Newsletter

Abonnements

KMU-Anleihe: Mini-Bond in neuer Gestalt

Unter dem Label WIR Finanzierer vermarkten Mark van den Arend und Jürgen Goldstein die KMU-Anleihe.
WIR Finanzierer

Die Mittelstandsanleihe hat zwar derzeit nicht gerade Rückenwind, jetzt kommt sie möglicherweise bald in neuer Gestalt an den Markt: Rund 30 Mittelständler sollen gleichzeitig Zugang zum Fremdkapitalmarkt bekommen. Die Beträge zwischen 500.000 Euro und rund 10 Millionen Euro über eine Mittelstandsanleihe gebündelt refinanziert werden. „Wir rechnen damit, dass wir noch im September eine Anleihe über rund 120 Millionen Euro platzieren können“, sagt Initiator Mark van den Arend, der wie sein Kompagnon Jürgen Goldstein bis vor nicht allzu langer Zeit in Diensten der Deutschen Bank stand. Die beiden erfahrenen Ex-Banker vermarkten das Anleihekonzept mit ihrer Gesellschaft WIR Finanzierer.

Allerdings steht derzeit weder das genaue Volumen noch der Teilnehmerkreis fest. „Wir sind ganz konkret im Gespräch mit Unternehmen, die es machen wollen“, sagt van den Arend, nannte dabei aber keine Namen. Der Manager ist optimistisch, dass sich genügend Mittelständler für das Projekt interessieren und eine Transaktion im Herbst dieses Jahres zustande kommt. „Auch bei den Investoren spüren wir sehr viel Interesse“, sagt van den Arend. Begleitende Banken sind die IKB und Close Brothers Seydler, die beide im Mini-Bond-Segment aktiv sind. „Die gesamte Transaktion soll voraussichtlich ein Rating von BBB haben und einen Kupon von circa 6,5 Prozent“, erklärt van den Arend.

Transparentes Preismodell

Die Preise für die Unternehmen sind transparent und auf der Homepage von WIR Finanzierer detailliert aufgeführt.  Die Emittenten zahlen einen Kupon, der von ihrer Bonität abhängt – im besten Fall 4,5 Prozent, im schlechtesten 7,25 Prozent. Für das Arrangieren und Platzieren der Transaktion berechnen die Arrangeure  jedem Teilnehmer ein Disagio von 5 Prozent, die bei der Platzierung vom Anleihebetrag abgezogen werden. Vermittelt ein Emittent weitere Kandidaten, reduziert sich sein Disagio als eine Art Vermittlungsprovision stufenweise – im Maximalfall um die Hälfte.  Für ein indikatives Erstrating von Euler Hermes, das nicht einem Vollrating entspricht, bezahlen die Unternehmen 10.000 Euro. Folgeratings kosten dann jeweils 5.000 Euro. Die Hamburger Ratingagentur soll sowohl die einzelnen Unternehmen als auch die Transaktion bewerten.

Unterschiede zum Standard-Mezzanine

Das Prinzip der gebündelten Kapitalmarktfinanzierung haben bereits sechs NRW-Kommunen vorexerziert, die im Februar ihr Kapitalmarktdebüt gegeben haben, wie die FINANCE-Schwesterpublikation Der Neue Kämmerer berichtete. Sie erinnert aber auch an die Standard-Mezzanine-Programme, mit denen in den 2000er Jahren gebündelte Genussrechte von Mittelständlern an den Kapitalmarkt gebracht wurden. In der Folge summierten sich die Insolvenzen und Ausfälle aber deutlich über dem, was die Initiatoren erwartet hatten.

Eine schlechte Performance will Mark van den Arend vermeiden und hat die Anleihe deswegen deutlich anders gestaltet als Standard-Mezzanine. Der Bond wird nicht im CDO-Stil tranchiert, sondern in einem Stück begeben. Besonders bei der Einschätzung unterschiedlicher Ratingklassen hatten sich die Agenturen vertippt. Die Unternehmen erhalten vorrangiges, nicht nachrangiges Kapital. Die Nachrangigkeit hatte bei es Standard-Mezzanine wiederum erschwert, Ausfallrisiken einzuschätzen.

Zu guter letzt ist der Auswahlprozess anders strukturiert. „Die Unternehmen werden einem dreistufigen Rating unterzogen“, sagt van den Arend. Neben der Bewertung durch Euler Hermes muss das Unternehmen ein bankinternes Rating seines größten Kreditgebers vorweisen. Außerdem gibt es noch die Krediteinschätzung der Deutschen Bundesbank. Der Kreditausschuss will sich mit Kurzinterviews und Betriebsbesichtigungen dann noch ein eigenes Bild machen. Eine Negativauswahl will van den Arend unter anderem auch dadurch verhindern, dass immer auch Bankkredite in Höhe von mindestens dem Anleihebetrag zur Verfügung stehen. Kommt es dennoch zu Problemen, fungiert der Restrukturierungsspezialist Buchalik Brömmekamp bei Krisenfällen als eine Art Recovery Manager.

Mindestzins und variabler Zins

Da mit Krisenfällen zu rechnen ist, versprechen die Emittenten den Investoren einen Mindestzins – und einen variablen Zins. Ausgekehrt werden zwar immer alle Cashflows. Zahlt ein Emittent aber nicht oder verspätet, reduziert sich der variable Zins entsprechend.

Nach dem Start wird die erste Herausforderung sein, bis Ende September genügend qualitativ starke Unternehmen zu finden. Gelingt dieser Schritt und die Anleiheplatzierung, muss man sehen, wie sich die Ausfälle entwickeln – und ob Investoren wirklich bessere Erfahrungen machen als bei den Mezzanine-Programmen oder den aktuellen Mittelstandsanleihen.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Mehr zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite Mittelstandsanleihen.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.