Die Hiobsbotschaften am Markt für Mittelstandsanleihen nehmen kein Ende. Dennoch wagt das Unternehmen Royalbeach, das Spiel- und Sportwarengeräte vertreibt und diese insbesondere über Discounter wie Aldi absetzt, einen zweiten Anlauf: Bis zu 25 Millionen Euro möchte der Mittelständler platzieren, beraten wird das Unternehmen dabei von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Das Investment ist allerdings riskant.
Bereits 2011 hat Royalbeach sich erstmals an den Markt gewagt, damals noch im Mittelstandssegment Bond M der Börse Stuttgart, das inzwischen keine neuen Emissionen mehr annimmt und 2019 auslaufen soll. Die Platzierung verlief allerdings offenbar schleppend: Bis zu 25 Millionen Euro wollte Royalbeach damals einsammeln, für die Anleihe mit fünfjähriger Laufzeit sollte ein Kupon von 8,125 Prozent jährlich gezahlt werden. Nach einem Jahr waren im Rahmen des öffentlichen Angebots erst gut 3,3 Millionen Euro bei Investoren platziert, der geprüfte Jahresabschluss zum 31. Dezember 2014 weist inzwischen jedoch Anleiheverbindlichkeiten von fast 12,8 Millionen Euro aus.
Die Refinanzierung soll nun mit einem neuen Bond gelingen: Erneut will Royalbeach bis zu 25 Millionen Euro für fünf Jahre platzieren und bietet einen Kupon von 7,375 Prozent jährlich. Handelsplatz wird dieses Mal der für Mittelstandsfinanzierungen vorgesehene Teilbereich m:access im Freiverkehr an der Börse München.
Royalbeach lockt mit Rabatten für die neue Mittelstandsanleihe
Den bestehenden Investoren will Royalbeach die neue Mittelstandsanleihe mit Barkomponenten und einem reduzierten Angebotspreis schmackhaft machen. Sie können ihre Anleihen mit Laufzeit bis 2016 in die neuen Schuldverschreibungen mit Laufzeit von voraussichtlich November 2015 bis 2020 wandeln. Für jede alte Mittelstandsanleihe gibt es einen neuen Bond und zusätzlich 20 Euro in bar sowie die aufgelaufenen Stückzinsen der alten Schuldverschreibung bis zum 9. November 2015.
Das Umtauschangebot ist auf maximal 13,8 Millionen Euro der neuen Anleihe beschränkt – das dürfte damit dem Gesamtvolumen der bis jetzt platzierten Altanleihe entsprechen. Parallel bietet Royalbeach seinen Altinvestoren auch an, die neue Anleihe zu einem reduzierten Angebotspreis von 99 Prozent des Nominalbetrags zu zeichnen. Mittelstandanleihen im Wert von bis zu 5 Millionen Euro werden vergünstigt zugeteilt.
Die Investoren von dem Umtauschangebot zu überzeugen, dürfte jedoch ein gutes Stück Arbeit werden. Dass Altinvestoren nicht leicht für ein erneutes Investment zu gewinnen sind, musste in der Vergangenheit unter anderem bereits das Unternehmen KTG Agrar erleben, das einen neuen Bond im ersten Anlauf nur zur Hälfte platzieren konnte – vor allem weil der erhoffte Zuspruch der bestehenden Bondholder unter den Erwartungen geblieben war.
Hohe Bankverbindlichkeiten lasten auf Royalbeach
Zwar müsste Royalbeach auch die neue Mittelstandsanleihe nicht voll platzieren, um den alten Bond zu refinanzieren. Doch das Unternehmen dürfte ein großes Interesse daran haben, die geplanten 25 Millionen ins Unternehmen zu holen.
Neben den Anleiheverbindlichkeiten wies das Unternehmen in der Royalbeach Spiel- und Sportartikel Vertriebs GmbH Ende 2014 auch Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten von fast 25 Millionen Euro aus, davon wurden mehr als 23 Millionen Euro mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr geführt. Neuere Zahlen zu den Bankverbindlichkeiten liegen bislang nicht öffentlich vor. Die Creditreform vergab im Juni dieses Jahres ein Unternehmensrating von BB, das für ein Jahr der Beobachtung unterliegt.
Mittelstandsanleihen sollen Wachstum beflügeln
Royalbeach sieht sich aber auf gutem Weg und meldete im ersten Halbjahr 2015 in der deutschen Gesellschaft einen Anstieg der Umsatzerlöse um 39 Prozent auf 38,5 Millionen Euro, bei einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,6 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2014 hatte der Umsatz bei 71,5 Millionen Euro mit einem Ebit von 4,2 Millionen Euro gelegen (2013: 65,6 Millionen Euro).
Mit seiner ersten Mittelstandsanleihe hat Royalbeach nach eigenen Angaben in das internationale Wachstum investiert. Auch die neue Anleihe soll in den Ausbau von Vertriebsstrukturen, Markterschließung in Nordamerika und Wachstum in Asien fließen.
Die Diversifikation täte dringend Not, denn bislang kooperiert Royalbeach in vielen Bereichen mit ganz wenigen Schlüsselkunden aus dem Handel, die über eine erhebliche Verhandlungsmacht gegenüber ihren Lieferanten verfügen. Das birgt Risiken, wie Royalbeach im geprüften Jahresabschluss 2014 offen einräumt: „Auf der Absatzseite besteht eine große Abhängigkeit von dem einen Hauptkunden. Ein Umsatzausfall aus dieser sehr guten Geschäftsverbindung könnte nicht kompensiert werden.“
Info
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