Mittelstandsanleihen in Schweizer Franken erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit – auch bei nicht schweizerischen Emittenten. Das liegt unter anderem daran, dass bei Mittelstandsanleihen am Schweizer Kapitalmarkt die Kosten für den Emittenten verhältnismäßig gering und zudem verschiedene Verwendungszwecke denkbar sind, wie etwa die Emissionen von Gutburg Immobilien oder des Schweizer Medikamentenversandhändlers Zur Rose zeigen.
Gutburg Immobilien, eine Gesellschaft, die in den neuen deutschen Bundesländern rund 8.500 Wohnliegenschaften besitzt, wagte sich als erste deutsche Gesellschaft an den Schweizer Mittelstandsanleihenmarkt. Sie konnte mit ihrer 4,75-Prozent-Anleihe über 55 Millionen Franken (Laufzeit von 2013 bis 2018, Euler-Hermes-Rating BB+) ein hochverzinsliches Mezzanine-Darlehen refinanzieren. Zur Rose hingegen finanzierte mit ihrem 4,125-Prozent-Bond über 50 Millionen Franken (Laufzeit von 2012 bis 2017, kein Rating) mehrheitlich die Akquisition der führenden deutschen Versandapotheke DocMorris.
Häufig verwenden Unternehmen die Emissionserlöse jedoch sowohl für die Finanzierung von internem und externem Wachstum als auch für Refinanzierungen, wie z.B. bei der 80-Millionen-Franken-Anleihe von Aevis, der zweitgrößten Klinikgruppe in der Schweiz, die mit 4,25 Prozent verzinst wird (Laufzeit 2012 bis 2016, Euler-Hermes-Rating BB–).
Schweizer Kapitalmarkt: Geringe All-In-Kosten
Ein weiteres wichtiges Argument für den Schweizer Kapitalmarkt sind die niedrigen Kosten: An der Schweizer Börse werden für in Franken begebene Corporate Bonds jeglicher Größenordnung derzeit Risikoaufschläge von 0,5 bis 1,5 Prozent für Emittenten mit einem Rating im BBB-Bereich und von rund 1,5 bis 3,5 Prozent für Emittenten im BB-Bereich bezahlt. Auch nach Berücksichtigung der Währungsabsicherungskosten von momentan 0,7 Prozent stellen Anleihen in Franken folglich eine kostengünstige Finanzierungsalternative dar. Zudem sind die Emissionskosten von insgesamt etwa 2 Prozent, welche die Bankgebühren (inklusive einer Platzierungsgarantie) von rund 1,5 Prozent, die Kosten für das Rating (sofern ein solches erstellt wird), die Rechtsberatung inklusive Legal Opinion, Comfort Letter, Zahlstellenkommission, IR/Marketing, Prospektdruck und die Gebühren der Schweizer Börse beinhalten, vergleichsweise niedrig.
Mittelstandsanleihen in Franken eignen sich jedoch nicht für alle Emittenten. Einerseits verschwindet bei einer besseren Bonität als BBB der Spread-Vorteil am Schweizer Kapitalmarkt. Andererseits sind Emittenten, welche über ein Rating von unter BB verfügen, am Schweizer Kapitalmarkt schlicht nicht platzierbar.
Zudem verlangt die Schweizer Börse grundsätzlich eine Rechnungslegung in IFRS, US GAAP oder Swiss GAAP. Das kann zu Zusatzkosten führen, sofern der Emittent nicht bereits gemäß einem akzeptierten Rechnungslegungsstandard bilanziert. Diese Umstellungskosten muss das Unternehmen den Einsparungen bei den Finanzierungskosten gegenüberstellen. Bei Gutburg Immobilien überwog der Nutzen – und das Unternehmen stellte auf IFRS um. Für solide deutsche Unternehmen, die knapp über oder unter Investmentgrade liegen, lohnt es sich somit bei der Wahl ihrer Finanzierungsinstrumente auch eine Mittelstandsanleihe in Schweizer Franken in Betracht zu ziehen.
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Weitere Artikel finden Sie in unserem ausführlichen Dossier zum Thema Mittelstandsanleihen.