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Schuldschein goes international

Typisch deutsch? Das war einmal: Auch CFOs im Ausland nutzen den Schuldschein.
Thinkstock/Getty Images

Für viele Mittelständler gilt der Schuldschein immer noch als beste Eintrittskarte in den erweiterten Kapitalmarkt. Besonders dann, wenn die Hausbanken an ihre Grenzen kommen und neue Gläubigergruppen erschlossen werden sollen. Bei den Laufzeiten spielt die Musik zwischen drei und sieben Jahren. „In Einzelfällen sind immer mal wieder auch zehn Jahre möglich“, erklärt Arno Fohler, Leiter Debt Capital Markets der DZ Bank. Auch Konzerne wie Axel Springer nutzen das Instrument gerne. Der Medienkonzern hat mit einem Volumen von 500 Millionen Euro dieses Jahr das bisher größte Schuldscheindarlehen platziert. Die Nachfrage war so hoch, dass die Berliner ordentlich aufstocken konnten. Experten rechnen für 2012 mit einem Gesamtvolumen von zwischen 10 Milliarden und 12 Milliarden Euro.  

Inzwischen ist das typisch deutsche Produkt auch international immer angesagter – sowohl für Emittenten, als auch für Investoren. Konzerne wie Strabag und Voestalpine (beide Österreich) sowie Heineken (Belgien) und Lafarge (Frankreich) haben bereits zugegriffen. Ein weiteres Beispiel ist Lonza. Der Schweizer Life-Science-Konzern hat jetzt einen Schuldschein über 170 Millionen Euro platziert. Nach Angaben der HSBC, die neben der Helaba Joint Lead Arranger war, wurde es in zwei Währungen mit Laufzeiten von drei, fünf und sieben Jahren begeben. Der Dollar-Anteil lag bei 60 Prozent, der Rest in Euro. Das spannende: Lediglich ein Viertel der Summe zeichneten deutsche Anleger, drei Viertel entfielen auf ausländische Investoren. Besonders stark war der Anteil asiatischer Anleger mit 41 Prozent, 15 Prozent kamen aus der Schweiz, 11 Prozent aus Australien und 7 Prozent aus Luxemburg. „Investoren suchen nach Adressen mit guter Kreditqualität, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum“, erläutert Claudia Hopstein, Leiterin Debt Financing bei der HSBC. 

Für Lonza ist der Schuldschein Teil der Refinanzierung eines Brückenkredits, der für die Übernahme des US-Unternehmens Arch Chemicals aufgenommen wurde. Parallel zum Schuldschein platzierte der Konzern aus Basel einen Schweizer-Franken-Bond über 305 Millionen. „Für uns gab das günstige Pricing und die schlanke Dokumentation ohne Financial Covenants den Auslöser für den Schuldschein“, sagt Günther Jakob, der seit Anfang 2008 Head of Group Treasury bei Lonza ist. In dem Kreditprüfungsprozess, der nahezu vier Wochen dauerte, merkte man die Nähe zum Kredit, so Jakob. Die Vermarktung über einen Investorentag in Frankfurt sei deutlich weniger aufwendig als eine Euro-Anleihe gewesen. „Einige Investoren sind reine Asset-Taker ohne weitergehendes Interesse an Zusatzgeschäft“, erklärt der Lonza-Treasurer. „Wir konnten wir damit unsere Investorenbasis verbreitern.“

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Der Schuldschein ist ein traditionell deutsches Instrument. Die Laufzeiten bewegen sich zwischen zwei und zehn Jahren, Volumina liegen zwischen 10 Millionen Euro und 500 Millionen Euro. Schuldscheinen vereinen auf sich Merkmale von Krediten und Anleihen. Traditionelle Anleger sind Versicherer, Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Inzwischen zeigen sich aber verstärkt internationale Investoren interessiert, die auf der Suche nach deutschen Kreditrisiken sind.

 

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.