Für die Europäische Zentralbank waren die Bonds von K+S keine gute Wahl. Drei Anleihen des deutschen Düngemittel- und Salzkonzerns hat die Zentralbank im Rahmen ihres gerade verlängerten milliardenschweren Kaufprogramms erworben. Unter allen Firmenbonds, in die die EZB investiert hat, haben ausgerechnet die Papiere des einstigen Dax-Konzerns die schwächste Performance hingelegt. Das geht aus einer aktuellen Analyse von Bloomberg hervor, aus der die „Welt“ berichtet.
Im Durchschnitt hat sich demnach der Rendite-Spread der drei K+S-Papiere nach dem Erwerb durch die EZB um rund 50 Basispunkte ausgeweitet. Im Umkehrschluss bedeutet das gefallene Kurse und damit Buchverluste. Am schlechtesten entwickelte sich die 2012 begebene K+S-Anleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Bei diesem Bond weitete sich der Spread um ganze 76 Basispunkte aus, heißt es in dem Bericht.
Überraschend ist das schlechte Ergebnis nicht: Deutschlands größter Rohstoffschürfer kämpft mit fallenden Düngemittelpreisen und musste hart um Abwassergenehmigungen ringen, die zur Kaliproduktion notwendig sind. Im Frühjahr vergangenen Jahres stieg der Konzern vom Dax in den MDax ab, im Oktober folgte dann eine Rating-Abstufung auf Ramschniveau. Ab diesem Zeitpunkt durfte die EZB keine weiteren Papiere der Kasseler mehr kaufen. Zum Verkauf des Junkbonds war sie aber auch nicht gezwungen.
Bondprogramm für EZB ein Nullsummenspiel
Ein Ausreißer sind die K+S-Bonds mit ihrer enttäuschenden Performance allerdings nicht. Das kritische Ergebnis der Bloomberg-Analyse: Die Zentralbank hat bei weniger als der Hälfte der gekauften Corporate Bonds einen Gewinn erzielt. Insgesamt befinden sich laut Bloomberg mittlerweile 778 Papiere mit einem Volumen von 51,2 Milliarden Euro in den Portfolios der einzelnen europäischen Zentralbanken. Mit Blick auf den gesamten Bestand haben sich die Spreads um durchschnittlich 1,49 Basispunkte ausgeweitet.
Für die EZB dürfte diese geringfügige Ausweitung freilich wenig relevant sein. Profite will sie mit ihrem Kaufprogramm nicht einfahren, sondern die Finanzierungskosten für europäische Unternehmen senken. Dass ihr das gelungen ist, zeigen die spektakulärsten Bondemissionen des vergangenen Jahres, die FINANCE zusammengestellt hat.
Glencore mausert sich zum Musterschüler
Ironischerweise steht auch am anderen Ende des Performance-Spektrums ein Rohstoffkonzern. Laut der Bloomberg-Analyse hat kein von der EZB gekaufter Bond so gut performt wie die Glencore-Anleihe mit Laufzeit bis 2021. Deren Spread hat sich seit dem 15. Juli vergangenen Jahres um knapp 111 Basispunkte eingeengt. Für die Zentralbank bedeutet das einen Gewinn von 3,60 Euro pro 100 Euro. Die Glencore-Bonds gehörten zu den ersten Papieren, die die EZB gekauft hat.
Wie bei K+S hat sich die EZB auch dreimal Glencore-Anleihen ins Portfolio gelegt. Da Glencore ein Schweizer Unternehmen ist, wäre dies eigentlich nicht möglich gewesen. Doch der Konzern begibt seine Bonds über die Tochtergesellschaft Glencore Finance, die ihren Sitz in Luxemburg und damit in der EU hat. So landeten auch eine Reihe weiterer Bonds Schweizer Großkonzerne im Portfolio der EZB.
Ob die Zentralbank, die das Kaufprogramm fortsetzen will, auch in diesem Jahr für eine Party an den Bondmärkten und rekordverdächtig niedrige Finanzierungskosten sorgen wird, ist hingegen alles andere als ausgemacht. Zwar hat die EZB ihr Kaufprogramm bis mindestens Ende des Jahres verlängert, doch die gekauften Volumina werden zurückgehen. Einige Experten spekulieren, dass die EZB damit ihren langsamen Ausstieg aus dem Corporate-Bond-Markt eingeleitet haben könnte. EZB-Chef Mario Draghi hat diese Vermutung zurückgewiesen.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.