Gegen den insolventen börsennotierten Telefonieanbieter Mox Telecom, der auch eine Mittelstandsanleihe ausstehen hat, ist bei der Staatsanwaltsschaft Düsseldorf eine Anklage wegen Betrugs und Falschinformation erhoben worden. Einem Behördensprecher zufolge sei „im Zusammenhang mit einer Anleihe“ eine Strafanzeige eingegangen. Der Kläger sowie die Begründung der Anzeige sind noch nicht bekannt. Mox Telecom wollte zu den Vorwürfen bislang noch keine Stellung beziehen, auch nicht auf Nachfrage von FINANCE.
Am 17. Juni hatte Mox Telecom überraschend ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Eigenen Angaben zufolge hatten Banken eine Kreditverlängerung abgelehnt, Mox drohte die Zahlungsunfähigkeit. Das Unternehmen erklärte den Grund für das plötzliche Misstrauen der Banken nicht. Stattdessen wurde vor wenigen Tagen KPMG beauftragt, nach Investoren für den zahlungsunfähigen Mittelständler zu suchen.
Bis unmittelbar vor dem überraschenden Offenbarungseid hatte die Aussicht auf wachsende Gewinne im internationalen Telefonmarkt Banken, Kapitalmarktinvestoren und Kleinanleger von Mox Telecom überzeugt: In den vergangenen drei Jahren investierten die Geldgeber rund 60 Millionen Euro in Aktien, Schuldscheine und Mittelstandsanleihen, die das Unternehmen ausgab. Lange schien Mox seinen Versprechungen gerecht zu werden und meldete Gewinnanstiege.
Mox Telecom: Irreführung in Vietnam?
Die Entwicklung sowohl der Mox-Aktie als auch der Mittelstandsanleihe zeigt, dass vielen Anlegern bis zur Insolvenzanmeldung keine Schwierigkeiten in der Firma bekannt waren. So endete der jahrelange Kursanstieg der Aktie am 17. Juni abrupt, der Kursverlust summierte sich auf über 80 Prozent. Heute gibt die Aktie weitere 18 Prozent ab und notiert tief im Penny-Stock-Bereich.
Die Mox-Mittelstandsanleihe im Volumen von 35 Millionen Euro notierte noch am Tag des Insolvenzantrags bei fast 100 Prozent. Von dem anschließenden Kursverfall konnte sich auch der Bond nicht erholen – Anleger bezahlen aktuell 15 Prozent des Nennwerts für das Papier.
Der Düsseldorfer Anlegeranwalt Klaus Dittke machte gegenüber dem „Wall Street Journal“ Falschmeldungen von Mox Telecom dafür verantwortlich, dass die Anleger auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Der Vorstand habe offenbar „vorsätzlich falsch informiert“, vermutet Dittke. Bei einer Bestätigung des Vorwurfs brächte dies den Fall vor das Strafgericht. „Wenn der Vorstand in Kenntnis der schwierigen Verhandlungen nur positive Nachrichten verbreiten lässt, verschleiert er vorsätzlich die Tatsachen“, ließ Dittke einen seiner Sprecher verlauten.
Für strafrechtlich relevant hält Dittke auch die inzwischen belegte Falschinformation, wonach Mox in Vietnam über die erforderlichen Lizenzen für den Betrieb einer Anbietervorwahl verfüge. Recherchen des Wall Street Journal hatten kürzlich ergeben, dass diese Nummer tatsächlich nicht in Betrieb sei. Mox räumte bereits ein, für den Betrieb der Vorwahl noch keine offizielle Genehmigung erhalten zu haben.