Weiterer Offenbarungseid am Markt für Mittelstandsanleihen: Der Personaldienstleister hkw personalkonzepte muss die Zinszahlung der 2011 begebenen Anleihe verschieben. Eigentlich hätte das Münchener Unternehmen die Anleihen-Zinsen am vergangenen Freitag zahlen müssen. Doch die Zinszahlung werde sich „um wenige Wochen verzögern“ und am „16. Dezember 2013 erfolgen“, teilte das Unternehmen mit.
Diese Nachricht hat auch Folgen für das Unternehmensrating von hkw. „Auf Basis der nicht erfolgten Zinszahlung haben wir heute das Rating überprüft und aufgrund der unzureichenden Informationslage zunächst ausgesetzt“, erklärte Creditreform Rating auf Anfrage von FINANCE am Montag. „Die hkw Personalkonzepte GmbH hat damit aktuell kein gültiges Rating.“
hkw strukturiert gesamte Unternehmensgruppe um
Als Grund für das Versäumen des Kupontermins nannte der Personaldienstleister die „Neustrukturierung der Gruppe“, wo es „zu einer nicht geplanten Zeitverzögerung gekommen“ sei. Im vergangenen Jahr haben die Münchener einige Zukäufe durchgeführt, die nun noch in die personalkonzepte GmbH einzubringen sind. Dieser Schritt steht „kurz vor dem Abschluss“, wie hkw erklärt.
Wie dem Ratingreport von Creditreform vom Sommer dieses Jahres zu entnehmen ist, will der Personaldienstleister die Struktur der gesamten Unternehmensgruppe so umgestalten, dass „die hkw Personalkonzepte GmbH, die die betroffene Mittelstandsanleihe 2011 emittiert hatte, die Holding der einzelnen operativen Gesellschaften wird, und sich damit die Investitionen in den Kaufpreis der Anteile bei Übernahmen und Zukäufen über die erwirtschafteten Gewinne der einzelnen Gesellschaften refinanzieren“.
Die Agentur Creditreform Rating hält diese gesellschaftsrechtlichen Veränderungen für dringend erforderlich, um die Transparenz gegenüber Dritten zu verbessern, sieht gleichzeitig aber auch „wesentliche Risiken im Zuge der starken Wachstumsstrategie hinsichtlich der weiteren organisatorischen Anpassung und adäquaten personellen Ausstattung der Gesellschaft“, wie in dem Ratingreport zu lesen ist. Auch könne die nachvertragliche Aufdeckung von Risiken im Zusammenhang mit Unternehmenskäufen negative finanzielle Auswirkungen auf hkw Personalkonzepte haben, heißt es weiter. Dazu könnte es nun gekommen sein.
hkw finanziert mit Mittelstandsanleihe M&A-Deals
Mit allen bereits akquirierten Unternehmen will die hkw-Gruppe in diesem Jahr einen Umsatz von etwa 36,7 Millionen Euro erzielen. 2012 lag der Umsatz noch bei „nur“ 14 Millionen Euro (vorläufig). Um diese Akquisitionen und die benötigte Betriebsmittel zu finanzieren, hat hkw im November 2011 eine Mittelstandsanleihe am Düsseldorfer Börsensegment Mittelstandsmarkt begeben. Die Börse Düsseldorf hatte erst vor wenigen Wochen den ersten Ausfall einer dort gelisteten Mittelstandsanleihe hinnehmen müssen, als das Recycling-Unternehmen FFK Insolvenz anmelden musste.
Die Mittelstandsanleihe von hkw hat ein Gesamtvolumen von 10 Millionen Euro, wird mit 8,25 Prozent verzinst und läuft bis 2016. Die Ratingagentur Creditreform hatte das Unternehmen 2011 mit BBB bewertet. Am 20. Juni dieses Jahres stufte die Agentur hkw um ein Notch auf BBB- (watch) herunter. Mit dieser Note lag der Personaldienstleister aber immer noch im Investmentgrade-Bereich.
Erinnerungen an andere Emittenten von Mittelstandsanleihen erwachen
Die Schwierigkeiten bei hkw lassen Erinnerungen an andere Emittenten von Mittelstandsanleihen aufkommen, die inzwischen zahlungsunfähig sind. Der Windparkprojektierer Windreich konnte Anfang März 2013 die Zinsen für die 2010 begebene Anleihe im Volumen von 50 Millionen Euro wegen Liquiditätsproblemen erst zwei Tage zu spät zahlen. Die notwendigen 3,25 Millionen Euro konnte das schwäbische Unternehmen damals angeblich nur mit Hilfe eines Notkredits der Schweizer Privatbank J. Safran-Sarasin aufbringen. Inzwischen ist der Windparkprojektierer pleite. Auch der Solar-Projektentwickler Solen konnte Anfang April dieses Jahres an seine Anleihegläubiger Zinsen in Höhe von rund 2 Millionen Euro nicht fristgerecht zahlen und meldete schließlich Mitte April Insolvenz an.
Soweit ist es bei hkw noch nicht. Obwohl der Zinstermin verpasst wurde, geht der Personaldienstleister davon aus, im Jahr „2013 ein positives Betriebsergebnis auszuweisen“.
Info
Weitere Artikel finden Sie in unserem ausführlichen Dossier zum Thema Mittelstandsanleihen.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.