Die zuletzt große Nachfrage nach Private Debt hat im Jahr 2016 einen herben Dämpfer erlitten. Der Marktanteil im deutschen Markt für Leveraged-Buyout-Finanzierungen (LBO-Finanzierungen) ist im vergangenen Jahr auf 18 Prozent eingebrochen. Bei LBOs handelt es sich um fremdfinanzierte Unternehmensübernahmen durch Private-Equity-Investoren. In den beiden Vorjahren lag er noch bei 26 Prozent.
Das hat die internationale Investmentbank GCA Altium in ihrem vierteljährlich erscheinenden Mid Cap Monitor (MCM) ermittelt. GCA Altium begründet den Rückgang damit, dass die Banken mittlerweile auf die Angebote der Debt-Fonds reagiert haben. Zusätzlich zu den günstigeren Kosten von Bankfinanzierungen im zweiten Halbjahr gewähren die Geldhäuser bei weicheren Faktoren wie Covenants und anderen Kreditklauseln Nachlässe. Die höhere Flexibilität war bislang einer der größten Wettbewerbsvorteile der Debt-Fonds.
Auf Debt Fonds kommen Probleme zu
Setzt sich dieser Trend fort, könnten manche Debt Fonds in Deutschland erhebliche Probleme bekommen, denn ihre Geldtöpfe sind so voll wie nie und müssen investiert werden. Hinzu kommt, dass in den vergangenen zwei Jahren immer mehr Player auf den Markt gedrängt sind, was die Kredit- und Strukturierungsmargen bereits erheblich gedrückt hat. Immerhin: Im zweiten Halbjahr 2016 haben sich die Debt-Fonds GCA Altium zufolge wieder leicht erholt.
Entgegen dem deutschen Trend, wo die Unitranche-Finanzierungen von Debt-Funds von 16 auf 12 zurückgegangenen sind, sieht es EU-weit besser aus. Hier verzeichnete GCA Altium einen Anstieg um 11 Prozent auf 102 Unitranche-Finanzierungen. Größter Markt ist Großbritannien (41 Transaktionen), gefolgt von Frankreich (25 Transaktionen).
LBO-Finanzierungen: 2016 bestes Jahr seit der Finanzkrise
Insgesamt ist der Anteil der originären LBO-Finanzierung bei PE-Häusern, also neuer Finanzierung, mit 55 Prozent wieder gestiegen. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 43 Prozent. Die Dividenden-Recaps (fremdfinanzierte Dividendenzahlungen) und Refinanzierungen kamen nur auf 35 Prozent. Add-on-Finanzierungen machten nur noch 10 Prozent des Gesamtmarkts aus (Vorjahr: 13 Prozent). Für den mittelgroßen europäischen LBO-Markt als Ganzes war 2016 das beste seit der Finanzkrise. Insgesamt zählte GCA Altium 77 Transaktionen – zehn mehr als im Vorjahreszeitraum.
Der Grund für das LBO-Revival ist laut GCA Altium, dass sich die PE-Häuser 2016 vermehrt für den Verkauf eines Portfoliounternehmens entschieden haben, anstatt sich eine Dividende auszuzahlen. Zudem seien strategische Käufer in den vergangenen zwölf Monaten deutlich aktiver gewesen. So ist beispielsweise General Electric bei dem Maschinenbauer Concept Laser eingestiegen, und Tesla hat sich an dem Ingenieursdienstleister Grohmann beteiligt. Verkäufer war die DBAG.
SEB löst Commerzbank im deutschen LBO-Markt ab
Den ersten Platz als bester Dealmaker musste die Commerzbank abgeben. Sie finanzierte nur noch 15 LBOs (Vorjahr: 23) und findet sich auf Rang 2 wieder. Neuer Spitzenreiter ist die schwedische Großbank SEB mit 20 Transaktionen – sie finanzierte satte 14 LBOs mehr als noch 2015. Den dritten Platz belegen gemeinsam die DZ Bank und die Unicredit mit zwölf LBO-Deals.
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Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.