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GE Capital: Geschäft trotz Verhandlungen nicht eingebrochen

Crédit Mutuel schlägt in Deutschland zu und übernimmt die Factoringaktivitäten von GE Capital. Das Geschäft leide nicht unter dem M&A-Deal, meint Deutschlandchef Joachim Secker.
Sebastian Jarry/picture-alliance/dpa

Die Geschäfte von GE Capital laufen trotz der Verkaufsverhandlungen ohne Beeinträchtigung weiter. „Das zweite Halbjahr ist insgesamt etwas verhaltener als das erste“, erklärt Joachim Secker, CEO von GE Capital Deutschland. Der Deutsche Factoring-Verband beobachte dies aber für die gesamte Branche. Der Manager ist gleichzeitig zuversichtlich, dass das Factoringvolumen in Deutschland in diesem Jahr erstmals die Marke von 200 Milliarden Euro übertreffen wird. Bereits zum ersten Halbjahr hatte der Deutsche Factoring-Verband von einer neuen Bestmarke 100 Milliarden Euro berichtet.

In der vergangenen Woche hatte GE ein Memorandum of Understanding mit der französischen Banque Fédérative du Crédit Mutuel unterzeichnet, wie FINANCE berichtete. Von GE Capital wollen die Franzosen das „Equipment Finance and Receivable Finance“ übernehmen. Auch die BNP Paribas und Société Générale sollen daran interessiert gewesen sein. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen, momentan deutet aber nichts auf eine Blockade oder Auflagen hin.

Wettbewerber in Frankreich

Im französischen Markt sind die Factoringeinheiten von GE Capital und der Crédit Mutuel Wettbewerber und nehmen dem Vernehmen nach die Plätze 5 und 6 ein. Die beiden Unternehmen kennen sich gut, da zwischen ihnen bis vor rund fünf Jahren in Frankreich ein Joint Venture bestand.

In Deutschland ist Crédit Mutuel in der Investitionsfinanzierung und im Leasing tätig, allerdings kein namhafter Spieler. Außerdem hält die französische Bank seit 2008 die Anteile an der ehemaligen Citigroup-Tochter Targobank. Mit dem Geschäft des Konsumentenfinanziers hat das deutsche GE-Capital-Geschäft aber keine Überschneidungen. Die Franzosen erhalten durch die Übernahme mit einem Schlag die führende Stellung im deutschen Markt. Weitere Top-Player sind die Postbank-Tochter PB Factoring, Coface Finanz und Eurofactor.

Abschluss im zweiten Quartal 2016

Der Abschluss der Transaktion soll im zweiten Quartal 2016 erfolgen. Bis dahin werde es schon aus rechtlichen Gründen wenig Neuigkeiten über die künftige Aufstellung geben, sagt Secker. Auch unter welchem Label die Factoringsparte und das Equipment Financing dann weitermachen, ist derzeit nicht klar. GE Capital hält noch die Markenrechte an Heller Factoring. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass der alte Auftritt wiederbelebt wird. Naheliegender erscheint, dass Crédit Mutuel einen einheitlichen, europäischen Namen suchen wird. Die wichtigste Tochtergesellschaft der genossenschaftlich organisierten Bank ist die Firmenkundenfinanzierung Crédit Industriel et Commercial (CIC). Möglicherweise wird auch das Deutschlandgeschäft unter diesem Label firmieren.

Das Factoringgeschäft bleibt indes hart umkämpft. Sorgen bereitet Secker die aktuelle Preisentwicklung, die durch das billige Zentralbankgeld und den aggressiven Wettbewerb angeheizt wird. „Wir haben ein ordentliches Neugeschäft, sagen aber zu manchem Geschäft auch mal nein“, betont Secker. Die Digitalisierung sei auch für die Factoringbranche ein „Hauptthema der kommenden Jahre“. Hier erwächst den angestammten Factoringanbietern neue Konkurrenz: Mit Decimo hat der Deutsche Factoring-Verband jüngst das erste „Fintech“ in seine Reihen aufgenommen.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.