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Großer Run auf Fördermittel für Digitalisierungsprojekte

Die KfW hat 2017 mehr Fördermittel an Mittelständler ausgegeben als im Jahr davor.
KfW-Bildarchiv/Ruediger Nehmzow

Planmäßig ist das Fördervolumen der KfW 2017 leicht von 81 auf 76,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Beim Blick auf die Mittelstandsbank zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Dort ist das Neugeschäftsvolumen von 21,4 Milliarden Euro im Vorjahr auf 21,9 Milliarden Euro gestiegen. Die These, dass das anhaltend gute Finanzierungsumfeld Unternehmen davon abhält, sich um Fördergelder zu bemühen, lässt sich also nicht halten.

Frank Hosenseidl, der bei der Commerzbank für die öffentlichen Förderprogramme verantwortlich ist, überrascht der Anstieg nicht: „Das deckt sich mit unserer Beobachtung, dass die Nachfrage nach Fördermitteln bei Unternehmen ungebrochen ist. “ Zwar sei der Finanzierungsvorteil im Niedrigzinsumfeld weniger ausgeprägt. „Doch viele Finanzverantwortliche sehen in der öffentlichen Förderung auch ein Gütesiegel für die eigenen Projekte“, erklärt der Experte.

Leicht gesunken ist bei der KfW im vergangenen Jahr jedoch die Vergabe allgemeiner Unternehmensfinanzierungen . Dort lagen die Zusagen bei rund 6 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es noch 6,4 Milliarden Euro. „Solche Schwankungen lassen sich auch mit Verschiebungen innerhalb unserer Förderprogramme hin zu Programmen mit speziellem Förderschwerpunkt erklären“, ordnet Cornelia Lamers, Abteilungsdirektorin der KfW und zuständig für die Umweltprogramme, diesen Rückgang ein.

Leicht gesunken ist bei der KfW im vergangenen Jahr die Vergabe allgemeiner Unternehmensfinanzierungen.

1,5 KfW-Milliarden fließen in Digitalisierungsprojekte

Konkret meint sie ein neues Förderprogramm, dass die KfW erst im Juni 2017 aufgelegt hat. Mit dem sogenannten ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit fördert die Bank Projekte aus diesen Bereichen, aber auch Unternehmen, die insgesamt als innovativ gelten. „Unter diesem Programm wurden 2017 bereits 1,5 Milliarden Euro vergeben. Dieser Wert hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen“, berichtet Lamers.

Für die überraschend hohe Nachfrage hat sie folgende Erklärung: Die Förderbank habe sich bemüht, das neue Programm so einfach wie möglich zu gestalten. Darüber hinaus seien diese Kredite noch einmal zinsgünstiger als die klassische Unternehmensfinanzierung der KfW.
 
„Für Unternehmen, die Digitalisierungsprojekte haben, ist das ein sehr günstiger Einstieg in die Welt der Fördermittel“, meint auch Commerzbank-Experte Hosenseidl. 10 Prozent aller Förderdarlehen, die die Commerzbank an Mittelständler vergeben hat, seien aus diesem Bereich gekommen. „Das Thema Digitalisierung und ERP werden wir auch 2018 zum Vertriebsschwerpunkt machen, weil hier fast alle Unternehmenskunden Handlungsbedarf haben“, ergänzt er.

Digitalisierung und Energieeffizienz im Fokus

Den zweiten Schwerpunkt legt die KfW derzeit auf das Thema Umwelt, auch wenn hier das Fördervolumen 2017 von 10,7 auf 10,2 Milliarden Euro gesunken ist. Der Rückgang lässt sich vor allem damit erklären, dass die Zusagen für den Ausbau erneuerbarer Energien 2017 das Rekordniveau von 2016 nicht ganz erreicht  haben. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist stark abhängig von den Rahmenbedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. „Insgesamt wird das Thema Umwelt- und Klimaschutz auch 2018 für uns im Mittelpunkt stehen“, erläutert KfW-Expertin Lamers.

Für Unternehmen sind im Fördersegment Umwelt die Programme für Energieeffizienz am relevantesten.

Für Unternehmen sind in diesem Fördersegment die Programme für Energieeffizienz am relevantesten. 5,7 Milliarden Euro hat die KfW dort vergeben. Anders als bei Innovations- oder allgemeinen Unternehmenskrediten kommen solche Finanzierungen auch für Großunternehmen in Frage. Energieeffizienz ist keine Frage der Unternehmensgröße, eine Obergrenze beim Jahresumsatz des Unternehmens, die bei anderen KfW-Programmen den Zugang auf kleine und mittlere Unternehmen begrenzt, gibt es daher bei den Förderprogrammen für Umwelt- und Klimaschutz  nicht, erklärt Lamers.

Neben Zinsvorteil auch Tilgungszuschuss möglich

Gefördert werden energieeffiziente Neubauten oder Sanierungen, aber auch Investitionen in Maschinen und Anlagen. „Bei Fördermitteln aus dem Energiebereich gibt es neben dem Zinsvorteil für besonders energieeffiziente Vorhaben auch noch Tilgungszuschüsse – also quasi geschenktes Geld“, beschreibt Commerzbanker Hosenseidl die besonderen Vorteile.

Eine Prognose, wie stark die Förderaktivitäten in diesem Bereich noch wachsen können, gibt die KfW nicht. Seit 2016 fördert die KfW mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie außerdem Vorhaben zur Vermeidung und Nutzung von Abwärme, die zum Beispiel in Produktionsprozessen entsteht. Hierfür wurden im letzten Jahr knapp 200 Millionen Euro an Krediten und Zuschüssen vergeben, berichtet KfW-Expertin Cornelia Lamers. Sie sieht in diesem Bereich ein hohes Potential.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.