Die Lage beim Erotikhändler Beate Uhse spitzt sich immer mehr zu. Laut den heute vorgelegten Halbjahreszahlen ist die Eigenkapitalquote auf ein Rekordtief gesunken: Sie liegt jetzt bei 7,2 Prozent. Damit ist das Eigenkapital, das nun 5,2 Millionen Euro beträgt, beinahe aufgezehrt. Im Vorjahr lag es noch bei über 23 Millionen Euro.
Auch die Umsatzentwicklung zeigt ein negatives Bild: So sind die Umsatzerlöse um 20 Prozent auf rund 52 Millionen Euro gesunken, was vor allem mit den Filialschließungen zusammenhänge, so das Unternehmen. Auf der Ergebnisseite gibt es leicht positive Effekte, das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich von -2,7 Millionen Euro auf -2,2 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Beate Uhse mit einem Umsatz von 106 bis 110 Millionen Euro. 2015 lag der Jahresumsatz noch bei rund 130 Millionen Euro.
„Das Maßnahmenpaket zur Neuausrichtung zeigt in der Ergebnisentwicklung zwar erste Erfolge, die Transferdynamik ist jedoch noch zu gering“, heißt es vom Unternehmen.
Beate Uhse: Hiobsbotschaften schickten Anleihe auf Talfahrt
Die Krise bei Beate Uhse begann im Herbst vergangenen Jahres. Damals gab der Konzern eine schwere Gewinnwarnung ab – die Anleihe über 30 Millionen Euro stürzte daraufhin ab. Die angekündigten Sanierungsschritte konnten die Talfahrt zwar zunächst stoppen, doch weitere Hiobsbotschaften in den vergangenen Monaten setzen ihr wieder stark zu. Momentan notiert sie bei rund 20 Prozent.
So kamen im Juni nicht genügend Anleihegläubiger zusammen, um ein Restrukturierungskonzept für die Anleihe auf den Weg zu bringen. Beate Uhse hatte vorgeschlagen, die Laufzeit der Anleihe um fünf weitere Jahre zu verlängern und die Zinsen zu reduzieren. Immerhin wurde ein gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger gewählt, der mit dem Unternehmen das Sanierungskonzept neu aushandeln soll.
Beate Uhse prüft „Optionen zur Restrukturierung“
Im Juli verkündete Beate Uhse dann, die Zinsen für die Anleihe nicht pünktlich zahlen zu können. 14 Tage später kam Beate Uhse der Zahlung allerdings wie versprochen nach – ein unbekannter Dritter hatte Beate Uhse einen Kredit gegeben.
Momentan prüft das Unternehmen „Optionen zur finanziellen Restrukturierung“, wie es heißt. Das Management geht davon aus, dass finanzielle Neuausrichtung bei „nachhaltiger operativer Ergebnisverbesserung erfolgsversprechend vorgenommen“ werden kann.
Info
Mit der Restrukturierung des Mini-Bonds spitzt sich die Krise beim Erotikkonzern zu. Wie es dazu kam, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Beate Uhse.
Beate Uhse ist nicht der einzige Mini-Bond-Emittent mit Problemen. Eine Übersicht über das schwer gebeutelte Marktsegment liefert die FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.