Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre Aufsicht über die Finanzierung von Private-Equity-Deals verschärfen. Nachdem eine Anhörungsperiode im Januar zu Ende gegangen ist, soll die neue Richtlinie schon bis Juni in Kraft treten. Bislang gibt es allerdings noch keine endgültige Fassung.
Das Kernstück der geplanten Richtlinie ist eine weiche Höchstgrenze für Buy-out-Kredite, gemessen am Ergebnis des Unternehmens. So will die EZB es den Banken erschweren, zur Finanzierung eines Deals mehr als das Sechsfache des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) bereitzustellen.
EZB schreibt Leveraged-Finance-Bankern keine harte Decke vor
Wenn eine Bank die Grenze von 6x Ebitda überschreiten will, müsste dies ab Sommer das Kreditkomitee im Vorstand des Hauses genehmigen. Insofern kann die Richtlinie abschreckend wirken, indem sie den bürokratischen Aufwand für allzu freigiebige Kreditvergaben erhöht. Außerdem könnte die Regulierung die Verantwortung des Vorstands bei hohen Leverages erhöhen, nach dem Motto: Hinterher kann niemand sagen, er habe von nichts gewusst.
Außerdem müssen die Banken jede einzelne Finanzierung über 6x Ebitda den Aufsehern bei der EZB erklären. Und die EZB hat die Möglichkeit, besonders risikohungrigen Banken im Rahmen der so genannten Pillar 2 Guidance das Vorhalten zusätzlichen Eigenkapitals zu empfehlen.
EZB und Banken diskutieren über Formulierungen
Die Europäische Zentralbank installiert damit eine Richtlinie, die es in den USA so ähnlich seit 2013 gibt. Die verschärfte Regulierung soll der Tatsache Rechnung tragen, dass Buy-out-Kredite mit einem höheren Risiko behaftet sind als gewöhnliche Unternehmenskredite. In den USA werden diese von den arrangierenden Banken aber in weitaus stärkerem Maße als in Europa an den Kapitalmarkt weitergegeben.
Nach FINANCE-Informationen debattieren die EZB und die Marktteilnehmer derzeit noch über die Ausformulierung der Richtlinie, auch wenn die Anhörungsperiode schon vorbei ist. Demzufolge sind manche Leveraged-Finance-Banker besorgt, die neuen Regeln würden die internen Abläufe stark verkomplizieren und damit Anbietern von Private Debt einen Vorteil verschaffen.
Käme es tatsächlich zu einer Stärkung der Debt-Fonds, würde dies gewisse systemische Risiken bergen: Private-Debt-Anbieter sind deutlich weniger streng reguliert als Banken. Auch die Messung der Risiken, die sie eingehen, ist schwieriger als bei normalen Banken.