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MS Deutschland ist pleite

Mit MS Deutschland ist nun die 22. Mittelstandsanleihe ausgefallen.
Reederei Peter Deilmann

Auch die MS Deutschland ist pleite: Die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft und die Reederei Peter Deilmann haben heute einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Der PE-Investor und Mehrheitsgesellschafter Callista hat Frank Wolfram Günther, Managing Director der Beratungsgesellschaft One Square Advisors, zum Restrukturierungsvorstand bestellt.

Als Ursache für die Insolvenz nennt MS Deutschland die „Verschlechterung der Liquiditätssituation nach der ersten Gläubigerversammlung“. Dies dürfte mit erhöhten Vorauszahlungen an Lieferanten zusammenhängen. Wie aus dem Markt zu vernehmen war, gingen zuletzt auch die verbindlichen Buchungszahlen zurück.

MS Deutschland: Wodurch verschlechterte sich die Liquiditätssituation?

Weiterhin führt die MS Deutschland „nicht vorhandene mittelfristig notwendige weitere Finanzierungszusagen“ an. Damit könnten die Kosten für den Ende November geplanten Werftaufenthalt der MS Deutschland gemeint sein, bei dem unter anderem französische Balkone angebracht werden sollen. Mitte Dezember steht außerdem der Kupontermin der 50 Millionen schweren Mittelstandsanleihe an.

Das Private-Equity-Haus Aurelius hatte nach dem Verkauf an Callista Anfang Januar zugesagt, die Kuponzahlung des Jahres 2014 durch Kreditlinien abzusichern. Im September 2013 hatte Aurelius angekündigt, der MS Deutschland eine Gesellschafterdarlehenslinie zur Verfügung zu stellen, aus welcher der Werftaufenthalt bezahlt werden sollte. Die Kosten dafür waren mit rund 1,7 Millionen Euro beziffert worden.

Aurelius distanziert sich allerdings von einer Mitverantwortung an den Liquiditätsproblemen der MS Deutschland: „Wenn in der heutigen Pressemitteilung eine weitere Finanzierungsnotwendigkeit angesprochen wird, so bezieht sich diese auf weiteren Finanzierungsbedarf des operativen Geschäfts, welcher mit der eingeräumten Kreditlinie in keinem Zusammenhang steht.“

 

Callista-Chef Olaf Meier entgegnet: „Wir hätten die Bedingungen mit Aurelius für das Darlehen komplett ändern müssen und das hat vor dem Hintergrund der nicht ausreichenden Gesamtfinanzierung wirtschaftlich keinen Sinn gemacht. Zum jetzigen Zeitpunkt kann kein Investor guten Gewissens Geld investieren, ohne dass zuvor die Anleihe restrukturiert ist.“

MS Deutschland: Gläubiger sollen sich beteiligen

Callista hat den Prozess der Anleiherestrukturierung bereits angestoßen. Die erste Gläubigerversammlung vor drei Wochen war aber noch nicht beschlussfähig. Bei der zweiten Gläubigerversammlung am 12. November sollen nun voraussichtlich auch die geplanten Sanierungsschritte präsentiert werden, kündigte MS Deutschland jetzt an.

Bisher hatte der PE-Investor Callista noch kein konkretes Konzept für die Sanierung vorgelegt, die Anleihegläubiger wurden lediglich um die Stundung der am 18. Dezember fälligen Zinszahlung gebeten. Die Gläubiger können sich nun auf einen Ausfall der Kuponzahlung einstellen. Offen ist auch, ob die Insolvenz tatsächlich in Eigenverwaltung durchgeführt werden wird oder in ein Planinsolvenzverfahren übergeht.

Im Interview mit FINANCE-TV erklärte MS Deutschland-Eigner Olaf Meier, dass Callista bereit sei, sich finanziell an der Sanierung des Traumschiffs zu beteiligen, wenn sich die Gläubiger ihrerseits auch daran beteiligen: „Wir und unsere Investoren sind bereit, das Unternehmen weiter zu finanzieren, wenn die Voraussetzungen auch auf der Bilanzseite stimmen“, sagte er. Allerdings könnten die Gläubiger durch die Insolvenz jetzt womöglich in einer stärkeren Position sein: Denn anders bei den meisten anderen Mittelstandsanleihen sind die Gläubigerforderungen durch das werthaltigste Asset des Unternehmens – das Traumschiff selbst – besichert.

Bis zum geplanten Werfttermin werden die Reisen wie geplant durchgeführt, teilte das Unternehmen mit. Die mit dem Schiff besicherte MS Deutschland-Anleihe wurde zunächst vom Handel ausgesetzt.

julia.becker[at]finance-magazin.de

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Lesen Sie alles weitere zum Überlebenskampf der MS Deutschland auf unserer Themenseite und zu den bisherigen Bond-Ausfällen anderer Mittelstandsanleihen in unserer Bildergalierie. 

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