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Deutsche Börse finanziert 360T-Deal in nervösem Umfeld

Die Deutsche Börse musste den Kapitalmarkt Anfang Oktober in einem schwierigen Umfeld anzapfen, worunter der Credit Spread gelitten hat.
Deutsche Börse

Im Juli wartete die Deutsche Börse mit einem Paukenschlag auf: Der Dax-Konzern kündigte die mittlerweile abgeschlossene Übernahme der FX-Handelsplattform 360T an. Die Börse legte für das Treasury-Fintech 725 Millionen Euro auf den Tisch.

Die Finanzierung des M&A-Deals hat sich jedoch als schwieriger erwiesen als ursprünglich erwartet. Die Deutsche Börse musste inmitten der Börsen-Turbulenzen im Zuge des Volkswagenskandals und der Konjunkturabschwächung in China eine Unternehmensanleihe über 500 Millionen Euro am Markt platzieren.

360-T-Finanzierung: Deutsche Börse emittiert 500-Millionen-Euro-Bond

Das volatile Umfeld veränderte zwar nicht das Volumen der über zehn Jahre laufenden Anleihe, aber durchaus den Preis: „Der Credit Spread war sicherlich höher, als er in einem stabilen Umfeld gewesen wäre“, sagt Mathias Michel, Leiter des Konzern-Treasury der Deutschen Börse. „Unser Spread bei der jetzigen Anleihe liegt bei 80 Basispunkten. Bei unserem 2012 begebenen Bond mit zehnjähriger Laufzeit kamen wir noch auf 73 Basispunkte.“ Die Konditionen bezeichnet der Treasury-Experte trotzdem als „attraktiv“.

Der Fokus von Michels Team lag bei den Transaktionen auf der Stabilisierung des Ratings. Derzeit bewertet die Ratingagentur Standard & Poor’s die Deutsche Börse mit AA im exzellenten Investmentgrade. Ein solches Top-Rating benötigt die Deutsche Börse allerdings auch, weil sie Geschäfte betreibt, zum Beispiel in der Wertpapierabwicklung, die bei einer deutlichen Verschlechterung des Konzernratings Gegenwind seitens der Kunden und der Regulierer bekommen würden.

Doch das AA-Rating geriet durch die Übernahme von 360T und dem fast zeitgleich angekündigten Herauskaufen der Mitgesellschafter bei der Stoxx-Gruppe in Gefahr: Nach der Ankündigung der Übernahmen setzte S&P die Deutsche Börse auf „Credit Watch negative“. Daher entschied sich der Treasury-Experte zur Finanzierung des 360T-Deals dazu, zusätzlich zum Corporate Bond noch Aktien im Wert von 200 Millionen Euro aus dem eigenen Bestand zu platzieren, um das Eigenkapital zu stärken. Zusätzlich begab die Deutsche Börse noch eine Hybridanleihe mit einem Volumen von 600 Millionen Euro. Die Strategie zur Sicherung des Ratings scheint aufzugehen: S&P hat den negativen Ausblick der Finanzierung der 360T-Übernahme jüngst wieder entfernt.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Wie S&P die Verschuldung der Deutschen Börse bewertet und wie die Investoren auf die Emissionen reagiert haben, können Sie im aktuellen E-Magazin 20-2015 von DerTreasurer, einer FINANCE-Schwesterpublikation, auf Seite 8 nachlesen.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.