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Mini-Bondmarkt noch immer weit unter Vorjahr

Vedes-Konzernzentrale in Nürnberg: Die Mittelstandsanleihe über 20 Millionen Euro wurde binnen weniger Stunden voll platziert.
Vedes

Die neuen Mittelstandsanleihen von Beate Uhse und dem Spielwarenhändler Vedes haben mit Leichtigkeit Abnehmer gefunden. Dennoch zeigt ein Blick auf den breiten Markt, dass im Mini-Bondbereich nach wie vor Flaute herrscht. Nach einer aktuellen Marktübersicht des Corporate-Finance-Hauses Youmex, die in der FINANCE-Datenbank zum kostenlosen Download bereit steht, sind im Juni mit der ambitionierten Emission von Beate Uhse und der Bondtransaktion des Spielwarenhändlers Vedes nur zwei neue Mittelstandsanleihen begeben worden.

Anfang Juli folgte die von der IKB und der Raiffeisen International begleitete und mit 160 Millionen Euro Emissionsvolumen vergleichsweise große Anleihe des österreichischen Immobilienentwicklers UBM. Stern Immobilien und Metalcorp gelangen jeweils kleinere Anleiheaufstockungen im einstelligen beziehungsweise niedrigen zweistelligen Millionenbereich.

Das kumulierte Emissionsvolumen von 227 Millionen Euro liegt nur moderat unter dem Niveau des Vorjahresmonats, aber die Anzahl der Emissionen ist deutlich zurückgegangen. Im gesamten zweiten Quartal ging das Emissionsvolumen gegenüber dem Vorjahr von rund 900 Millionen Euro um mehr als die Hälfte auf rund 430 Millionen Euro zurück. Auch im ersten Quartal wurde bereits ein erheblicher Marktrückgang verzeichnet.

Mini-Bonds: Weniger Quantität – mehr Qualität?

Damit zeigt sich, wie stark die Pleitewelle, die im vergangenen Herbst mit der skandalumwitterten Insolvenz des großen Emittenten Windreich ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt erreicht hatte, die Dealpipeline ausgetrocknet hat. Damals – und auch danach – war die Stimmung am Markt so schlecht, dass viele potentiell interessierte Emittenten von ihren Plänen zur Begebung einer Mittelstandsanleihe abrückten. Die Folge dessen sind die anhaltend scharfen Rückgänge der Emissionszahlen.

Youmex-Chef Andreas Wegerich, der zuletzt Beate Uhse an den Bondmarkt begleitet hat, begrüßt diese Entwicklung, er hält sie für gesund: „Die Pipeline ist deshalb ausgedünnt, weil schwächere Emittenten rausgefallen sind. Wie man an der gelungenen Emission von Beate Uhse gesehen hat, ist der Markt absolut intakt, sofern die Deals und die Kennzahlen der Emittenten stimmen.“

Festzustellen ist auch, dass die Pleitewelle – von einem besorgniserregenden Niveau aus – aktuell ein wenig an Wucht zu verlieren scheint. Gleichwohl sind auch in diesem Jahr schon wieder vier Emittenten ausgefallen: das Modehaus Strenesse, der Brühwürfelhersteller Zamek, bei dem es gerade mächtig zwischen Gläubigern und Eigentümern kracht, der Maschinenbauer Rena – einer der größeren Emittenten am Mini-Bondmarkt – und vor wenigen Wochen völlig überraschend auch der Telefoniedienstleister Mox Telecom.

Die Hoffnungen auf ein starkes zweites Halbjahr sind nicht besonders groß. Wegerich rechnet mit weniger als zehn zusätzlichen Neuemissionen in der zweiten Jahreshälfte, dafür aber mit qualitativ besseren Emittenten als in der Vergangenheit. „Es kommt eine neue Generation von Mittelstandsanleihen“, hofft Wegerich.