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Hochzinsanleihen: Steigende Risiken

Hochzinsanleihen erreichen immer neue Höchststände. Das birgt auch Gefahren.
Thinkstock / Getty Images

Hochzinsanleihen jagen von Rekord zu Rekord. Nachdem schon 2013 neue Höchststände vermeldet wurden, sah das erste Halbjahr 2014 das größte Dealvolumen, das jemals in dem Segment in Deutschland erreicht worden ist. Wesentlich dazu beigetragen haben Emittenten wie Schaeffler, Fresenius und ThyssenKrupp, die zusammen 4,7 Milliarden Euro mit Hochzinsanleihen platzierten zu rekordverdächtig niedrigen Zinsen.

Laut Daten von Dealogic sammelten deutsche Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt mehr als 11,6 Milliarden Euro über Hochzinsanleihen ein. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum 2013 waren es erst rund 7,8 Milliarden Euro – auch dieser Wert markierte allerdings bereits das zweithöchste von Dealogic je ermittelte Volumen. Der Trend zu immer neuen Höchstständen zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Europaweit zog die Emissionstätigkeit im High-Yield-Segment RBS-Zahlen zufolge um 35 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 an.

Fast schon Investment Grade

Zwei Gruppen von Unternehmen sorgen laut Einschätzung von Matthias Minor, Head of Corporate DCM für Deutschland, Österreich und Schweiz bei der RBS für das Rekordwachstum in dem Segment. Das sind Emittenten wie HeidelbergCement,ThyssenKrupp oder Fresenius. Diese Unternehmen sind von ihrem Rating zwar im spekulativen Bereich angesiedelt, erhalten aber dennoch fast schon Konditionen wie Investment Grade-Emittenten.

Die zweite Gruppe bilden Unternehmen, die M&A-Deals fremdfinanzieren wollen, wie kürzlich bei Dufry geschehen. Das Schweizer Handelsunternehmen hat im Juli eine achtjährige Hochzinsanleihe begeben, um die Akquisition des Konkurrenten Nuance zu finanzieren.

Doch birgt die Rekordjagd immer mehr Grund zur Sorge. Befeuert wird der Run von Investoren, die auf der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten höhere Risiken in Kauf nehmen, dabei aber die zugrundeliegenden Risiken zum Teil ausblenden. Genau davor hat unlängst die Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Zentralbank der Zentralbanken gewarnt.

BIZ-Chefvolkswirt Hyun Song Shin warnte in einem Interview offen vor Spekulationsblasen: 2013 seien weltweit pro Quartal riskante Unternehmensanleihen mit einem durchschnittlichen Wert von 90 Milliarden US-Dollar begeben wurden. Vor der Krise sei lediglich ein Drittel des Volumens davon erreicht worden.

Vorsicht bei Hochzinsanleihen

Die Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin warnte in einem aktuellen Bericht vor riskanten Verwendungen. Vermehrt würden in Europa Anleihen emittiert, deren Erlöse für M&A-Deals oder Dividendenzahlungen genutzt würden, was den „Verschuldungsgrad der Firmen erhöht und somit auf wachsende Kreditrisiken hinweist“, schreibt Analyst Sergio Andenmatten.

Die RBS schätzt die Situation weniger kritisch ein. „Momentan sehe ich keine Überhitzung des Marktes“, sagt Minor. Im weiter niedrigen Zinsumfeld wachse die Bereitschaft, sich auch in schwächer geratete Unternehmen zu engagieren. Der größte Unsicherheitsfaktor seien jedoch steigende Zinsen und eine signifikante wirtschaftliche Abschwächung der Unternehmen. „Beide Szenarien halte ich kurzfristig sowohl in Deutschland als auch in Europa für unwahrscheinlich“, sagt der Banker. Daher werde der Markt für Hochzinsanleihen auch künftig zur Verfügung stehen, glaubt er.

Ob im zweiten Halbjahr neue Rekordmarken gesetzt werden, ist dennoch eher unwahrscheinlich. Denn traditionell sind die ersten sechs Monate des Jahres die stärkeren auf den Anleihemärkten.

anne-kathrin.meves[at]finance-magazin.de