Der europäische Markt für High-Yield-Bonds zeigt sich in starker Verfassung. Die Neuemissionstätigkeit erholt sich weiter mit Vehemenz von der Mini-Flaute von 2015 und Anfang 2016: Im ersten Quartal dieses Jahres wurden neue Hochzinsanleihen im Wert von über 50 Milliarden Euro platziert – so viel wie zuletzt im zweiten Quartal 2014. In Deutschland nutzten unter anderem Hapag-Lloyd und K+S das gute Umfeld, um neue Hochzinsanleihen mit einem dreistelligen Millionenvolumen aufzulegen.
Für CFOs ist die Marktlage ausgezeichnet: Obwohl sich nach Angaben der EZB die Standards der Anleihen lockern, ist die Nachfrage der Investoren unverändert groß – vor allem, weil die Bondholder derzeit kaum Verluste erleiden. So liegt die Ausfallrate am europäischen High-Yield-Markt nach Daten der Ratingagentur S&P aktuell bei 2 Prozent und damit unter dem langjährigen Durchschnitt von 3,2 Prozent.
Krisenhafte Werte sind weit entfernt: Ende 2009 erreichte die Ausfallrate 10 Prozent, 2002 gipfelte sie sogar bei 14 Prozent. In der USA liegt die aktuelle Ausfallrate bei fast 4 Prozent, was in erster Linie daran liegt, dass nach wie vor viele Öl- und Gasproduzenten unter dem Preisverfall am Rohstoffmarkt leiden.
In Deutschland und der Schweiz noch höhere Recovery-Raten
Auch die Recovery-Raten, die anzeigen, welchen Anteil ihres Einsatzes die Investoren im Fall einer Pleite zurückbekommen, liegen derzeit nach Berechnungen des Datendienstleisters S&P so hoch wie selten zuvor: Bei erstrangigen Papieren („First Lien“) liegt die Recovery-Rate ausgefallener europäischer Junk-Bonds aktuell bei 73,6 Prozent, im nachrangigen und Mezzanine-Bereich immerhin noch je nach Instrument bei 30 bis 35 Prozent.
Bei Anleihen deutscher Corporates haben die Investoren noch bessere Recovery-Aussichten als im europaweiten Schnitt: Bei First-Lien-Tranchen liegt die Recovery-Rate hierzulande derzeit bei fast 78 Prozent, quer über alle Instrumente bei 69 Prozent. Bei Schweizer Emittenten sind die Werte nochmals höher.
Nach Branchen betrachtet, müssen die High-Yield-Investoren bei Emittenten aus dem Auto- und dem Telekom-Sektor mit den höchsten Verlusten rechnen. Dort liegen die Recovery-Raten nur bei rund 45 Prozent, Mezzanine-Tranchen erreichen 13 bis 15 Prozent.
Anteil schwacher Emittenten am High-Yield-Markt steigt an
Insgesamt zeichnet S&P das Bild eines robusten Aufschwungs. Erste Warnzeichen, dass sich die Lage mittelfristig verschlechtern könnte, sehen die Ratinganalysten dennoch. So verschlechtert sich die Bonität der neuen Emittenten, der Anteil von Unternehmen mit einem Rating im C-Bereich stieg seit Mitte 2015 von 3,5 auf 7,6 Prozent. Auch der Anteil der Unternehmen mit einem negativen Ratingausblick steigt leicht an und erreichte Ende des ersten Quartals 17,5 Prozent. Dies liegt aber immer noch unter dem langjährigen Mittel von 23 Prozent.
Bondmarkt-Experten erklären den europäischen High-Yield-Boom und den wachsenden Risikoappetit der Investoren auch damit, dass die EZB seit dem vergangenen Jahr massiv Unternehmensanleihen aufkauft. Obwohl die Zentralbanken nur Investmentgrade-Papiere erwerben, strahlt die Wirkung des Kaufprogramms auf den High-Yield-Markt aus.