Milliardenverluste zwingen die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zum größten Kahlschlag ihrer Geschichte. Das einstige Aushängeschild unter den sieben deutschen Landesbanken gibt ganze Geschäftsbereiche auf und streicht in den nächsten vier Jahren 2500 Stellen, jeden fünften ihrer noch 13.600 Arbeitsplätze. Der neue Vorstandschef Hans-Jörg Vetter muss das Stuttgarter Institut – auch auf Druck der EU-Kommission – auf seine Kerngeschäfte mit Firmen- und Privatkunden sowie Sparkassen reduzieren.
“Die LBBW steht vor einem Kraftakt”, sagte Vetter nach einer Sitzung der Trägerversammlung und des LBBW-Verwaltungsrats am Donnerstag. “Er ist jedoch unumgänglich, um die Bank wieder zukunftssicher zu machen und an das deutlich veränderte Marktumfeld anzupassen.” Wegen Kosten für den Umbau sowie einer höheren Risikovorsorge im Kreditgeschäft und Belastungen im Immobilienbereich rechnet die größte deutsche Landesbank in diesem Jahr mit einem “deutlichen Verlust”. Kreisen zufolge wird sich dieser auf rund 1,8 Milliarden Euro belaufen. Bereits 2008 hatte sie einen Fehlbetrag von 2,1 Milliarden Euro verbucht.
Die LBBW will jährlich Kosten von 700 Millionen Euro sparen, Beteiligungen verkaufen und sich von nicht mehr zum Kerngeschäft gehörende Aktivitäten trennen. Die Bilanzsumme von derzeit knapp 450 Milliarden Euro soll um 40 Prozent sinken. Unter anderem hält sie Anteile an der Leasingfirma Süd-Leasing und den Banken HSBC Trinkaus & Burkhardt und Quirin Bank.
Die vor gut zehn Jahren aus der SüdwestLB, der als Sparkasse fungierenden Landesgirokasse und einem Teil der Landeskreditbank entstandene Bank werde sich künftig deutlich stärker an Kunden orientieren, sagte Vetter. Er will das 90 Milliarden Euro umfassende, riskante Kreditersatzgeschäft abbauen. Auch Flugzeug- und Schiffskredite wird die Landesbank künftig nicht mehr anbieten, Standorte im Ausland sollen geschlossen werden. Aus dem Geschäft mit großen Immobilienprojekten, das Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen ist, werde die Bank ebenfalls aussteigen, hieß es in Kreisen.
Das Sparprogramm fällt mehr als drei Mal so groß aus wie im Juli beschlossen: Damals waren 210 Millionen Euro Einsparungen geplant, 700 Arbeitsplätze sollten wegfallen. “Ich hoffe, dass wir um Kündigungen herumkommen”, sagte der Oberbürgermeister von Stuttgart, Wolfgang Schuster (CDU). Dazu solle ein Sozialplan aufgestellt werden. SPD-Landtags-Fraktionschef Claus Schmiedel kündigte Widerstand gegen die Kürzungspläne an: “Eines ist klar: dass nicht nur die Indianer zur Kasse gebeten werden, sondern auch die Häuptlinge ihren Beitrag leisten müssen.”
Wie viele andere Institute kämpft die LBBW mit einer stark wachsenden Risikovorsorge. Wegen der Wirtschaftskrise steigt die Zahl der Firmeninsolvenzen rapide an, was vor allem die auf Mittelständler fokussierte Landesbanken trifft. Die gerade erst auf rund 800 Millionen Euro aufgestockte Risikovorsorge für Kreditausfälle reicht bei der LBBW schon nicht mehr aus.
Quelle: Reuters, FINANCE