Die Insolvenz der Lausitzer FFK Environment gerade einmal zwei Jahre nach der Emission der Mittelstandsanleihe zeigt erneut die Schwachpunkte des jungen Mittelstandsegments überdeutlich auf. So schrieben die Düsseldorfer den Emittenten im Börsensegment Mittelstandsmarkt zwar ein Mindestrating im Investmentgradebereich vor, doch sind die Risiken nicht eingeschwungener Geschäftsmodelle kaum zu ahnen, die Ratings mithin von relativer Aussagekraft. Seit Sommer ist das Düsseldofer Mindestrating nun abgeschafft, erklärt die Börse.
Mit den schwindenden Umsätzen auf zuletzt 23 Millionen Euro im Jahr 2012 geriet auch das Rating der FFK, die Ersatzbrennstoffe aus Müll herstellt, in den Abwärtsstrudel. Gerade die zum Zweck der Expansion begebene Mittelstandsanleihe hatte die Bilanzstruktur deutlich verschlechtert. Das Creditreform-Rating lag bei der Emission noch bei BB+ und damit nur knapp unter Investmentgrade. 2012 sank es auf B, vorige Woche sackte es auf CC ab. Im Rückblick wäre eine Eigenkapitalaufnahme für das Unternehmen und die Investoren der 16 Millionen-Euro-Anleihe sicher gesünder gewesen.
Creditreform sprach von einem „nicht gedeckten Finanzierungsbedarf“ im operativen Geschäft. Die im laufenden Geschäft erwirtschafteten Mittel reichen nicht für die Bedienung der Zinsen. Rund fünf Wochen vor dem nächsten Zinstermin am 1.Dezember schlüpfte die Firma nicht erst unter den Schutzschirm wie viele andere Unternehmen, sondern ging direkt zum Amtsgericht. Insolvenzwalter wird der Rechtsanwalt Rolf-Dieter Mönning.
Keine Kapitalmarktkommunikation, geringe Liquidität
Über die dürre Mitteilung hinaus ist kaum etwas zu erfahren. Die noch im Emissionsprozess von FFK gebuchte IR-Agentur ist nicht mehr mandatiert, der Konzern selbst, der nur die Rufnummer der Zentrale angibt, war für FINANCE nicht erreichbar: Kapitalmarktpräsenz sieht anders aus. Investoren rätseln derweil über den Fortgang. Aufschlussreich ist dazu ein Satz aus dem Rating-Update vom 14.10.: „Wir schließen nicht aus, dass durch einen Rückkauf der Anleihe zum aktuellen Kurs durch die Gesellschafter oder potentielle Investoren eine Entschuldung und Stärkung der Bilanz der Gesellschaft erfolgen könnte“, schreibt die Creditreform.
Von der vermeintlich innovativen Struktur, die Investoren vierteljährliche Kuponzahlungen versprachen, haben diese nun nichts mehr. Sie dürften deutliche Abschläge hinnehmen müssen. Besichert sind allein die Forderungen der Banken, die Mittelstandsanleihe über 16 Millionen Euro ist somit nachrangig. Der Kurs der Anleihe stürzte daraufhin heute bereits deutlich ab, am Nachmittag lag er bei 33,5 Prozent. Das geringe Volumen von nur 16 Millionen Euro beeinträchtigt die Liquidität des Titels ohnehin.
Nach Windreich mit zwei Titeln, Centrosolar und Solen ist FFK der fünfte Default von Mittelstandsanleihen in diesem Jahr. Es wird nicht der letzte bleiben, die Refinanzierungswelle rollt erst an.
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