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MS Deutschland in schweren Gewässern

Die MS Deutschland fährt in schweren Gewässern. Der PE-Investor Callista muss neues Eigenkapital bereitstellen – oder aber die Gläubiger der Mittelstandsanleihe.
MS Deutschland

Die MS Deutschland hat wie erwartet schlechte Zahlen vorgelegt: Der Umsatz des Kreuzfahrtschiffs sank 2013 im Vergleich zum Vorjahr von 48,7 auf 44,5 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag legte von 4,3 Millionen Euro auf 4,9 Millionen Euro zu.  Zum Jahresende 2013 weist die MS Deutschland ein negatives Eigenkapital von 15,4 Millionen Euro auf. Der Kassenbestand lag bei 7,1 Millionen Euro (2012: 10,6 Millionen Euro), davon sind rund 5,4 Millionen Euro an fremde Dritte verpfändet.

Auch 2014 wird die MS Deutschland auf weitere „Darlehensangebote“ angewiesen sein, schreibt der Bilanzprüfer Warth&Klein Grant Thornton. Mit  rund 5,8 Millionen Euro stünden indes bereits ausreichend Kredite für die Fortführung der Geschäfte bis 2015 zur Verfügung – der überwiegende Teil davon dürfte von dem ehemaligen Gesellschafter Aurelius kommen. Spätestens dann aber wird der neue Eigentümer, der PE-Investor Callista, wohl Eigenkapital nachschießen müssen. Callista hatte dies bereits beim Erwerb des Schiffs Anfang 2014 in Aussicht gestellt.

MS Deutschland: Haircut aktuell nicht wahrscheinlich

Die schwierige Geschäftslage hat Gerüchte über einen Schuldenschnitt via Debt-to-Equity-Swap aufkommen lassen. Die Onlineausgabe der F.A.Z. zitierte kürzlich aus einer Investorenpräsentation von Callista, die dies als Möglichkeit in den Raum gestellt haben soll. Callista lehnte einen Kommentar zu „Marktgerüchten“ ab. Allerdings dürfte der Haircut aktuell wegen der für  2014 gesicherten Liquiditätslage  nicht ganz oben auf der Agenda stehen.

Das Überleben im laufenden Jahr sichert noch immer der Vorinvestor Aurelius ab. Der Turnaround-Investor  garantiert die zweite Zinszahlung des Anleihekupons im Dezember ebenso wie den geplanten Werftaufenthalt der MS Deutschland, der den Wert des Schiffs und dessen Attraktivität für Reisende wieder erhöhen soll. Jedoch wird auch 2014 wieder ein Jahr mit roten Zahlen werden. Dies ist schon heute sicher, da der November als Umsatzbringer wegen des Werftaufenthalts ausfallen wird. „Durch den Werftaufenthalt entstehen Sonderbelastungen und Umsatzeinbußen,“ sagt MS Deutschland-Finanzchef Frank Thüringer. Diese sollen bei 8 Prozent des Jahresumsatzes liegen. Für den Werftaufenthalt sind Kosten von 6,1 Millionen Euro veranschlagt.

Teuer kommt die MS Deutschland ihr Reeder zu stehen. 2013 erhielt der Vertragsreeder Peter Deilmann eine umsatzabhängige Vergütung von 8 Prozent der Erlöse – insgesamt 3,6 Millionen Euro. 2014 wird die Bereederungsvergütung auf 9 Prozent ansteigen.

M&A-Deal: Zukauf soll Synergien in der Reederei heben

Dennoch  geben sich die MS Deutschland-Geschäftsführer Christopher Nolde gegenüber FINANCE für 2014 zuversichtlich. Sie versprechen  ein Wachstum „im zweistelligen Prozentbereich“. Die für einen profitablen Betrieb deutlich zu niedrige Auslastung von zuletzt 66,8 Prozent im Jahr 2013 soll steigen. Nolde peilt einen  Anteil von 75 Prozent der Passagiere an, die voll zahlen. „Ein Fixkostengeschäft muss man vor allem über die Topline managen“, erklärte Nolde gegenüber FINANCE.

Doch der Eigentümer Callista glaubt, dass der profitable Betrieb des Unternehmens mit nur einem einzigen Schiff kaum möglich ist. Zur dauerhaften Sanierung des Unternehmens, das auch Garant der ausstehenden Mittelstandsanleihe über 50 Millionen Euro ist,  plant Callista daher den Zukauf eines weiteren Schiffs, um Synergien in der Reederei zu heben. „Dann wären Skaleneffekte deutlich besser möglich als bei einer One-Ship-Company“, glaubt Nolde. Das Private Equity-Haus Callista bestätigt, dass aktuell über Akquisitionen gesprochen wird. 

Die Mittelstandsanleihe, die mit dem Schiff besichert ist, notiert derzeit bei 60 Prozent. Der Kupon wird Mitte Dezember fällig. Feri attestierte der Emission mit dem Rating von BB-  zuletzt ein erhöhtes Ausfallrisiko.

marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de