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Scholz fährt 2013 Schrottergebnis ein

Scholz hat 2013 bilanziell Tabula rasa gemacht und ein tiefrotes Ergebnis eingefahren. Alles hängt nun vom M&A-Prozess ab.
Scholz

Der angeschlagene Schrottrecycler Scholz hat für 2013 wie erwartet tiefrote Zahlen vorgelegt, wähnt sich aber bei seiner Restrukturierung auf Kurs. Das lässt sich aus der heute veröffentlichten Pflichtmitteilung zu den vorläufigen Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres lesen. Demnach rutschte das Konzernergebnis auf minus 314 Millionen Euro, nachdem 2012 mit 0,4 Millionen Euro noch eine schwarze Null geschrieben wurde.

Die Zahlen spiegeln die seit einigen Monaten laufende Restrukturierung des Konzerns wider und sind entsprechend zu interpretieren. Nach Aussage des Essinger Unternehmens wurden alle erkennbaren bilanziellen Wertkorrekturen aus der Restrukturierung und aus Verlustrisiken in die 2013er Bilanz gepackt – unter dem Strich 285 Millionen Euro. Sie umfassten planmäßige Abschreibungen auf die inzwischen eingestellten Aktivitäten in Australien (CMA) sowie den verkauften Bereichen Edelbaustahl und Aluminium. Auch bei der Vorsorge für alle erkennbaren Risiken setzte Scholz fast 46 Millionen Euro an.

 

 

Operative Lage prekär

Operativ verdiente Scholz vor Zinsen und Steuern (Ebit) knapp 52 Millionen Euro. Auch wenn der Großteil der Restrukturierungsbelastungen nicht zahlungswirksam ist und bis Ende 2014 sämtliche Tilgungsleistungen ausgesetzt sind, ist das angesichts einer Nettoverschuldung von 1,1 Milliarden Euro prekär, und dürfte vor allem den Kreditgläubigern des Konzerns Sorgen machen. Denn im Zentrum der finanziellen Restrukturierung unter CRO  Markus Schürholz und CFO Parag-Johannes Bhatt steht der syndizierte Kredit über 600 Millionen Euro.  

Detaillierte Zahlen zum Zinsaufwand hat Scholz im Rahmen der untestierten Zahlen zwar nicht veröffentlicht. Doch hat die Höhe des operativen Ergebnisses 2013 längst nicht ausgereicht, um Kredit- und Anleihegläubiger zu befriedigen. Allein 30 Prozent des 2013er Ebit verschlingt die Kuponzahlung. Und mit einem Anleihenominal von 183 Millionen Euro repräsentiert der Bond nur ein Fünftel der Finanzverbindlichkeiten.

Vor diesem Hintergrund ist die Nachricht, dass der am 8. März anstehende Kupontermin für die Inhaber der bis 2017 laufenden Mittelstandsanleihe nicht zur Disposition stehe und in der in der Liquiditätsplanung des Unternehmens bereits berücksichtigt sei, auch nur eine Momentaufnahme. Dass das am Markt viele ähnlich sehen, zeigt die aktuelle Notierung des Bonds: Dieser notiert mit rund 60 Prozent vom Nennwert deutlich unter pari – trotz der Aussage von CEO Oliver Scholz, dass die Anleihe nicht Bestandteil des Restrukturierungskonzepts sei.

 

 

M&A-Prozess ist entscheidend

Alles wird davon abhängen, inwieweit Scholz den laufenden M&A-Prozess erfolgreich abschließen kann, um seine erdrückende Schuldenlast abzubauen, und das in den negativen Bereich gerutschte Eigenkapital wieder zu stärken. Dabei wird die Familie die Kontrolle über das Unternehmen wohl abgeben müssen, wie unternehmensnahe Quellen bestätigen. „Es ist unwahrscheinlich, dass sich ein neuer Investor mit einer Minderheitsposition zufrieden gibt“, heißt es. Gleichwohl will die Familie weiter mitmischen. Bis Anfang April soll der Prozess zum Abschluss kommen, die Due Diligence befinde sich im fortgeschrittenen Stadium.

Neben der Restrukturierung, mit der sich Geschäftsführung auf Kurs wähnt, gebe es auch operativ erste Lichtblicke, ließ das Management wissen und verwies auf die stabilisierte Ebitda-Marge von 3,3 Prozent, die zwar unter dem Vorjahresniveau aber im guten Branchenschnitt liegt. Das Ziel, die Finanzverschuldung bis 2015 auf rund 700 Millionen Euro zu verringern, habe vor diesem Hintergrund nach wie vor Bestand.

andreas.knoch[at]finance-magazin.de

Info

Lesen Sie mehr zu der Krise des Familienunternehmens und die Situation für die Anleihegläubiger auf unserer ausführlichen Themenseite zu Scholz.

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