milliarde Euro Volumen zählt Cheplapharm inzwischen zu einem der größeren Emittenten am Term-Loan-B-Markt. Zwar gibt es noch größere Emittenten, Techem hat beispielsweise 2 Milliarden an Term Loans ausstehen, dennoch wäre es für Cheplapharm durchaus sinnvoll, über die Hochzinsanleihe auch andere Investoren anzusprechen.
Draghi stößt High-Yield-Fenster weit auf
Johannes Messing, der bei der Investmentbank JP Morgan als Head of Corporate Leveraged Finance für deutsche Unternehmen zuständig ist, möchte sich zu Cheplapharm nicht äußern, schätzt die allgemein Marktlage aber positiv ein: „Die Märkte sind derzeit deutlich aufnahmefreudiger als noch im vierten Quartal 2018, als vor allem die Anleihemärkte sehr volatil waren.“ Die jüngste Ankündigung von EZB-Chef Mario Draghi, die Geldpolitik notfalls wieder zu lockern, hat zu zusätzlichen Verbesserungen an den Bondmärkten geführt, spekulieren die Anleger doch auf ein Wiederhochfahren des Kaufprogramms für Unternehmensanleihen.
„Emittenten im BB-Bereich sollten jetzt über Refinanzierungsmaßnahmen nachdenken."
Der High-Yield-Index von JP Morgan für in Euro notierte Hochzinsanleihen ist in den vergangenen Wochen auf 3,7 Prozent gesunken und liegt damit wieder auf dem für Emittenten attraktiven Vorjahresniveau. Am Tag vor Draghis Rede am 17. Juni notierte der Index noch bei 4 Prozent, Anfang des Jahres sogar bei 5,6 Prozent. Der Index für mit BB geratete Hochzinsanleihen ist durch Draghis Ankündigung gesunken – von 2,3 auf 2 Prozent. Und auch der Index für B-Emittenten notiert seitdem bei nur 5,0 statt 5,6 Prozent.
Darum rät Messing: „Emittenten im BB-Bereich sollten jetzt über Refinanzierungsmaßnahmen nachdenken. Auch bei Single-B ist das Marktumfeld sehr gut, vorausgesetzt, die Credit Story stimmt.“ Für zyklische Unternehmen gilt dies gleichwohl noch nicht im selben Ausmaß. Hier seien die Investoren noch „relativ kritisch in ihrer Investitionsentscheidung“, wie es Messing umschreibt.