Böse Überraschung bei der Hansa Group: Der im März ausgehandelte Haircut scheint gescheitert, der Vorstand wurde abberufen. In einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens heißt es: „Die Vereinbarungen zur Reduzierung der Finanzverbindlichkeiten bei der Hansa Group können unerwartet und überraschend nicht vollständig umgesetzt werden“. Weitere Sanierungsoptionen würden nun „ergebnisoffen geprüft“.
Dabei schien die Refinanzierung schon in trockenen Tüchern zu sein: Mit den finanzierenden Banken vereinbarte der Chemikalienhersteller, dass die Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 109 Millionen Euro bis zum Spätsommer diesen Jahres auf 46 Millionen Euro mehr als halbiert werden sollen. Zudem war eine Kapitalerhöhung von maximal 48 Millionen Euro vorgesehen, für die auch die Großaktionäre einstehen sollten.
Dominik Müser erst im März als CFO der Hansa Group angetreten
Weshalb diese Maßnahmen nun nicht mehr umgesetzt werden können und ob es an Rückhalt der Großaktionäre für die nötige Kapitalstärkung fehlt, ist unklar – das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Wie prekär die Lage wieder geworden ist, zeigt auch das harte Durchgreifen an der Führungsspitze. Vorstand Thomas Pfisterer und CFO Dominik Müser sind „mit sofortiger Wirkung abberufen“ worden. Als Grund dafür gibt das Unternehmen „gedoppelte Strukturen und Verantwortlichkeiten“ an, da mit dem Sanierer Bernd Depping ein bekannter Feuerwehrmann als Chief Restructuring Officer (CRO) an Bord geholt wurde. Für Dominik Müser ist die Situation besonders bitter. Müser musste im Winter nach bitteren Querelen mit Hedgefonds sein Vorstandsmandat bei dem Handyausrüster Balda abgeben und war erst im März zum neuen CFO der Hansa Group berufen worden.
110 Millionen Euro Nettoschulden: Hansa Group steckt tief in der Krise
Ob es dem Unternehmen ohne den nun in Zweifel stehenden Rückhalt seiner Finanzierungspartner gelingen kann, aus seiner Finanzierungskrise herauskommen, ist fraglich. Die Geschäftszahlen sind düster: Umsätze und Ebitda sind rückläufig, in den ersten drei Quartalen 2013 hatte Hansa Group einen Umsatz von 251 Millionen Euro erzielt, im Jahr zuvor waren es noch 325 Millionen Euro gewesen. Der operative Gewinn (Ebit) rutschte mit 13,6 Millionen Euro ins Minus, im Vorjahr wurde noch ein Gewinn in Höhe von 11,9 Millionen Euro ausgewiesen. Die Nettofinanzschulden türmten sich zum Ende des dritten Quartals auf rund 110 Millionen Euro auf.
Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Die Hansa Group gab in ihrer heutigen Ad-hoc-Mitteilung auch bekannt, dass sich wegen der Unternehmenskrise die Arbeiten am Jahresabschluss 2013 und den Q1- und Q2-Berichten des laufenden Jahres „stark verzögert“ hätten.
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