Der Markt für Private Debt boomt, und das Private-Equity-Haus EQT mischt fleißig mit: 530 Millionen Euro haben die Schweden im Rahmen des Fundraisings für ihren jüngsten Debt-Fonds eingesammelt – und damit etwas mehr als das ursprüngliche Volumen von einer halben Milliarde Euro. Das gab EQT heute bekannt. Das Fundraising ist damit geschlossen.
Der neue Fonds firmiert als „Mid Market Credit Fonds“ und wendet sich dem PE-Investor zufolge an mittelständische Unternehmen in Europa, die langfristig Fremdkapital benötigen. Dabei könne es sich sowohl um Familienunternehmen handeln, die Kapital für Wachstum benötigen, als auch um Unternehmen, die von einem Finanzinvestoren übernommen werden oder bei denen eine Refinanzierung ansteht.
Auch im Bereich Private Equity ist EQT besonders bei mittelgroßen Deals aktiv. In Deutschland hat der Investor jüngst den Müllverbrenner EEW an den chinesischen Konzern Beijing Enterprises verkauft. Zu erwarten ist, dass die Schweden im Bereich Private Debt ebenfalls nach Deutschland schielen – schließlich ist der Mittelstand hier so stark wie in wohl keinem anderen europäischen Land.
EQT ist mit vier Debt-Fonds unterwegs
Knapp ein Drittel der Fonds-Mittel ist bereits investiert: 160 Millionen Euro hat der Mid-Market Credit Fund bislang als Kredite an fünf Unternehmen ausgereicht. Die Ticketgröße beginnt dabei ab 15 Millionen Euro, bis zu 80 Millionen Euro vergibt EQT pro Investment, wie das PE-Haus gegenüber FINANCE erklärte. Drei der bereits abgeschlossenen Investments entfallen auf Großbritannien, eines auf die Nordics und eines auf Deutschland. Hierzulande hat EQT einen Kredit an ein Softwareunternehmen ausgereicht. Einen Branchenschwerpunkt habe der Fonds allerdings nicht, so der Finanzinvestor.
Die Schweden engagieren sich bereits seit 2008 im Private-Debt-Geschäft und haben nach eigenen Angaben bereits über 2 Milliarden Euro in mehr als 70 Unternehmen investiert. Der jetzt geschlossene Mid-Market Credit Fund ist bereits der vierte Debt-Fonds des Finanzinvestors, allerdings der erste, der auf die direkte Kreditvergabe an Mittelständler fokussiert ist.
Debt-Fonds graben Banken das Wasser ab
Auch andere PE-Häuser haben das Private-Debt-Segment für sich entdeckt. Besonders im Mittelstandssegment graben sie den Banken immer stärker das Wasser ab, wie aus einer aktuellen Studie der Beratung Alix Partners hervor geht: Demnach konnten die sechs größten Debt-Fonds die Zahl ihrer europäischen Kreditgeschäfte 2015 im Schnitt um 36 Prozent steigern.
Zu ihnen gehört beispielsweise Alcentra, das die Zahl seiner Deals im Vergleich zu 2014 sogar um 80 Prozent steigern konnte. Der überwiegende Teil der Kreditvergaben entfiel dabei auf bilaterale Unitranche-Geschäfte. In der zweiten Jahreshälfte legten laut Alix Partners besonders Sankaty Advisors und Permira Debt Managers bei der Anzahl ihrer Transaktionen in Großbritannien, Deutschland und Skandinavien zu.
In Deutschland ist Ares Capital mit insgesamt 21 Deals im vergangenen Jahr der Marktführer, wie eine Auswertung des Finanzierungsberaters Altium ergeben hatte. Hierzulande stagniert der Marktanteil der Private-Debt-Anbieter allerdings. Wichtiges Hemmnis waren Spekulationen über eine stärkere Regulierung dieser alternativen Finanzierungsanbieter. Nachdem diese nun vom Tisch ist, rechnen zumindest manche Experten nun mit einem starken Jahr 2016.