Nach der Insolvenz der Rena-Tochter SH+E Ende Februar kommen immer mehr Details ans Licht, die den Schritt des Rena-Managements um CEO Jürgen Gutekunst und CFO Eckhard Rau als sinnvoll erscheinen lassen. Gesichert scheint zu sein: Rena wurde der Risiken des Projektgeschäfts, das das Portfolio unabhängiger von der Solarbranche machen sollte, nicht rechtzeitig Herr.
Nur durch die Insolvenz der Tochter konnte Rena den Abfluss der knapper werdenden Finanzmittel in Teilbereiche des Anlagenbaus stoppen. „Der Mittelabfluss machte zuletzt einen zweistelligen Millionenbetrag aus“, bestätigte Rena gegenüber FINANCE.
Zudem reduziert Rena seine Finanzierungsrisiken erheblich: 58 Millionen Euro an kurzfristigen Schulden stehen in der Rena-Bilanz zum jüngsten Bilanzstichtag, dem 30. Juni 2013, zu Buche. Ein erheblicher Teil davon geht auf das Konto von SH+E, wie der Konzern bestätigt. Demgegenüber stehen die abzuwertenden Forderungen an den insolventen Anlagebau.
Mittelstandsanleihe: Keine Sonderkündigungsrechte für Gläubiger
Auch für die Gläubiger der 2013 begebenen Mittelstandsanleihe über 34 Millionen Euro könnte die Insolvenz der beiden SH+E-Gesellschaften Hager + Elsässer und Stulz-Planaqua das Geringere zweier Übel sein. Zwar fallen die beiden Tochterfirmen als Garanten der Anleihen aus. Der hinterlegte Wert dürfte aber „vernachlässigbar“ sein, wie Rena gegenüber FINANCE angab. „Auf der anderen Seite wurde mit dem Insolvenzantrag für die SH+E jedoch der Mittelabfluss in diese Richtung gestoppt. Wir schaffen somit finanziellen Spielraum für die Rena“, teilte der Konzern mit.
Das Abschneiden des Verlustbringers SH+E erleichtere zudem die Gespräche mit Banken und Versicherern über die Konzernfinanzierung. Anders als von Anlegerschutzanwälten in Aussicht gestellt, erteilt Rena einem vorzeitigen Gläubigerausstieg eine Absage: „Ein Sonderkündigungsrecht für die Anleihen kann aus der Insolvenz der SH+E-Gesellschaften nicht abgeleitet werden.“ Mitte Juli ist der nächste Kupontermin, bei dem rund 2,8 Millionen Euro an Zinsen fällig werden.
Doch selbst wenn die Zinszahlung geleistet werden kann, droht Rena neues Ungemach, schließlich steckt die Bilanz voller Goodwill mit Abwertungspotential. Gut 86 Millionen Euro aus immateriellen Vermögenswerten standen Ende des ersten Halbjahrs 2013 zu Buche, ein Jahr zuvor waren es nur rund 11 Millionen Euro gewesen – ein Zusammenhang mit der in diesem Zeitraum zugekauften SH+E liegt nahe.
Rund 3 Millionen Euro hat Rena bereits Ende 2012 abgeschrieben. Die Verluste durch Abschreibungen könnten drastisch ausfallen und das Eigenkapital reduzieren oder sogar auslöschen. Zu einem möglicherweise nötigen Investorenprozess zur Stärkung der Bilanz schweigt Rena bislang eisern und verweist auf die Gespräche „mit unseren Partnern im Maschinenbaubereich“.
Wie hoch ist die Debt-Capacity von Rena?
Unklar ist, ob der durch die SH+E-Insolvenz geschrumpfte Konzern in der Lage ist, die weiterhin hohen Schulden zu tragen. Allein auf die beiden Mittelstandsanleihen entfallen insgesamt 78 Millionen Euro, für die rund 6 Millionen Euro Zinsen pro Jahr anfallen. Der Auftragsbestand von 463 Millionen Euro (30. Juni 2013) verteilte sich hingegen zu fast drei Vierteln auf SH+E, auf Rena entfielen nur rund 100 Millionen Euro.
Der Markt reagiert mit Skepsis: Die Mittelstandsanleihen handelten zuletzt mit hohen Abschlägen auf den Ausgabekurs bei 42 Prozent für die 2010 begebene Anleihe über 44 Millionen Euro sowie bei 26 Prozent für die 2013 begebene Mittelstandsanleihe über 34 Millionen Euro. Ob Rena in seinem verbleibenden Bereich Maschinenbau mit dessen hohem Solarexposure schon in diesem Jahr wieder ein ausreichend positives Cashflow- und Ertragsniveau erreichen kann, ist fraglich – aber eine Wette, die auch andere Solarkonzerne wie Solarworld halten.
Info
Finden Sie alles Wissenswerte zu Rena auf unserer Themenseite.
Info
Lesen Sie die Hintergrundgeschichte mit vielen Details im FINANCE Magazin – ab dem 21.März am Kiosk für Sie.