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Milliarden-Restrukturierung bei Steinhoff muss verschoben werden

Steinhoff muss weiter um die Restrukturierung seiner Milliarden-Schulden bangen.
Katarzyna Bialasiewicz/iStock/Thinkstock/Getty Images

Die Lage bei Steinhoff bleibt kritisch: Eigentlich wollte der wegen eines Bilanzskandals strauchelnde Möbelkonzern die im Dezember beschlossene Umschuldung von 7,7 Milliarden Euro bis zum 29. März über die Bühne bringen – und damit endlich für finanzielle Entlastung sorgen. Doch daraus wird voraussichtlich nichts. Wie am gestrigen Mittwoch Abend bekannt wurde, muss Steinhoff seine Gläubiger um eine Fristverlängerung bis mindestens 31. Mai bitten. Die Abstimmung darüber läuft bis zum 26. März.

Zwar gilt es als wahrscheinlich, dass die Gläubiger der Fristverlängerung zustimmen werden. Sie hatten sich im Dezember mit klaren Mehrheiten von über 90 Prozent hinter den von Steinhoff ausgearbeiteten Restrukturierungsplan gestellt. Auch jetzt dürften die Schuldner wenig Interesse daran haben, den wankenden Möbelkonzern in eine wertvernichtende Insolvenz zu schicken. Allerdings bleibt eine Unsicherheit. Zu den Schuldnern gehören Steinhoff-Unterlagen aus dem Dezember zufolge neben zahlreichen Hedgefonds unter anderem die Citigroup, Barclays, JP Morgan und die Deutsche Bank.

XXXLutz-Miteigentümer torpediert Umschuldung

Die nun erbetene Fristverlängerung ist notwendig, weil Steinhoff noch keine Einigung mit Andreas Seifert, XXXLutz-Mitinhaber und langjähriger Geschäftspartner des deutsch-südafrikanischen Konzerns, erzielen konnte. Seine Gesellschaft LSW hatte die Restrukturierungsbeschlüsse im Januar angefochten. Steinhoff will nun Zeit für die Verhandlungen mit Seifert und die anschließende Umsetzung gewinnen. Sollte man bis zum 18. April keine Einigung erreichen, soll sich die Frist automatisch bis zum 28. Juni verlängern, so Steinhoff.

Hintergrund ist ein seit 2015 andauernder Rechtsstreit zwischen Steinhoff und Seifert über die Eigentumsverhältnisse bei dem französischen Möbelkonzern Conforama. Seifert erhebt in diesem Zuge Forderungen gegenüber Steinhoff in Höhe von 388 Millionen Euro, die der Möbelriese allerdings nicht anerkennt.

Im vergangenen Juli hatte Seifert deshalb versucht, mit einer einstweiligen Verfügung Einfluss auf die geplante Schuldenrestrukturierung von Steinhoff zu nehmen, wie aus Unterlagen hervorgeht, die der Konzern im November veröffentlichte. Doch ein österreichisches Gericht lehnte dies ab.

Steinhoff hatte deshalb angeboten, Seifert an den neuen besicherten Papieren zu beteiligen, die die bestehende Finanzverschuldung des Konzerns ablösen sollen – sofern der Rechtsstreit zugunsten des Österreichers ausgeht. Damit war der XXXLutz-Miteigentümer aber offenbar nicht einverstanden.

Muss Steinhoff den Restrukturierungsplan nachbessern?

Steinhoff bemüht sich nun weiter um eine Einigung mit LSW. Das könnte dazu führen, dass der bereits beschlossene Plan zur Restrukturierung noch einmal angepasst werden muss, wie das Unternehmen gestern einräumte.

Deshalb bittet der Möbelkonzern – neben der Verlängerung der Umsetzungsfrist – seine anderen Gläubiger auch um Zustimmung zu „gewissen Ergänzungen und Anpassungen“ der Sanierungsverfahren für Steinhoff Europe (Seag) und die Steinhoff Finance Holding (SFHG). Wie umfangreich diese Änderungen sein werden, blieb zunächst offen. Darüber würden die „relevanten Gläubiger“ zur „relevanten Zeit“ informierte, teilte Steinhoff mit.

Die Schulden der beiden inzwischen in Großbritannien angesiedelten Gesellschaften sollen laut dem bisherigen Restrukturierungsplan mit dem britischen CVA-Verfahren neu geordnet werden: Kredite, Anleihen und Schuldscheine über insgesamt 5 Milliarden Euro werden durch einen besicherten Term Loan abgelöst, der bis Ende 2021 läuft.

Die Zinszahlungen fallen halbjährlich an, werden durch eine PIK-Komponente aber an das Ende der Laufzeit verschoben. Auch drei Wandelanleihen über 2,7 Milliarden Euro werden in besicherte Kredite mit PIK-Komponente umgewandelt.

Ex-CFO Ben La Grange rückt ins Visier

Parallel dazu spitzt sich auch die Situation für das ehemalige Management von Steinhoff zu: Vor einigen Tagen haben die Bilanzforensiker der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Beweise für den Verdacht eines milliardenschweren Bilanzbetrugs bei Steinhoff vorgelegt. Der Big-Four-Gesellschaft zufolge sollen Top-Manager des deutsch-südafrikanischen Konzerns zwischen 2009 und 2017 „fiktive und unregelmäßige Transaktionen“ in einer Höhe von 6,5 Milliarden Euro durchgeführt haben, um den Konzern-Gewinn „substantiell aufzublähen“.

In die Betrugsmasche soll eine „kleine Gruppe“ von Steinhoff-Managern sowie ein führendes Vorstandsmitglied involviert gewesen sein. Die öffentlich zugängliche Zusammenfassung des insgesamt 7.000 Seiten starken Berichts nennt zwar keine Verantwortlichen namentlich. Südafrikanische Parlamentarier zwangen das Unternehmen bei einer Anhörung am Dienstag jedoch dazu, die Namen zu nennen.

Südafrikanischen Medienberichten zufolge sollen neben Ex-CEO Markus Jooste auch der frühere Finanzchef Ben La Grange, der im August suspendiert worden war, involviert gewesen sein. Dieser erklärte daraufhin, er „kooperiere und arbeite mit allen Regierungsbehörden in dieser Sache“ zusammen.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Bilanzskandal, Umschuldung, Managementwechsel: Das ganze Drama um den wankenden Möbelkonzern können Sie auf unserer Themenseite Steinhoff verfolgen.