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Praktiker muss Tafelsilber verpfänden

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Praktiker

Kaum war er da, schon war er wieder weg: Restrukturierer Thomas Fox war erst im Oktober angetreten, den angeschlagenen Baumarktkonzern wieder in die Spur zu treten, doch seine Art kam nicht an. Insbesondere den Eigenkapitalgebern, die dann leer ausgegangen wären,  missfiel Insidern zufolge die direkte Art, mit der Fox und Josef Schultheis immer wieder das Thema Insolvenz als Plan B adressiert hatten.

Seit dem Wochenende liegt ein neues Restrukturierungskonzept auf dem Tisch, das auch noch deutlich günstiger werden soll als Fox‘ Pläne. Offenbar ist mit Semper Constantia, einer österreichischen Privatbank und Praktiker-Großaktionärin, auch eine Kapitalerhöhung möglich. Der neue CEO ist ebenfalls ein Restrukturierer. Der aus dem Aufsichtsrat ins operative Geschäft gewechselte Kay Hafner war zuletzt als Generalbevollmächtigter bei der Bäckereikette Heberer mit der „Filialoptimierung“ beauftragt.

Doch Hafner wird wohl nur eine Übergangslösung bleiben, denn demnächst soll ein neues Managementteam inthronisiert werden – laut Reuters ist ein ehemaliger Obi-Manager im Gespräch. Fraglich ist auch, wie lange der noch amtierende CFO Markus Schürholz in den neuen Plänen eine Rolle spielen wird.
Dreh- und Angelpunkt der neuen Finanzierung sind frische 85 Millionen Euro, die Praktiker nun erhalten soll.

FINANCE-Informationen zufolge muss das Unternehmen diese jedoch mit dem Tafelsilber besichern: Die Kette Max Bahr, der künftig eine wichtigere Rolle zugedacht ist, soll im Sicherheitenpool liegen. Der war Voraussetzung dafür, dass die neuen Geldgeber das Darlehen bereitstellen – mehrere Medien nennen den Hedgefond Anchorage als Investor. „Eine Art Asset-based Lending“, kommentiert ein Beobachter die Struktur. Für die Hedgefonds, die ordentliche Zinsen kassieren dürften, ist das nahezu ein No-Brainer: Im schlimmsten Falle haben sie Zugriff auf das Filetstück von Praktiker. Während die Struktur recht klar definiert scheint, sind die finalen Bedingungen FINANCE-Informationen zufolge noch nicht fest gezurrt. 

Warten auf Details zur Finanzierung

Neben dem Darlehen soll es eine Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital geben. Laut Beschluss der Hauptversammlung aus dem Jahr 2010 ist der Vorstand ermächtigt, das Grundkapital bis zum 20. Mai 2015 durch Ausgabe neuer Aktien gegen Bar- oder Sacheinlagen um bis zu 25 Millionen Euro zu erhöhen. Auch eine neue „Kreditfazilität“ erwähnt Praktiker, Details dazu gibt es jedoch nicht. Denkbar ist, dass das Banken-Konsortium um die Commerzbank mit dem angeschlagenen Handelkonskonzern eine Struktur aushandelt, die den Cashflow entlastet und Luft für die Restrukturierung gibt. Bereits im Fall Schaeffler hatte die Commerzbank eine derartige Lösung mitgetragen.

Künftig soll Max Bahr als Premium-Baumarkt positioniert werden, während Praktiker als Discounter vermarktet wird. Einige Praktiker-Filialen sollen als Max-Bahr-Filialen auferstehen – und vielleicht so unter neuem Namen erfolgreicher werden. So viel steht fest: Die nächsten Tage und Wochen dürften für Praktiker spannend bleiben.

markus.dentz[at]finance-magazin.de