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Singulus-Gläubiger stimmen Haircut zu

Erste Hürde genommen: Die Anleihegläubiger winken das Restrukturierungskonzept von Singulus durch.
Singulus

Der schwer angeschlagenen Maschinenbauer Singulus hat seine Anleihegläubiger von einem Haircut überzeugt: Bei der entscheidenden zweiten Gläubigerversammlung stimmten 90 Prozent der anwesenden 33 Prozent der Stimmberechtigten der Restrukturierung zu. Das teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Das Konzept sieht einen Debt-to-Equity-Swap und den Tausch des alten, 60 Millionen Euro schweren Bonds in eine 12 Millionen Euro umfassende neue Anleihe vor.

Das Singulus-Management um CFO Markus Ehret musste sich die Zustimmung der Anleihegläubiger hart erarbeiten: Der Hedgefonds Prime Capital forderte Mitte Januar ein verbessertes Angebot für sich und die anderen Anleihegläubiger. CFO Ehret gab nach, obwohl so zusätzliche Zinskosten von 2,3 Millionen Euro anfallen. Damit fiele die künftige Zinslast mehr als doppelt so hoch aus wie in dem ursprünglichen Vorschlag von Singulus.

Doch ohne die Rückendeckung des Hedgefonds, der nach Angaben von Singulus rund 5 Prozent des Bonds hält, wäre es extrem knapp geworden für den Maschinenbauer. Die Insolvenz drohe, falls das Restrukturierungskonzept abgelehnt werden sollte, bekräftigte der Vorstand gestern noch einmal.

Singulus-CFO Markus Ehret hofft auf die Aktionäre

Dieses düstere Szenario ist auch ein Signal an die Singulus-Aktionäre, die heute bei einer außerordentlichen Hauptversammlung über das Paket abstimmen. 75 Prozent der Anwesenden müssen das Konzept absegnen, sonst sind die gestrigen Beschlüsse der Gläubiger nichts wert. Im Grundsatz hatten die Singulus-Aktionäre sich schon im Sommer zur Bondrestrukturierung bekannt, damals waren die Details aber noch nicht klar.

Eine Tendenz für die heutige Abstimmung konnte das Unternehmen heute morgen gegenüber FINANCE daher noch nicht abgeben. Einige große Anleger würden das Konzept unterstützen, aber es sei noch alles offen, so ein Sprecher. Der aktuelle Anmeldestand lasse keinen Rückschluss zu, ob die Mehrheit erreicht wird. Mit den Gläubigern diskutierte das Management gestern sechs Stunden. Auch heute muss sich CFO Ehret wohl wieder auf eine zähe Diskussion einstellen.

Zeitplan für die Bondrestrukturierung wird enger

Während die Bondholder, auch dank der zähen Verhandlung von Prime Capital, vergleichsweise gut davon kommen, müssen die Aktionäre bluten. Im Rahmen einer Kapitalherabsetzung und dem anschließenden Debt-to-Equity-Swap verlieren sie praktisch ihre gesamten Anteile. Die Bondholder kontrollieren anschließend 95 Prozent des Unternehmens.

Selbst wenn die Aktionäre das Konzept heute durchwinken, bleibt der Zeitplan für Singulus straff. Ursprünglich wollte CFO Ehret die Restrukturierung des 60-Millionen-Euro-Bonds, der im März 2017 fällig wird, schon Ende 2015 abgeschlossen haben. Nun dürfte es Herbst werden, bis die verschiedenen Schritte durchlaufen sind: Kapitalherabsetzung, Sachkapitalerhöhung und Debt-to-Equity-Swap, neue Anleiheemission und die anschließende Kapitalerhöhung.

Noch ist auch unklar, ob die Anleihegläubiger, die Widerspruch gegen die Beschlüsse von gestern eingelegt haben, tatsächlich vor Gericht ziehen werden und den Prozess damit weiter verzögern. Positive Signale kommen dagegen vom Kapitalmarkt: Der Aktienkurs von Singulus kletterte gestern um 20 Prozent. Er setzte seinen Höhenflug heute Vormittag fort und notiert bei 0,40 Euro.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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