Neben den Banken buhlen zunehmend auch Schattenbanken um den deutschen Mittelstand. Knapp 20 Anbieter von Debtfonds tummeln sich in Deutschland bereits in diesem Segment. Investitionsanlässe, sprich Marknachfrage, gibt es nach Einschätzung von Marc Brugger, der das deutschsprachige Debtfondsgeschäft des aus der Bank Lazard Frères hervorgegangenen Asset Managers LFPI leitet, genug: „Das können Wachstumsfinanzierungen, Capexfinanzierungen sein oder Asset Light-Strukturen, bei denen die Banken mangels Besicherungen ungern Kredite bewilligen“, sagt Brugger.
Typische Einstiegsmöglichkeiten für den LFPI-Debtfonds sind LBO-Transaktionen oder Nachfolgelösungen im Mittelstand, bei denen Altgesellschafter ausgekauft werden und in denen flexible Finanzierungen gefragt seien. Aber auch Refinanzierungen von Private Equity-Unternehmen schaut sich LFPI in der aktuellen Marktlage, die wenige Neutransaktionen bietet, an.
Investieren will LFPI – ähnlich wie der Mezzanine-Fonds des Bankhauses Lampe oder M Cap. Im Mittelstand verspricht sich der Asset Manager gute Argumente bei Familienunternehmen durch seinen langfristig ausgerichteten Ansatz. „Wir investieren, um dabei zu bleiben“, sagt Brugger. Gleichwohl können nicht performende Anteile auch weiterverkauft werden. Entsprechende Klauseln sind verhandelbar. Strukturiert werden die Mezzanine-Investments als Nachrangdarlehen ohne Eigenkapitalbeteiligung oder als Genussrechte. Zugang zu Investitionsanlässen verschafft das Netzwerk aus GPs, bei denen LFPI investiert ist, Banken als Vermittlern oder den üblichen Schuldenberatern.
LFPI: Unitranche und Mezzanine-Finanzierungen für den Mittelstand
Für die zweite Auflage seines Debtfonds, der vor allem in den französischen und deutschen Mittelstand investieren soll, hat LFPI bereits 200 Millionen Euro an Kapitalzusagen gesammelt. Rund ein Viertel davon sind bereits investiert, berichtet LFPI-Partner Mac Brugger, unter anderem in eine Unitranche-Finanzierung bei der IT-Fachkräfteberatungsfirma Solcom, bei der Reha-Klinikkette Celenus, seit 2010 im Portfolio des PE-Investors Auctus oder Ende 2013 bei Hofmann Menü, das Partners Group gehört.
Bei der Parfümeriekette Douglas ist LFPI seit der Übernahme durch PE-Investor Advent engagiert. Auch der Zukauf von Nocibé wurde durch LFPI mitfinanziert – eine Investition, die deutlich oberhalb der üblichen Ticketgröße von 5 bis 12 Millionen Euro liegt.
Die Zielgröße des Fonds, in den bislang vornehmlich französische Versicherer und Pensionskassen investieren, liegt bei 400 Millionen Euro. In der zweiten Jahreshälfte will LFPI sein Investorenuniversum in Deutschland und der Schweiz ausbauen. Bis Ende 2014 will LFPI 5 bis 6 Transaktionen abschließen, die Hälfte davon in Deutschland.
Die Investitionsperiode des Fonds dauert vier Jahre, wobei LFPI je nach Marktphase in Primär- aber auch – etwa im Jahr 2009 – den Sekundärmarkt investieren kann. „Es ist eine Herausforderung für uns, gute Firmen so lange wie möglich halten zu können. Daher können wir die Mittel während der Investitionsperiode recyceln“, sagt Brugger, der auch für das europäische Private Equity-Geschäft zuständig ist.
Risikovermeidung als oberstes Gebot
Rund 3 Milliarden Euro verwaltet LFPI, der 2000 seinen Spin-Off von der Bank vollzogen hat, diese aber noch zu den Investoren zählt. Das Debtfonds-Geschäft macht derzeit rund 20 Prozent des investierten Investorenvermögens von LFPI aus. Auf die Anlageklasse Private Equity, in die der Asset Manager als LP investiert, entfallen rund 40 Prozent, aufgeteilt in Ko-Investments und Dachfonds, der Rest verteilt sich auf Immobilien und Hotelinvestments.
Seit dem Einstieg in den Bereich Debtfonds 2007 habe LFPI für seine Investoren eine Nettoverzinsung (IRR) von Euribor plus durchschnittlich 500 Basispunkte erzielt, berichtet LFPI-Gründer Jérôme Balladur, bei den schon veräußerten Investments seien es derzeit über 13 Prozent.
Von zentraler Bedeutung in der fortgesetzten Niedrigzinsphase und den geringen Gesamtrenditen ist die Risikokontrolle des Investments, bestätigt Brugger. Wichtigstes Auswahlkriterium sei die Krisenresistenz des Unternehmens, eine nicht zu aggressive Finanzierung und die Qualität des Private Equity-Sponsors, so Brugger. Von den rund 35 Investments aus dem ersten Debtfonds seien nur drei ausgefallen, womit sich LFPI eine bessere Bilanz bescheinigt, als viele Standard-Mezzanine-Programme vorzuweisen haben.