Frisches Geld für Schaeffler: Der Automobilzulieferer hat 1,5 Milliarden Euro am Anleihemarkt eingesammelt. Dafür wurden im Rahmen des 2019 aufgelegten Debt-Issuance-Programms zwei neue Bonds begeben, beide über jeweils 750 Millionen Euro. Die Bank of America, BNP Paribas, Deutsche Bank und HSBC waren als aktive Joint Bookrunner dabei. Die Transaktion ist die erste Kapitalmarktfinanzierung unter der Ägide des neuen CFOs Klaus Patzak, der im August seinen neuen Job bei den Herzogenaurachern angetreten hat.
Der Erlös der neuen Bonds ist bereits voll verplant: „Mit der heutigen Anleihebegebung refinanziert die Schaeffler Gruppe im Rahmen ihres Treasury-Managements proaktiv zukünftige Fälligkeiten“, kommentiert der neue Finanzchef. Konkret geht es um einen Bond über 750 Millionen Euro, der im Jahr 2022 fällig wird. Für dieses Papier hat Schaeffler den Bondholdern ein Rückkaufangebot gemacht.
Darüber hinaus soll ein Kredit über 238 Millionen Euro zurückgezahlt werden, der im Dezember 2022 fällig werden würde. Außerdem will Schaeffler eine Anleihe vorzeitig kündigen, die 600 Millionen Euro schwer ist und erst 2025 fällig wird.
Schaeffler verbessert Fälligkeitenprofil
Damit verbessert der Autozulieferer, der von der Coronakrise stark betroffen ist, sein Fälligkeitenprofil und verschafft sich mehr Zeit bis zur nächsten anstehenden Rückzahlung. Die nächste größere Fälligkeit steht für das Familienunternehmen dann erst im Jahr 2024 wieder an: Dann läuft ein Bond über 800 Millionen Euro aus, den der Konzern im vergangenen Jahr begeben hat. 2023 wird lediglich ein Teil des teilweise grünen Debütschuldscheins fällig, den das Unternehmen in diesem Jahr erstmals platziert hat. Schaeffler hatte zunächst knapp 350 Millionen Euro bei Schuldscheininvestoren eingesammelt und später noch weitere 160 Millionen Euro platziert.
Die neue Emission war laut Schaeffler mehrfach überzeichnet. Das Unternehmen, das in diesem Jahr sein Investmentgrade-Rating von S&P und Moody’s verloren hat, muss für die neuen Bonds 2,75 Prozent für die fünfjährige Laufzeit und 3,375 Prozent für die achtjährige auf den Tisch legen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hatte der Konzern im Frühjahr ein achtjähriges Papier zu 2,875 Prozent platziert.
Schaeffler hat Kapitalerhöhung in der Hinterhand
Dass Schaeffler nach Abschluss dieser Transaktionen mehr Zeit bis zur nächsten größeren Fälligkeit hat, kommt für den Automobilzulieferer gelegen, denn bei den Herzogenaurachern steht eine umfassende Transformation an. Das Geschäftsmodell, das stark auf den Verbrennungsmotor ausgerichtet ist, soll zukunftsfähig aufgestellt werden. Der Druck auf Schaeffler ist durch die Pandemie, die die gesamte Automotive-Branche stark mitnimmt, noch größer geworden.
Um den Wandel des Unternehmens zu beschleunigen, hat Schaeffler im September noch weitere Maßnahmen beschlossen. Dazu gehört zum einen ein Abbau von Überkapazitäten und die Konsolidierung von Standorten, die einen Schwerpunkt bei Produkten haben, die technologisch am Auslaufen sind. Zum anderen soll die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden, in dem lokale Technologie- und Produktionskompetenzen an verschiedenen deutschen Standorten gebündelt und ausgebaut werden.
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Schaeffler beziffert das Einsparpotential dadurch auf 250 bis 300 Millionen jährlich, die ab 2023 zum größten Teil zum Tragen kommen sollen. Demgegenüber stehen Transformationskosten über 700 Millionen Euro, die Schaeffler noch als Rückstellung in diesem Jahr verbuchen will.
Um sich für die anstehenden Wandlungsprozesse bestmöglich zu rüsten, hatte sich das Management um CEO Klaus Rosenfeld auch erstmals die Möglichkeit für eine massive Kapitalerhöhung einräumen lassen. Im Rahmen einer Bezugsrechtskapitalerhöhung kann das Unternehmen innerhalb von fünf Jahren bis zu 200 Millionen neue Vorzugsaktien begeben. Eine konkrete Transaktion sei allerdings noch nicht geplant, heißt es von Unternehmensseite. Schaeffler verschafft sich damit aber die Möglichkeit, den eigenen finanziellen Spielraum und die Kapitalbasis deutlich zu erhöhen.
Info
Mehr rund um die Entwicklungen bei dem Familienunternehmen lesen Sie auf unserer Themenseite zu Schaeffler. Alles über den neuen CFO der Herzogenauracher lesen Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Klaus Patzak.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.