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Fördermittel: So profitieren Unternehmen

Eine Modernisierung der Lagerhalle steht an? Finanzchefs sollten vor allen Investitionsprojekten prüfen, welche Fördermittel dafür in Frage kommen.
Fuse/Thinkstock/Getty Images

Fördermittel stehen bei mittelständischen Unternehmen hoch im Kurs. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat die deutsche Förderbank KfW über ihre Mittelstandsbank Förderkredite von 11 Milliarden Euro vergeben. Das ist eine Milliarde mehr als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres.

Fördermittel bringen Zinsvorteile für Unternehmen

Eine Art von Fördermitteln sind Kredite. Trotz der allgemein niedrigen Zinsen können Unternehmen über sie deutliche Zinsvorteile einheimsen. Im Normalfall liegt die Verzinsung rund 1 Prozentpunkt unter herkömmlichen Krediten. Um diese Art der Finanzierung im Niedrigzinsumfeld noch attraktiver zu machen, bieten einige Fördergeber auch Tilgungszuschüsse an – allerdings meistens nur, wenn Projekte als besonders förderwürdig gelten.

Neben Förderkrediten stehen vor allem für kleinere Unternehmen auch eine Vielzahl an Förderzuschüssen bereit. Oft lassen sich Unternehmen gute Chancen entgehen, an solche Fördermittel zu kommen. Wenn Mittelständler zum Beispiel ihre Werkshallen energieeffizient umbauen, dann können für Teile der Ausstattung gegebenenfalls Förderzuschüsse beantragt werden.

Förderkredite und Förderzuschüsse bei KfW und Co. beantragen

Um sich keine Gelegenheit entgehen zu lassen, sollten Unternehmen bei jedem Kreditantrag die Möglichkeit für einen Fördermittelantrag prüfen.

Finanzchefs sollten sich in einem ersten Schritt einen Überblick über ihre Möglichkeiten verschaffen. Gerade für Unternehmen, die noch keine Erfahrung mit Fördergeldern gemacht haben, kann das Angebot zunächst unüberschaubar wirken. Fördermittel werden auch von den Ländern, dem Bund und der EU vergeben.

Auf den einzelnen Ebenen gliedert sich das Förderangebot weiter in verschiedene Bereiche, wie zum Beispiel Energieeffizienz, Forschung und Innovation, Intrastruktur und ähnliches. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Geldern für Existenzgründer und Startups. Einen Überblick über das Förderangebot findet sich im Internet. Eine mögliche Anlaufstelle ist das Online-Portal ‚Förderdatenbank‘ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Sobald sich Finanzverantwortliche selbst einen ersten Überblick verschafft haben, können die Beratungsstellen der Förderbanken oder auch Kammern und Verbände gute Ansprechpartner sein. Im Anschluss daran folgt der Gang zur Hausbank. Da die meisten Anträge für Fördermittel über die Hausbank gestellt werden, sind die Banken selbst auch Berater bei der Auswahl der Fördergelder. Nur bei größeren Projekten können Unternehmen direkt Kontakt zur Europäischen Investitionsbank EIB aufnehmen.

Der größte Fehler beim Antrag auf Fördermittel

Die Hausbank ist auch die Instanz, die in erster Linie darüber entscheidet, ob überhaupt ein Förderantrag gestellt wird. Wenn das auf den Weg gebracht ist, dann ist eine Ablehnung durch die Förderbank eher selten. Der häufigste Grund dafür, dass ein Antrag auf Fördermittel abgelehnt wird, sind unvollständige oder falsch ausgefüllte Anträge.

Gerade für den ersten Antrag sollten sich CFOs deshalb genügend Zeit nehmen. Wer sich einmal durch das Gewirr von Dokumentationspflichten gekämpft hat, wird beim zweiten Antrag auf Fördermittel schon viel schneller ans Ziel kommen. Mittlerweile gibt es außerdem recht schlank aufgebaute Förderprogramme. Der Aufwand variiert je nach Fördergeber und Zweck. Vor allem für Fördergelder im Bereich Forschung und Innovation sind die Antragsverfahren komplexer als bei anderen Förderzwecken, da hier die Neuheit eines Projekts belegt werden muss.

Fördermittel vor Projektbeginn beantragen

Ein weiterer Kardinalfehler beim Beantragen von Fördermitteln ist eine falsche Wahl des Zeitpunkts. Viele Unternehmen beginnen mit Projekten, wie zum Beispiel der Modernisierung von Anlagen oder Werkshallen, und beantragen erst dann Fördermittel. Bei vielen Förderprogrammen gilt allerdings: Förderanträge können nur vor Beginn eines Projekts beantragt werden, bereits begonnene Projekte sind von der Förderung ausgeschlossen. Damit hat das Unternehmen seine Chance bereits vertan.

Besonders erfolgreich wird ein Antrag dann, wenn die Finanzchefs schon beim Aufsetzen des Antrags überlegen, welche Ziele in diesem Jahr bei den Fördermittelgebern hoch im Kurs stehen. Derzeit haben vor allem Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und für besseren Klimaschutz einen guten Stand. Die Aspekte eines Projekts, die zu diesen Zielen passen, sollten im Förderantrag unbedingt erwähnt werden.

Wer sich beim ersten Antrag ausreichend Zeit nimmt und Kardinalfehler vermeidet, kann von den vielfältigen Fördermitteln in Deutschland und der EU stark profitieren. Unternehmen, die sich einmal durch den Dschungel gekämpft haben, reichen erfahrungsgemäß bald wieder den nächsten Antrag ein.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.