Newsletter

Abonnements

Deutsche Forfait: Rehabilitierung und möglicher Schuldenschnitt

Die Deutsche Fofait darf wieder Geschäft in US-Dollar machen. Doch die Sanktionen kosteten sie viel.
Stockbyte

Auf diese Nachricht warten die Deutsche Forfait und ihre Kapitalgeber seit acht Monaten: Die Behörde des US-Finanzministeriums OFAC (Office of Foreign Asset Control) hat den Außenhandelsfinanzierer nun von der Sanktionsliste entfernt. Die Streichung ist ohne Strafzahlung erfolgt. Damit ist die Gesellschaft rehabilitiert und darf wieder in vollem Umfang US-Dollar Geschäfte tätigen, was der Deutschen Forfait im Februar dieses Jahres wegen unerlaubter Geschäfte mit dem Iran untersagt worden war. Im Gegenzug verpflichtet sich die Deutsche Forfait, Auflagen und Berichtspflichten gegenüber der OFAC einzuhalten sowie ihr bestehendes Compliance-System im Einklang mit US-amerikanischem Sanktionsrecht anzupassen.

Jetzt will die Deutsche Forfait so schnell wie möglich ihre Geschäfte „vollständig wiederaufnehmen“, wie es in einer Mitteilung heißt. „Die große Mehrzahl unserer internationalen Geschäftspartner haben uns ihr Vertrauen ausgesprochen und signalisiert, wieder Geschäfte mit uns abzuwickeln“, sagte Martina Attawar, Vorstandsmitglied der Deutschen Forfait. Auch während der Sanktionen hätte die Gesellschaft kontinuierlich Geschäftsaufträge erhalten, so Attawar.

Die Deutsche Forfait hatte immer wieder beteuert, keine Verstöße gegen die US-Sanktionsregeln begangen zu haben. Die Lage spitzte sich in den letzten Monaten jedoch immer mehr zu: Im Zuge der Vorwürfe verließ Vorstand Ulrich Wippermann das Unternehmen. Die Ratingagentur Scope stufte die Kreditwürdigkeit der Gesellschaft zwei mal herab von BB+ auf derzeit CCC.
 

Deutsche Forfait: Hohe Verluste angehäuft

Die Rehabilitierung kommt jetzt womöglich im allerletzten Moment, denn die 249 Tage dauernde Einschränkung hat bereits tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen – Immerhin sind die Dollargeschäfte das wichtigste Standbein der Gesellschaft. In den vergangenen neun Monaten haben die OFAC-Sanktionen zu einem Verlust von rund 9 Millionen Euro geführt, von denen alleine 1,5 Millionen auf Rechts- und Beratungskosten entfallen. Und auch im vierten Quartal sind noch Verluste zu erwarten, „da der Wiederaufbau des Geschäftsvolumens auch nach der Streichung von der Sanktionsliste noch einige Monate dauern wird“, heißt es in der Ad-hoc-Meldung.

Der Konzernabschluss 2013 liegt noch immer nicht vor. Wegen der andauernden Verhandlungen mit der OFAC sah sich die Gesellschaft nicht in der Lage, Zahlen zu veröffentlichen und verschob den Termin immer wieder. Ende August schließlich verweigerten die Wirtschaftsprüfer von BDO das Testat für die Bilanz.

Mittelstandsanleihe: Schuldenschnitt ist wahrscheinlich

Die 2013 begebene Mittelstandsanleihe im Volumen von 30 Millionen Euro schnellte nach der Nachricht dramatisch nach oben und notiert wieder bei rund 60 Prozent. Nach dem Ausschluss im Februar war sie von rund 100 Prozent auf unter 60 Prozent und im Anschluss sogar auf knapp über 30 Prozent gefallen. Der Aktienkurs reagierte stark und sprang wieder über die 1 Euro-Marke, im Februar stand die Aktie bei rund 4,19 Euro.

Doch die Kapitalgeber können sich auf Verluste einstellen. Zur Wiederherstellung der vollen operativen Handlungsfähigkeit seien weitreichende Maßnahmen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis und zur Sicherung der Fremdkapitalfinanzierung notwendig, so die Deutsche Forfait. Erste Gespräche mit potentiellen Investoren laufen bereits. „Sowohl Eigenkapital- als auch Fremdkapitalgeber einschließlich Anleihegläubiger werden einen Beitrag zur erfolgreichen Restrukturierung leisten müssen", heißt es weiter. Für die Gläubiger dürfte dies, wie sich im Bondkurs ablesen lässt, wohl die bessere Lösung gegenüber einer Insolvenz sein.

julia.becker[at]finance-magazin.de

Info

Alles zum Kampf der Deutschen Forfait um ihre Existenz finden Sie auf unserer Themenseite.