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Deutsche CFOs verspielen Wettbewerbsvorteil

Finanzchefs in Deutschland investieren zu wenig, zeigt eine aktuelle Studie.
iStock / Thinkstock / Getty Images

Trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung riskieren deutsche Unternehmen, im internationalen Vergleich an Boden zu verlieren. Insgesamt investieren ihre Finanzchefs viel zu wenig, zeigt eine aktuelle Studie, die FINANCE-Leser zum kostenlosen Download in unserer White-Paper-Bücherei finden.
 
Das erschreckende Ergebnis: Deutsche Unternehmen stehen im internationalen Vergleich heute schwächer da als noch vor einigen Jahren. Zwar sind sie mehrheitlich „solide und sicherheitsorientiert finanziert“, wie die Studie zur Evaluierung der Wettbewerbssituation und -position deutscher Unternehmen von Blättchen & Partner zeigt, doch müssen sie mehr investieren. „In den vergangenen zehn Jahren haben deutsche Unternehmen kontinuierlich ihre Investitionen heruntergefahren“, sagt Phillip Hund, Partner der Finanzberatung. Die geringen Investitionen sind damit nicht nur eine Folge der Finanzkrise, die 2007 ihren Anfang nahm, sondern gehen bis zur geplatzten Dot.com-Blase zurück.

Investitionsstau: Schlusslicht unter 48 Ländern

Viele CFOs investieren offenbar gerade einmal so viel, dass sie damit nur „geringfügig über dem Substanzerhalt“ liegen. Für eine Technologie- und Industrienation könnte das zu wenig sein, mahnen die Studienautoren. Die Investitionsquote – das ist in der Untersuchung die Relation von investiertem Cashflow zum Ebitda – beträgt hierzulande nur 42 Prozent. Damit belegt Deutschland unter 48 untersuchten Ländern den letzten Platz. International beträgt der Median 50 Prozent.

Für die Untersuchung analysierte Blättchen & Partner im Zeitraum von 1996 bis 2012 Stichproben von mehr als 11.000 Unternehmen. Darunter sind 277 deutsche Unternehmen. Neben der niedrigen Investitionstätigkeit der deutschen Finanzchefs deckt die Studie auch Nachholbedarf bei den Ebitda-Margen und dem Unternehmenswachstum auf – und das trotz der anhaltend guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der starken Ausrichtung der deutschen Industrie auf die dynamischen Schwellenländer. Deutsche Unternehmen erzielen laut Studie ein Wachstum von nur 4,4 Prozent. Das internationale Mittel liegt bei 9,6 Prozent. Die Spitzenplätze unter den entwickelten Volkswirtschaften beim Thema Wachstum belegen US-amerikanische Unternehmen mit einem Mittelwert von 13 Prozent.

Niedriges Working Capital zahlt sich nicht aus

Ebenfalls anders als erwartet zeigen sich die Studienergebnisse zum Working Capital. „Das Credo ‚Niedriges Working Capital ist gleich gutes Working Capital‘ bewahrheitet sich nicht“, sagt Hund. Denn gerade Unternehmen mit einem hohen Working Capital können laut Studie punkten. Sie erzielen höhere Werte beim nachhaltigen Wachstum, der Profitabilität und dem Firmenwert als Unternehmen mit einer niedrigeren Kapitalbindung. Deutsche Unternehmen liegen hier mit 54 Tagen minimal über dem internationalen Median. Unternehmen mit einem mittlerem Working Capital würden lediglich bei der Eigenkapitalquote und der Nettoverschuldung bessere Werte erzielen.

Die Studie zeigt jedoch auch positive Entwicklungen in Deutschland auf. So haben sich die meisten Unternehmen nach der Finanz-und Wirtschaftskrise erholt. Das spiegelt sich auch in gestiegenen Eigenkapitalquoten wider, die allerdings trotz der Investitionszurückhaltung immer noch unter dem weltweiten Mittel liegen. „In der Gesamtschau der Wettbewerbsfähigkeit kommen internationale Investoren zu einer schwächeren Einschätzung deutscher Unternehmen“, sagt Hund. So liegt laut Untersuchung der Ebitda-Multiplikator zur Unternehmensbewertung in Deutschland 2012 nur bei dem 6,4-fachen operativen Gewinn. Sogar das Krisenland Italien liegt mit einem Wert von 7,3 vor Deutschland. Der internationale Median beträgt 7,8.

Wenn Sie sich selbst ein Bild machen wollen, laden Sie die vollständige Studie zur Evaluierung der Wettbewerbssituation und -position deutscher Unternehmen in unserer White Paper Library herunter.

anne-kathrin.meves[at]finance-magazin.de